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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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das?«
    »Ah«, sagte Alma. »Ich euch sagen, was ich finden. Ich finden, amerikanische Mädchen sein sehr naiv, das ist, was ich finden.«
    »So?« sagte Donna.
    Alma zuckte die Schultern. »Regeln. Regeln sein Regeln. Sie sein da. Wenn du sie kannst folgen, du sie folgen. Wenn du sie nicht folgen kannst, dann du aufpassen, daß dich der Polizeimann an die Ecke nicht erwischen tut.«
    »Das werd’ ich mir merken«, sagte Donna und lachte. »Wißt ihr was, Kinder? Ich sterbe vor Durst. Annette, mein Herz, guck mal für mich in den Eisschrank. Sieh nach, ob da Eiswürfel drin sind.«
    »Okay«, sagte Annette.
    »Carol, mach mir mal den grauen Koffer da auf, ja?«
    Ich hatte ein sonderbares Gefühl. »Was wülst du denn aus dem Koffer haben?«
    »Ich hab’ da eine Flasche Gin drin versteckt. Wir können einen trinken und es uns gemütlich machen.«
    »Nichts da«, rief ich, und Annette erstarrte auf dem Weg zum Eisschrank.
    »Ach, komm schon«, sagte Donna lachend.
    »Nein, Teuerste«, sagte ich.
    Sie hörte auf zu lachen. Sie sagte sehr ruhig: »Weißt du, ich dachte, du seist anders.«
    Sie irrte sich, wenn sie glaubte, mir mit diesem alten Spruch das Herz zu brechen. Ich sagte: »Wir wollen das klarstellen. Ich bin kein Spielverderber. Wenn du was trinken möchtest, dann los, trink was. Es ist dein gutes Recht.«
    »Wirklich?«
    »Hör mal«, sagte ich. »Du kennst die Regeln. Mein Gott, vor einer Minute erst haben wir sie gelesen. Wenn dir danach zumute ist, eine Regel zu mißachten, soll es mir gleich sein, jederzeit, und ich nehme an, die anderen hier im Appartement denken ebenso. Wir werden dich nicht verpetzen. Aber zieh uns nicht mit hinein. Okay?«
    »Das ist mir recht«, sagte Donna. »Es macht mir nichts aus, allein zu trinken. Jeder, der auch etwas möchte, ist herzlich eingeladen.«
    Ich sagte: »Schön. Jetzt werd’ ich dir sagen, was du tun wirst. Du nimmst deine Flasche, und du nimmst dein Eis, und du gehst ins Badezimmer und schließt dich da ein. Wir werden dich nicht stören. Muß irgend jemand noch ins Badezimmer, bevor Donna sich einschließt?«
    »Hahaha, maßlos komisch«, sagte Donna.
    Ich sagte: »Ich meine es ernst.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    Sie schaute mich an. Sie hatte die erstaunlichsten grünen Augen, und der Teufel saß darin. Sie sagte: »Okay, junge Frau, du hast gewonnen.«
    Sie stand auf und reckte sich. »Nichts zu trinken«, sagte sie verwundert. »Ich hätt’ nie geglaubt, daß ich diesen Tag je erlebe.« Sie neigte den Kopf zur Seite, als lausche sie auf irgend etwas, das in ihr vorging. »Wißt ihr was?« sagte sie. »Ich sterbe vor Hunger.« Sie blickte auf die Uhr. »Heiliger Bimbam! Kein Wunder, daß ich vor Hunger sterbe. Es ist Viertel vor neun. Ist euch klar, daß ich seit sechs Uhr früh nichts mehr gegessen habe?«
    Annette sagte: »Ich hab’ Kekse da, wenn du magst.«
    Jurgy sagte: »Ich hab’ Schokolade. Du kannst sie gern haben.«;
    »Kinder, ihr versteht mich nicht richtig. Ich hab’ Hunger. Ich möchte ein Steak haben. Und soll ich euch ein Geheimnis verraten? Ich geh’ noch in dieser Minute los und verschaff mir eins.«
    Es wurde totenstill.
    »Mein Gott«, rief sie in dieses Schweigen hinein. »Welche Regel hab’ ich jetzt mißachtet? Soll das heißen, wenn ich ein Steak haben möchte, muß ich auch das im Badezimmer essen?«
    Ich muckste mich nicht. Annette klärte sie auf. »Nein. Es ist nur, Miß Pierce hat uns untersagt, heute abend das Hotel zu verlassen. Du erinnerst dich?«
    Und das brachte Donna vollends aus dem Häuschen. Sie stürmte hin und her im Zimmer und schrie etwas von Nazismus und Sowjetmethoden, sie warf ihre Schuhe an die Wand und raufte sich die Haare, bis ich sie am Arm packte und sagte: »He, hör auf, beruhige dich. Du kannst nicht Weggehen, aber hier im Hotel ist bestimmt irgendwo eine Imbißstube, wo du ein deutsches Beefsteak essen kannst.«
    Sie schrie: »Ich will kein verdammtes deutsches Beefsteak, ich bin ein ausgewachsener Mensch, ich brauch’ Nahrung, ich will ein vernünftiges englisches Steak.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich hab’ auch den ganzen Tag lang nichts gegessen. Ich komm’ mit.«
    Alma rief: »Carola, du mir mitnehmen?«
    »Du hast auch Hunger? Natürlich. Annette? Jurgy?«
    Annette und Jurgy wollten lieber dableiben. Sie hätten ihre Kekse und ihre Schokolade.
    Ich sagte: »Okay, Donna, gehen wir.«
    Ein sonderbarer Ausdruck kam in ihre grünen Augen: »Dies ist ein ziemlich nobles Hotel, nicht

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