Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
Vom Netzwerk:
ein.
    »Schön, weiter: euch stehen, wenn auch nicht alle, so doch fast alle Einrichtungen dieses herrlichen Hotels zur Verfügung. Ihr dürft das Schwimmbassin jederzeit benutzen, ihr dürft im Meer baden, wann immer die Badeaufsicht Dienst hat. Ihr dürft das Sonnenbad aufsuchen. Und so weiter und so weiter. Einige Einrichtungen jedoch sind tabu für euch. Ich wiederhole: tabu. Zum Beispiel jedwede Bar. Wir haben Merkblätter ausgearbeitet, die Miß Pierce und Miß Webley gleich verteilen werden, in denen alles steht bis ins einzelne.«
    Er streckte die Hände in die Jackettaschen. »Ich brauche also nicht näher auf die Einzelheiten dieser Regeln einzugehen. Wenn ihr sie lest, werdet ihr sehen, daß sie sich eigentlich von selbst verstehen. Und überdies weiß ich, wen ich vor mir habe. Ihr seid hier vierzig: Vierzig. Und wenn ich es recht besehe, zeichnet eine jede von euch ein von Natur aus gutes Benehmen aus, eine gute Herkunft. Und so vertraue ich auf folgendes: ihr werdet euch nicht nur an die gedruckten Regeln halten, sondern auch an die ungedruckten.«
    Er verschränkte die Hände wieder auf dem Rücken. »Und nun zum Schluß. Warum seid ihr hier? Was erwartet euch hier? Wozu seid ihr hierher gekommen?« Er lächelte verzückt. »Ich werd’s euch verraten. Es ist eine unangenehme Überraschung. Ihr seid nicht hergekommen, um auf Kosten der Magna International Airlines einen vergnüglichen Monat im Hotel Charleroi zu verbringen. Nein, gewiß nicht. Ihr seid hierher gekommen, um zu arbeiten. Und ohne euch Angst einjagen zu wollen, möchte ich euch doch sagen, ihr werdet hart arbeiten müssen, sehr, sehr, sehr hart, und zwar fast während der ganzen Zeit. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: ihr habt eine ungeheure Menge zu lernen. Das laßt euch gesagt sein. Ihr seid hier, um zu lernen, und dieses Lernen heißt schuften. So, das wär’s, und ich wünsche jeder einzelnen von euch dazu alles Glück.«
    Wir applaudierten stürmisch, aber ich kam nicht ganz dahinter, was er uns eigentlich hatte sagen wollen; ich meine, es war alles verborgen unter einem Wust von Worten. Dennoch, es klang gut, also klatsch-klatsch und bravo.
    Ehe er hinunterkletterte, bat er Mr. Courtenay, ein paar Worte an uns zu richten, und schon stieg Mr. Courtenay auf den Stuhl. Er war ein untersetzter Mann mit einem markanten, gut geschnittenen Gesicht wie Julius Cäsar, schönem grauem, welligem, hinter die Ohren gebürstetem Haar und schmalen, weißen, feingliederigen Händen. Er trug ein schwarzes Jackett und eine schwarze Weste und gestreifte Hosen; so vornehm, wie man nur sein konnte.
    »Meine Damen«, fing er an. »Es ist eine Ehre für mich, Sie im Hotel Charleroi begrüßen zu dürfen. Wir sind glücklich, wir sind entzückt, Sie bei uns zu haben. Wir sind auch sehr stolz, denn wir wissen, daß Sie die Creme der jungen amerikanischen Frauen darstellen, die Auslese schlechthin. Und darum werden wir alles tun, was wir für Sie tun können, ergeben und freudig. Rufen Sie uns, wann immer Sie wollen, wir sind da, um Ihnen zu dienen. Alles Gute, Ihnen, meine jungen Damen, jeder einzelnen von Ihnen. Ich danke Ihnen.«
    Auch er erntete stürmischen Applaus. Was soll man auch anderes tun, wenn man als Creme der jungen amerikanischen Frauen bezeichnet wird? Also klatsch-klatsch und hipp-hipp-hurra. Der dritte Mann wurde nicht zum Reden aufgefordert. Ich fand das schade. Er sah so interessant aus, wenn er auch eine Hornbrille trug. Er wurde uns nicht einmal vorgestellt. Er stand nur da, mit dieser blanken, intelligenten Miene, und ich tappte im dunkeln.
    Ich flüsterte Donna zu: »Wer ist der mit der Hornbrille?« und sie flüsterte zurück: »Mein Herz, ich bin hier auch fremd. Er ist vermutlich vom FBI.« Sehr aufschlußreich.
    Die Männer zogen sich hastig zurück nach all diesen hübschen Worten, und wir blieben allein mit Miß Pierce und Miß Webley.
    Bei ihnen gab’s kein Schöntun. Keine Rede mehr von jungen Damen und der Creme der amerikanischen Frauen. Mitnichten. Verlaß dich getrost auf eine Frau, sie sagt die Tatsachen so, wie sie sind. Die Romantik bleibt den Männern Vorbehalten.
    Miß Pierce übernahm den Stuhl. Sie sah so gut aus wie nur irgendeine von uns mit ihrem blau-schwarzen Haar, ihren lebhaften Augen, ihrem schön geschwungenen Mund; aber man brauchte dem Blick dieser braunen Augen nur für den Bruchteil einer Sekunde zu begegnen, und man wußte, sie konnte durch einen hindurchsehen, geradewegs bis zum

Weitere Kostenlose Bücher