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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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so ‘rumliegen lassen, Donna. Und diese Ringe.«
    »Ach was«, sagte Donna.
    »Ich schließ’ deine Handtasche in deinen Schrank ein«, sagte Annette
    Donna lachte: »Okay.«
    »Moment«, sagte Alma, fischte sich den einen Brillantring heraus, steckte ihn sich an den Ringfinger der rechten Hand, prüfte kritisch die Wirkung und wandte sich zu Donna: »Es dir nichts ausmachen? Ich tragen diese Ring heute abend?«
    »Natürlich nicht. Bitte, gem.«
    Wir gingen hinaus zum Fahrstuhl, und ein paar Spießer, den Kopf voller Lockenwickler, in Regenmänteln, um ihre Blöße zu bedecken, glotzten uns an mit schier aus den Höhlen quellenden Augen. Arme Tröpfe: Stewardeß-Anwärterinnen, die ihrer knechtischen Arbeit nachgingen.
    Nun, offen gestanden, wir machten der Ausbildungsschule für Stewardessen keine Schande. Und noch etwas fiel mir auf: wir ragten alle sozusagen hoch in die Luft. Ich hatte acht Zentimeter hohe Absätze. Alma, die ungefähr so groß war wie ich, einen Meter siebzig, trug Bleistiftabsätze von zehn Zentimetern und Donna ebenfalls. Wenn man Absätze von zehn Zentimetern hinzufügt zu einem Mädchen von fast einem Meter fünfundsiebzig in Strümpfen, dann ergibt das etwas très formidable.
    Der Liftboy erbleichte, als er uns sah. Kein Grinsen mehr diesmal, o nein. Zusammengenommen waren wir ungefähr fünfzig Zentimeter größer als er, und hätte er uns auch nur im geringsten herausgefordert, wir hätten ihn auf der Stelle zu Matsch schlagen können. Wir waren keine Witzfiguren mehr, die in den vierzehnten Stock verbannt waren, wir waren Damen. Wir hatten Würde. Ich hatte ein paar Sekunden Zeit, darüber nachzudenken, während der Fahrstuhl abwärts glitt. Es war kaum zu fassen, aber ich war aus den Müllkübeln aus Greenwich Village gekommen — wann? Erst vor wenigen Stunden. Thompson, das Gänseblümchen vom Washington Square. Und hier war ich nun, ich war angezogen wie ein junges Mädchen, ein Traum, ein Traum, und ich war auf dem Wege, meine erste Boulette im Hotel Charleroi in Miami Beach zu essen. Es war berauschend. Der Fahrstuhl hielt, die Türen glitten auseinander, wir traten hinaus, und hokus pokus fidibus — das Wunder, von dem immer die Anzeigen voll sind, geschah! Wir spürten es alle drei, wir spürten, wie die Luft knisterte in Hochspannung, wie aller Augen sich uns zuwandten, wir hörten das Summen geflüsterter Bemerkungen. Ich sah vor mir nichts als Männer. Die Kunde mußte sich verbreitet haben, daß sich hier im vierzehnten Stock vierzig auserlesene weibliche Wesen befanden, und hier waren wir nun, drei Musterexemplare. Ich hätte am liebsten kehrtgemacht und Fersengeld gegeben.
    Doch schon, von irgendwoher aus dieser flirrenden Luft, trat Mr. Maxwell Courtenay in Erscheinung: schwarzes Jackett, schwarze Weste, gestreifte Hosen, das Gesicht Cäsars, schmale, weiße Hände. Er war nicht der Mann, über den man lachte. Er war jemand, und man mußte ihn ernst nehmen. Aber er war kleiner, als ich ihn in Erinnerung hatte, ungefähr einen Meter fünfundsechzig. Er schaute mich an und lächelte. Er schaute Alma an und lächelte. Dann blickte er hinauf zu Donna, als hätte sie ihm das Herz durchbohrt.
    Nun, ich hätte darauf gefaßt sein sollen.
    »Meine Damen«, sagte er, »was kann ich für Sie tun?« Aber er sagte es zu Donna allein, und ich schwöre, während er das fragte, hob er sich auf die Zehenspitzen, als wollte er ihr geradewegs in die Augen schauen.
    Sie hauchte: »Oh, Mister Courtenay, wir sind vom vierzehnten Stock, von der Ausbildungsschule —«
    »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen. Das sehe ich. Und seien Sie versichert, wie glücklich ich bin, Sie unter unserem Dach zu haben, wie geehrt wir uns fühlen, mit dazu beitragen zu dürfen —« Er war so in Fahrt, er hätte am liebsten seine Rede von A bis Z wiederholt.
    Donna fiel ihm ins Wort: »Mister Courtenay, was wir wissen möchten, ist, haben Sie hier ein Restaurant oder eine Imbißstube vielleicht, wo wir einen Happen essen könnten. Ja? Irgendein ruhiges Eckchen, wo wir ein kleines Steak bekommen könnten, oder so etwas?«
    Ich weiß nicht, warum. Sie kam mir vor wie Scarlett O’Hara. Er war wie vom Donner gerührt. »Ob wir ein Restaurant haben?«
    »Ja.«
    »Madam —« Er stockte. »Verzeihen Sie, wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Donna Stewart. Und dies ist Miß di Lucca. Und dies Miß Thompson.«
    Er machte vor jeder von uns eine steife Verbeugung. Dann wandte er sich wieder an Donna. »Bitte, folgen Sie

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