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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Nachmittags waren wir alle erschöpft — außer Miß Webley natürlich, die weiterhin so hübsch und so strahlend und so frisch aussah wie ein Tausendschönchen. Als wir in dem rosa-hellblauen Bus zurückfuhren, sprach kaum jemand ein Wort. Von links besehen war es ermutigend; denn wenigstens hatte ich nicht allein das Gefühl, den Kopf nur voller Sägespäne zu haben.
    Sobald wir in unserem Zimmer waren, sagte Donna: »Nun, ich weiß jedenfalls, was ich tun werde.«
    Ich fragte: »Was denn?«
    Sie riß sich die Kleider vom Leib. Sie sagte: »Liebste Bienenkönigin, ich steig’ in meinen Badeanzug, und dann steig’ ich hinunter zum Schwimmbassin, und dann steig’ ich in dieses Wässerchen, und dann setz’ ich mich in die gute alte Sonne und ruhe mich aus. Junge! So, wie ich mich jetzt fühle, bin ich ungenießbar für Mensch und Tier.«
    »Donna, du hast es erfaßt, ich komm mit.«
    »Okay. Aber mach fix. Wir wollen nicht kostbare Sekunden vertrödeln.«
    Sie zog einen einigermaßen sittsamen grünen Badeanzug an, und ich meinen einteiligen schwarzen, und als wir eben gehen wollten, in Bademänteln und Sandalen, läutete das Telefon.
    Ich sagte: »Wer mag das sein?«
    »Nimm ab und frag«, sagte Donna.
    Ich nahm den Hörer auf und sagte: »Hallo«, und eine gepflegte weibliche Stimme antwortete: »Ist Miß Thompson zu sprechen?«
    »Ja. Am Apparat.«
    »Oh, Miß Thompson, ich spreche von Mister Courtenays Büro aus. Könnten Sie bitte zu Mister Courtenay kommen, sobald es Ihnen möglich ist?«
    Es klang unheilvoll, mir wurde sogleich ganz schwach. Ich sagte: »Warum?«
    »Mister Courtenay wird es Ihnen erklären, wenn Sie hier sind. Besten Dank, Miß Thompson.«
    Ich legte den Hörer auf und setzte mich auf mein Bett. Ärger. Das konnte nur Ärger bedeuten. Tolpatsch Thompson hat’s wieder mal geschafft. Donna sagte: »Was ist denn los?«
    »Ich muß zu Mister Courtenay ins Büro kommen.«
    »Was will er denn?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich nehme an, ich hab’ irgendeine verdammte Regel mißachtet, und er wird mir eine Standpauke halten.«
    »Oh, Unsinn. Was für eine Regel solltest du denn mißachtet haben?«
    »Das weiß ich genausowenig wie du.«
    »Ich komm mit, Carol. Wir gehen zusammen. Wenn er dir eine Standpauke halten will, muß er auch mir eine halten.«
    Ich schaute dankbar zu ihr auf. Sie war eine Säule der Stärke. Ich seufzte und zog meinen Bademantel aus, ich ließ einen Träger meines schwarzen Badeanzugs von der Schulter gleiten, und sie sagte scharf, als dächte sie, ich sei übergeschnappt: »Was hast du vor?«
    »Ich zieh mich um.«
    »Wozu in aller Welt?«
    »Donna, wir dürfen den Hauptteil des Hotels nur betreten, wenn wir vollständig bekleidet sind.«
    Die Augen sprangen ihr fast aus dem Kopf. »Du willst sagen, du ziehst dich wieder an? Du ziehst dir ein Kleid an und ein Mieder und Strümpfe?«
    »Das müssen wir.«
    »Und dann willst du zurückkommen und alles wieder ausziehen und wieder den Badeanzug anziehen?«
    »Ja.«
    »Du bist verrückt.«
    »Ich bin nicht verrückt. Die Regeln mögen verrückt sein. Aber ich bin nicht verrückt.«
    »Alles ist verrückt«, schrie sie mich an. »Mir kommt’s so vor, als wäre ich in eine völlig verrückte Welt geraten.« Sie zog ihre Sandalen aus und warf sie an die Wand, eine nach der anderen. Dann fing sie ruhig an, sich umzuziehen.
    Wir zogen beide weiße Kleider an, vielleicht mit dem heimlichen Gedanken, Mister Courtenay friedlich stimmen zu können, wenn wir in seinen Gesichtskreis schritten wie zwei verirrte Vestalinnen. Aber es erwies sich als überflüssig. Er saß in Gala hinter einem riesigen hellen Schreibtisch, in einem riesigen hellen Raum, ausgestattet in schlichter Großartigkeit mit hellen Möbeln und einem hellen Teppich; und er begrüßte uns mit solcher Begeisterung, daß ich mich sogleich fragte, was zum Teufel eigentlich los sei.
    »Miß Thompson! Und Miß Stewart! Welch eine Freude. Sie sind beide zu mir gekommen! Wie reizend!« Er strahlte mich an, aber er zerschmolz geradezu vor Wonne über Donna.
    Sie sagte: »Ach, Mister Courtenay, es ist mir so entsetzlich unangenehm wegen neulich abend. Sie waren so liebenswürdig zu uns, und wir haben so himmlisch gespeist; und dann, als wir gingen, konnten wir Sie nirgends finden, um Ihnen für Ihre Großzügigkeit zu danken. Wirklich, Mister Courtenay, Sie müssen uns für die allerunhöflichsten Geschöpfe halten.«
    Er und Donna hörten endlich auf, sich mit Rosen zu

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