Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
Vom Netzwerk:
geschlagen.
    Er sagte: »Sie würden diese vier jungen Mädchen mit Sorgfalt auswählen, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    Er sagte: »Beginnen Sie jetzt einzusehen, warum wir so strenge Anforderungen stellen?«
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und sagte: »Doktor Duer, warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Ich finde, Sie müssen das wissen.«
    »Glauben Sie, daß ich Ihren Anforderungen nicht gewachsen bin, Sir? Wollen Sie mich nach Hause schicken?«
    Er schaute mich voller Ernst an, und ich erwiderte seinen Blick frei und offen, aber als menschliches Wesen diesmal; und plötzlich, zu meinem größten Erstaunen, schien irgend etwas zwischen uns zu strömen, von meinem Körper zu seinem, von seinem Körper zu meinem, eine eigentümliche Wärme, ein sonderbares Erkennen, eine merkwürdig zitternde Welle der Erregung. Ich empfand es, und ich wußte, auch er empfand es; denn er erhob sich, setzte die Brille wieder auf (er versuchte, diese verheerenden Augen vor mir zu verbergen) und sagte barsch: »Nein, wir wollen Sie nicht nach Hause schicken. Ich habe nur versucht, Ihnen zu erklären, warum wir so streng sein müssen. Das ist alles.«
    Ich sagte: »Ich verstehe. Ich danke Ihnen.«
    Er sagte in demselben barschen Ton: »Es tut mir leid, daß ich Sie so lange aufgehalten habe. Wenn Sie irgendwelche Probleme haben, zögern Sie nicht, kommen Sie zu mir. Ich bin jeden Tag hier im Büro zu erreichen, und fast jeden Abend im Zimmer 1208 im Hotel — Sie können mich da anrufen.«
    Er geleitete mich zur Tür, er schien gereizt und beunruhigt zu sein. Ich war nicht beunruhigt — ich war noch immer einfach verwundert. Nie in meinem ganzen Leben war mir so etwas geschehen wie dieser erotische Elektroschock. Er sagte, wobei er zu lächeln versuchte: »Nun, auf Wiedersehen dann«, und ich schaute auf zu ihm, in seine Augen, auf seinen Mund, und ich dachte, Gott, du bist ein erstaunlicher Mann. Und so schieden wir voneinander.

    Die Klasse machte Frühstückspause. Ich traf die anderen in der Kaffeebar. Donna saß allein, und ich holte mir eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen und ging zu ihr, wobei ich fast allen Kaffee in die Untertasse schwappte. Sie schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagte: »Junge! Du warst stundenlang beim Psychiater. Was habt ihr gemacht, die ganze Zeit?«
    »Du weißt schon. Den üblichen Zauber.«
    »Was für üblichen Zauber? Ich war noch nie bei einem Psychiater. Ich habe nicht die leiseste Vorstellung, was man da macht.«
    Ich fühlte mich ganz leicht, und mein Herz klopfte wie rasend, und ich glaube, ich war etwas übergeschnappt, vorübergehend. Ich sagte: »Sei nicht kindisch, Donna. Natürlich weißt du, was geschieht, wenn man zu einem Psychiater geht.«
    »Ich weiß nur«, sagte sie, »daß man sich auf eine Couch legen muß.«
    »Was für eine Couch?«
    »Eine Ledercouch.«
    »Da hast du’s«, sagte ich. »Du weißt es also.«
    »Und was dann?«
    »Er stellt dir einen Haufen Fragen, du Dummkopf.«
    »Was für Fragen hat er dir gestellt?«
    »Die üblichen Fragen.«
    »Über dein Liebesleben?«
    »Klar. All die finsteren Einzelheiten über mein Liebesleben.«
    »Wirklich?« Diese Aussicht schien sie zu beunruhigen.
    »Erzähl mir lieber, was ihr noch gemacht habt, während ich fort war?«
    Sie rümpfte die Nase. »Miß Webley hat nur über Körperhygiene gesprochen. Carol, los, erzähl weiter von diesem Psychiater.« ,
    »Da ist nichts weiter zu erzählen.«
    »Eines weiß ich immerzu«, sagte sie. »Wenn ich mich auf eine Ledercouch lege, rutscht immerzu mein Rock hoch. Darin hab’ ich Erfahrung, glaub mir. Hast du Ärger mit deinem Rock gehabt? Ist er hochgerutscht?«
    »Deinen Rock hast du überhaupt nicht an dabei«, sagte ich. Gott weiß, warum ich das sagte, ich war einfach aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Sie schrie wild auf.
    Ich sagte: »Du mußt dich ganz ausziehen.«
    »Oh, nein!«
    »Doch. Du mußt dich ganz ausziehen, und dann ziehst du eine Art Krankenhausnachthemd an.«
    »Wirklich?« flüsterte sie. »Und man liegt da in einem Nachthemd und erzählt ihm alles über sein Liebesleben? Kommen ihm dabei keine Gedanken?«
    »Er ist Arzt, du Närrin.«
    »Das schon, aber, Carol, es klingt eigentlich faszinierend, um’s mal kennenzulernen.«
    »Tja, und du bekommst’s umsonst. Andere Leute müssen fünfundzwanzig Scheine hinblättern für die Stunde.«
    »Mach keine Witze.« Sie war beeindruckt.
    Miß Webley erhob sich, um zu gehen, und die Klasse stand gleichfalls

Weitere Kostenlose Bücher