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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Appartement ausrichten?«
    »Ja, Sir, mach’ ich. — Wie ist das mit Miß di Luccas Wein?«
    Er knallte seinen Bleistift auf den Tisch. »Verflixt. Wir werden ihn als Medizin betrachten. Okay?« Er kniff die Augen zusammen. »Aber wenn ich sie je den Korridor entlangschwanken sehe oder sie auch nur danach riecht, dann ist der Teufel los. Ist das klar?«
    Ich sagte: »Ja, Sir«, und entfernte mich.

    Ich erwähnte Alma gegenüber nichts von alldem. Ich erzählte es jedoch Donna. Ungefähr um halb elf, nachdem wir die Anmeldung hinter uns und zahllose Unterschriften geleistet hatten, wurden wir durch einen weiteren Irrgarten von Korridoren in eine Kaffeebar geführt auf eine Pause von zehn Minuten. Zum Glück saß Alma an einem anderen Tisch, so daß Donna und ich ein paar Minuten allein waren mit unserem Kaffee und unserem Gebäck, und ich berichtete ihr in großen Zügen von meiner Vernehmung vor der Inquisition, wobei ich den Prolog zu Akt I, Szene 1 besonders betonte, in dem Mr. Garrison mir den Gutschein aushändigte für meinen augenblicklichen Rückflug. »Donna, wir wollen uns nichts vormachen. Sie sind todernst, sie meinen jedes Wort, das sie sagen; entweder wir spuren, oder wir sind draußen.«
    »Carol, wie alt bist du?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »Ich bin dreiundzwanzig.« Sie strich sich das Haar zurück. »Ich bin nicht ins College gegangen, weil ich meinem alten Herrn im Betrieb helfen mußte. Ich hab’ dir erzählt, nicht wahr, daß meine Mutter vor sieben Jahren gestorben ist, und ehe dieses Miststück Marion auftauchte, war ich wirklich Herrin im Haus. Paps überließ einfach ganz automatisch alles mir. An einem guten Wochenende hatten wir achtzig bis hundert Logiergäste, und ich mußte mich darum kümmern, daß alles zu ihrer Zufriedenheit ablief. Ich hab’ die volle Verantwortung getragen. Und was noch mehr ist, Paps traute es mir zu, sie tragen zu können.«
    »Das klingt großartig.«
    »Zum Teufel noch eins, wir sind erwachsen, nicht wahr? Warum müssen sie uns behandeln wie Gören, die eben zur Schule gekommen sind? Ich bin nicht mehr gewöhnt daran. Ehrlich, Ca-rol, wenn sie versuchen, mich so zu behandeln, wie sie dich heute morgen behandelt haben, dann gibt’s Feuerwerk. Ich will diese Stellung haben, sie bedeutet eine Menge für mich, aber verdammt will ich sein, wenn ich mich von denen schurigeln lasse wie Annie, die kleine Waise. Ich trinke gern was, und ich bin gern in Gesellschaft von Männern, und es gibt kein Gesetz, das mir das verbietet. Wir wollen uns nichts vormachen, Carol, was, zum Teufel, glaubt Garrison hier zu leiten? Ein Kloster?«
    Ich sagte: »Donna, ich stimme dir zu. Aber betrachte die Sache von deren Standpunkt aus. Sie haben vierzig von uns im Charleroi. Sie müssen eine Art von Ordnung und Regelung haben. Kannst du dir vierzig Mädchen vorstellen, die alle ihre eigenen lieblichen Wege gehen? Die Hölle bräche los. Dantes Inferno wäre nichts dagegen. Du siehst das doch ein, nicht wahr? Es wäre das reinste Chaos.«
    Sie dachte einen Augenblick lang darüber nach, dann sagte sie widerstrebend: »Ich glaube ja.«
    Ich sagte: »Es ist nur für einen Monat.«
    Sie lächelte säuerlich. »Ich weiß nicht, ob ich das einen Monat lang aushalten kann.«
    Miß Webley trieb uns in Gruppen zu unseren verschiedenen Obliegenheiten. Wir vertrödelten unendlich viel Zeit damit, daß wir ‘rumstanden und darauf warteten, interviewt zu werden oder maßgenommen für die Uniformen, oder was immer es sein mochte.
    Der Vormittag verging ziemlich trübsinnig. Aber nach dem Lunch, es gab Wurststullen, dickbelegt, ging ich nach oben, um mich untersuchen zu lassen, und ich genoß jede Minute davon, weil die Ärztin so ausgesprochen reizend war. Sie hieß Elizabeth Schwartz. Sie war noch ziemlich jung mit einem fein geschnittenen Gesicht und vorzeitig weißem Haar; und als sie herausfand, daß ich mich gern unterhielt, schwatzte sie munter drauflos. Sie klopfte und horchte mich ab, sie entnahm die üblichen Urin- und Blutproben, sie wog mich, sie maß meinen Blutdruck. Sie untersuchte meine Augen, meine Ohren, meine Nase, meinen Hals; und sie redete ununterbrochen, in einer sehr freundlichen und verständnisvollen Art, und sie erklärte mir, wozu dies alles notwendig war. Die Blutuntersuchung zum Beispiel. Man könne nicht regelmäßig fliegen, wenn man anämisch sei, weil in großer Höhe das Blut nicht genügend Sauerstoff aufnehmen kann. Und darum sei es Stewardessen auch nicht erlaubt,

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