Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
Vom Netzwerk:
acht«, sagten wir.
    Wir trotteten davon. Es stimmte mich ein wenig melancholisch, Donna zu verlieren. Wir hatten uns recht gut verstanden, und ich hatte das Gefühl, ich würde eine Freundin brauchen.
    Die Tür von Nummer 1412 war geschlossen. Ich klopfte an, und eine Stimme rief: »Wer ist da?«
    »Wir«, sagte ich und stieß die Tür auf. Ein stämmiges Mädchen mit langem, rotem Haar stand vor einem Bett und packte einen Koffer aus. Sie schaute uns überrascht an, und wir schauten sie überrascht an. Sie hatte nichts auf dem Leib außer einem schwarzen Strumpfhaltergürtel.
    Ich sagte: »Hallo«, und erklärte, daß Miß Webley und Miß Pierce uns hierher geschickt hatten. Sie zeigte keine ausgesprochene Begeisterung. Vielleicht hatte sie erwartet, das Appartement ganz für sich allein zu haben. Sie sagte: »Na schön. Macht’s euch bequem. Ich bin Marcia Matthews.« Ich mochte sie nicht. Ich konnte mir nicht helfen. Ich hatte einfach so ein Gefühl in den Knochen. Sie fuhr fort mit Auspacken, aber sie machte keinerlei Anstalten, sich ein Kleid überzuziehen. Mich störte das wenig, wenn ich auch, offen gestanden, der Ansicht bin, daß die göttlichen weiblichen Formen nicht allzuviel Enthüllung vertragen. Für meinen Geschmack sind sie mir einfach zu wellig. Ich bin entzückt, daß Dichter und Maler und Bildhauer und männliche Wesen im allgemeinen die Angewohnheit haben, über weibliches Fleisch in Ekstase zu geraten, aber mich läßt weibliche Nacktheit vollkommen kalt.
    Nicht so Alma. Sie wurde fahl. Italienische Mädchen sind im allgemeinen sehr streng erzogen, gewöhnlich von Nonnen; und sie sind geradezu närrisch puritanisch, was gewisse Dinge anbelangt, wenn sie auch in bezug auf andere wieder verblüffend irdisch sind. Schnaubend ging sie im Zimmer umher, und schließlich baute sie sich vor Matthews auf und sagte: »He! Du! Fräulein! Du glauben, dies hier ist türkisches Bad?«
    »Ha?« machte Matthews und trat erschrocken einen Schritt zurück.
    »Du immer herumrennen und immer alles draußen hängen lassen, alle Zeit?«
    »Was willst du?« sagte Matthews.
    Alma beugte sich vor und beschnüffelte sie. Dann wandte sie sich ab und hielt sich die Nase zu. »Puh!« sagte sie laut. »Fiisch!«
    »Untersteh dich!« kreischte Matthews.
    Es ist eine bekannte Tatsache, daß jedes italienische Mädchen zehn andere von der Welt an Beleidigungen übertrumpfen kann. Ich zerrte Alma fort, ehe sie noch etwas anderes sagen konnte; Matthews zog sich hastig ein Kleid über; und dann ging ich mit Alma zum Lastenaufzug, um unser Gepäck zu holen. »Hör mal«, sagte ich zu ihr, »du darfst keinen Streit anfangen mit der. Wir müssen schließlich einen Monat mit ihr zusammen leben.«
    Wir hatten eben den letzten unserer Koffer in das Appartement gebracht, als Donna hereinstürmte mit finsterer Miene. Sie würdigte mich keines Blickes. Mit einer Stimme, die sich Gehör verschaffte, sagte sie: »Ist hier eine Person namens Matthews?«
    »Ja, das bin ich«, säuselte Matthews.
    Donna starrte sie an: »Du bist Matthews?«
    »Ja. Marcia Matthews.«
    »Matthews«, legte Donna los. »Was soll dieser Blödsinn? Du gehörst ins Appartement 1401. Was zum Teufel tust du hier?«
    »Aber —«, sagte Matthews.
    »Miß Webley draußen platzt vor Wut. Von Miß Pierce gar nicht erst zu reden. Junge, du fängst aber gut hier an! Los, Kindchen, pack deinen Kram zusammen und verschwinde zum Teufel dahin, wo du hingehörst.«
    »Aber ich habe doch schon fast alles ausgepackt«, jammerte Matthews.
    »Raus«, sagte Donna.
    Langsam bekam ich mit dem Mädchen Mitleid. Wir machten ihr das Leben nicht leicht. Donna trieb sie mit der Peitsche an, und schließlich verschwand sie mit Sack und Pack. Aber ich konnte mir nicht helfen, ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, daß ich diesen Strumpfhaltergürtel nie mehr zu sehen brauchte.
    »Okay, wenn ich einziehe?« fragte Donna.
    »Natürlich ist’s okay«, sagte ich, »aber wie hast du das geschafft?«
    »Ich bin einfach hingegangen und hab’ Miß Webley gefragt. Sie sagte, gewiß, sie habe keine Einwände gegen einen Tausch, wenn ich mich mit der anderen einigen könnte.«
    »Meine Güte«, sagte ich. »Du hast dich mit ihr geeinigt, und wie! Du hast ihr geradezu nervöse Störungen fürs Leben verursacht.«
    »Das hab’ ich von meinem Vater gelernt«, sagte Donna. »Wenn man einen Handel abschließen will, darf man keine Spur von Schwäche zeigen. Dann geht’s schief.«
    Nun, ich war

Weitere Kostenlose Bücher