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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Rechtes, ererbt von unseren angelsächsischen Vorfahren — «
    »Miß Thompson!«
    »— daß jede Person, die eines Verbrechens, ob groß oder klein, verdächtigt wird, als unschuldig anzusehen ist, solange er oder sie nicht über jeden Zweifel hinaus für schuldig befunden wird —«
    Mrs. Montgomery sagte sanft: »Miß Thompson.«
    Nun gut, sollte sie sich einmischen, mir konnte es nur recht sein. Ich wandte mich an sie: »Mrs. Montgomery, wir wollen zumindest eines klarstellen. Leben wir in Amerika oder nicht? Ist die Magna International Airlines eine amerikanische Fluggesellschaft oder nicht?«
    Sie schaute mich bekümmert an. »Wir haben Sie nicht verdächtigt, Miß Thompson. Der Beweis war nur allzu deutlich. Sie sind in Abendkleidern ins Restaurant gegangen. Sie haben sich eine Flasche Wein bringen lassen. Später hat sich ein Mann zu Ihnen gesellt, der, wie ich hörte, ein notorischer Spieler ist, ein gewisser Mr. Brangwyn. Sie sind gemeinsam mit ihm hinaus auf die Terrasse gegangen. Stimmt das?«
    »Ja«, sagte ich.
    Sie fuhr fort: »Ob Sie unsere Regeln als zu hart oder kindisch oder ungerecht empfinden, spielt keine Rolle. Es waren viele Menschen im Restaurant, die Sie und Ihre beiden Freundinnen beobachtet haben müssen. Können Sie sich deren Glossen vorstellen? Drei unserer Stewardeß-Anwärterinnen, die, kaum daß sie in Miami angekommen sind, sich in einem teuren Restaurant herumtreiben und sich mit einem berüchtigten Spieler abgeben. Miß Thompson, glauben Sie, daß Ihr Benehmen dazu beigetragen hat, unseren Ruf zu fördern? Oder finden Sie, daß die bewiesenen Tatsachen eine andere Möglichkeit zulassen als sofortige Entlassung?«
    Ich war an jemanden geraten, der sehr viel redegewandter war, als ich es jemals sein würde, und ich wußte, wann ich geschlagen war. Ich sagte: »Sie haben vollkommen recht, Mrs. Montgomery«, und wieder machte ich kehrt, um zu gehen.
    Mr. Garrison brüllte: »Thompson! Kommen Sie zurück!«
    Also drehte ich mich ein zweitesmal um.
    Er starrte mich an. »Haben Sie nichts zu Ihrer eigenen Verteidigung vorzubringen? Außer der Zitierung der Freiheitsurkunde? Haben Sie keine Erklärung für Ihr Betragen?«
    Ich sagte: »Was hätte das für einen Sinn? Sie haben mich entlassen.«
    Er platzte fast aus der Haut. »Sie sind entlassen. Und, bei Gott, ich werde Sie wieder entlassen, wenn Sie so weitermachen! Was wollten Sie da in dem Restaurant?«
    »Wir hatten Hunger, Mister Garrison. Wir hatten den ganzen Tag noch nichts gegessen. Wir gingen hinunter, um etwas zu essen. Das ist alles.«
    Einen Augenblick lang sah er verblüfft aus, aber er fing sich rasch wieder. »Sie mußten Abendkleider anziehen, um etwas zu essen, wie?«
    »Mister Garrison, wir wohnen in einem der vornehmsten Hotels in Miami Beach. Jede Frau, die dort wohnt, zieht sich, das ist eine Tatsache, zum Essen um. In Ihren Regeln heißt es wortwörtlich, daß wir jederzeit angemessen gekleidet sein müssen. Ich weiß nicht, ob Sie es als angemessen empfunden hätten, wenn wir in langen Hosen und Pullovern erschienen wären. Wir jedoch als Damen empfanden, daß die einzig angemessene Kleidung ein Abendkleid sei.«
    Er blinzelte. Ich fuhr schnell fort, ehe er mich unterbrechen konnte. »Aber wir hatten auch gar nicht vor, in dieses Restaurant zu gehen — wie hätten wir uns das leisten können bei dem, was Magna uns bezahlt? Doch dann begegneten wir Mister Courtenay in der Halle, und er ist so versessen auf diese Idee von der Creme junger amerikanischer Frauen, daß er uns in das Restaurant >Zum Sonnenkönig« führte als Gäste des Hotels. Wir haben keinen Penny für unser Essen bezahlt, abgesehen davon, daß ich nur eine jämmerliche Boulette und eine Tasse Kaffee verzehrt und dafür fünf Dollar Trinkgeld hingelegt habe.«
    »Sie haben Wein getrunken, nicht wahr?«
    Ich sagte: »Mr. Garrison, Miß di Lucca hat Wein getrunken. Ich nicht. Auch nicht Donna Stewart. Und Sie werden sich damit abfinden müssen oder nicht, aber Sie werden Miß Lucca nicht daran hindern, Wein zu trinken. Das wäre gewissermaßen gegen ihre Religion. Sie ist Italienerin. Nie würde sie Wasser zu etwas anderem benutzen als zum Baden.«
    Er schaute Mrs. Montgomery an. Mrs. Montgomery erwiderte seinen Blick gelassen. Der andere Mann zündete sich eine Zigarette an und starrte an die Decke. Ich war sehr froh darüber, ich fand diese grauen Augen so verwirrend.
    Mr. Garrison sagte: »Sie scheinen für alles eine plausible Erklärung zu

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