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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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haben, Miß Thompson. Wollen mal sehen, was Sie bezüglich diesès Burschen Brangwyn vorzubringen haben. Dieses billigen Spielers.«
    Ich konnte mir nicht helfen, ich mußte ein wenig süße Rache nehmen. »Mister Garrison, glauben Sie mir, ich wül hier keine Scherze machen oder so etwas. Aber Sie können ihn wirklich nicht einen billigen Spieler nennen. Er schuldet der Regierung hundertfünfzigtausend Dollar, und das ist ein Haufen Geld, wenn man’s in der Tasche hat.«
    Mr. Garrison fand das nicht erheiternd. »Das war Ihnen bekannt?«
    »Ja, Sir.«
    »Was taten Sie dann in seiner Gesellschaft?«
    Und wieder ging ich in die Luft mit Worten, wie ein Ballon. Mr. Garrison und Mrs. Montgomery hatten jedes Recht, die Ehre und das Ansehen der Magna International Airlines zu verteidigen. Sie hatten jedoch kein Recht, sich wie die spanischen Inquisitoren aufzuführen. Ich sagte: »Mister Garrison, wenn Sie sich mit dem FBI einigen könnten, jeden Passagier, ehe er das Recht hat, einen Flugschein zu erwerben, zu verhören, dann würde so etwas nicht geschehen. Ich hab’ gestern im Flugzeug neben Mister Brangwyn gesessen. Ich habe es mir nicht ausgesucht, neben ihm zu sitzen. Man hat mir diesen Platz neben ihm angewiesen. Wie sollte ich wissen, daß er ein notorischer Spieler ist? Er hat mich nicht aufgefordert, mit ihm Karten zu spielen. Er hat nicht versucht, mich zu einer Wette zu überreden. Er war in der Tat so freundlich und zuvorkommend, wie man nur sein kann. Wir haben geplaudert über Sauerstoff und über Fliegen und ähnliches. Als er gestern an unseren Tisch kam, benahm er sich wie ein vollendeter Gentleman. Mrs. Montgomery, bitte verraten Sie mir: wie hätte ich handeln sollen? Hätte ich eine Szene machen und darauf bestehen sollen, daß er hinausgeworfen wird?«
    Sie sagte: »Aber es war Ihnen bekannt, daß er ein Spieler ist?«
    »Ich hatte so etwas läuten hören, das ist alles. Sie können einen Menschen nicht auf ein Gerücht hin verurteilen, oder doch?«
    »Meine Liebe, ich kann Ihnen diese Frage nicht beantworten.«
    Mr. Garrison strich sich mit den Fingerspitzen über die Wangen, auf und ab. Dann lehnte er sich zurück, wie der Mann mit der Hornbrille, und starrte an die Decke. Darauf schaute er mich an und sagte: »Beabsichtigen Sie, diesen Mann wiederzusehen?«
    »Er ist ein Freund von Mr. Courtenay, Sir. Er geht in diesem Hotel aus und ein. Es wird schwierig sein, eine Begegnung mit ihm zu vermeiden, es sei denn, ich verstecke mich hinter irgendeiner Säule, sobald ich ihn erblicke.«
    Mr. Garrisons Verhalten änderte sich plötzlich. Er wurde ruhig und freundlich und offen. Er nannte mich, ich dachte, ich höre nicht recht, beim Vornamen. »Carol, es ist nicht unsere Art, unseren Mädchen vorzuschreiben, wen sie sehen dürfen und wen sie nicht sehen dürfen. Immerhin, ich hoffe, Sie sehen ein, wogegen wir uns hier verwahren müssen. Mögen Ihre Beziehungen zu diesem Burschen auch noch so harmlos sein, es wird Geschwätz geben. Es wird ein schlechtes Licht auf uns werfen. Und wenn es zu einer Wahl kommen sollte zwischen Ihnen und Brangwyn und dem Ruf der Stewardeß-Ausbildungsschule, dann werde ich nicht eine Sekunde lang zögern. Dann gehen Sie. So einfach ist das. Sie verstehen?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Kann ich mich also darauf verlassen, daß Sie diesen Mann nicht mehr wiedersehen werden?«
    Ich hätte am liebsten losgeweint. Es war so grausam, so ungerecht. Ich war nicht verliebt in Nat Brangwyn, ich hatte keine besonderen Gefühle für ihn, er war einfach nett gewesen und freundlich und schüchtern, und ich wäre bereit gewesen zu schwören, daß er mir nicht das kleinste Leid antun werde. Warum sollte ich ihn nicht sehen dürfen? Und doch konnte ich einsehen, daß alles, was Mr. Garrison sagte, Hand und Fuß hatte. Gerede, Skandal, ein schlechtes Licht — es war nur zu wahrscheinlich.
    Ich sagte, indem ich mir vorkam, als verleugnete ich alles, woran ich bisher geglaubt hatte: »Ich werde versuchen, Mr. Brangwyn aus dem Wege zu gehen.«
    Mr. Garrison sagte: »In Ordnung. Sie können in Ihre Klasse zurückgehen.« Und er fügte hinzu: »Nehmen Sie auch Miß di Lucca und Miß Steward mit.«
    »Danke, Sir.«
    »Übrigens noch eins, ich möchte es Sie als erste wissen lassen. Von heute an ist eine neue Regel in Kraft. Abendkleider dürfen nicht getragen werden, ich wiederhole, nicht getragen werden, außer an Wochenenden und zu besonderen Gelegenheiten. Wollen Sie das bitte den anderen in Ihrem

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