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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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bedeutete. Wahrscheinlich war sie zu der Einsicht gekommen, daß nicht jedermanns Hand gegen sie gerichtet war, und das war ihre Art, es auszudrücken.
    Nach dem Mittagessen knieten wir uns in die Arbeit. Miß Webley gab uns einen Überblick über die verschiedenen Gebiete, die wir zu lernen hatten, und als sie damit fertig war, waren wir alle starr vor Schreck. Es wurde einem schwindlig. Wir mußten vertraut sein, bis in die kleinste Einzelheit, mit jedem Flugzeugtyp, den die Gesellschaft in Betrieb hatte; wir mußten uns auskennen mit allen Einrichtungen zum Wohle der Passagiere und allen Einrichtungen für Notfälle, in jedem Flugzeug; wir mußten Bescheid wissen über alle Handhabungen in der Kabine und die Pflichten vor dem Start und den Restaurationsbetrieb und den Getränkeausschank; wir mußten alle Schriftstücke kennen, die ausgefüllt werden mußten in dreifacher oder vierfacher Ausfertigung — Zillionen von Formularen, ohne die ein Flugzeug unmöglich starten kann; wir mußten Erste Hilfe leisten können, wir mußten wissen, was wir in Notfällen zu tun hatten; wir mußten die Richtlinien und Vereinbarungen für Stewardessen kennen und die Gewerkschaftsregeln und so weiter, einfach endlos.
    »Nun, Kinder«, sagte Miß Webley, »haben wir immer noch ein paar klitzekleine Flugzeuge, die wir gelegentlich auf Nebenlinien einsetzen, wo sich größere Maschinen nicht lohnen. Die Martin 404 zum Beispiel. Es ist möglich, daß ihr eure Karriere in einer dieser Maschinen beginnt, und wirklich, es könnte nichts mehr Spaß machen, als mit ihnen zu fliegen. Das Lustigste dabei ist, daß sie nur eine Stewardeß an Bord haben. Ihr seht also, wenn ihr die Stewardeß seid, so seid ihr voll verantwortlich für die ganze Kabine während des ganzen Fluges, ihr seid die Bienenkönigin. Es macht Freude, das kann ich euch versichern.«
    Also fingen wir an, die Martin 404 zu lernen, die nur zwei Motoren hat und nur lächerliche vierzig Passagiere faßt.
    »Mein Gott«, flüsterte Donna. »Hast du das gehört? Eine Bienenkönigin, die sich um vierzig Passagiere kümmern muß. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Tja.«
    »Und auf deinem Hochzeitsflug noch dazu.«
    »Ruhe da hinten«, rief Miß Webley.
    Es gab eine zigarrenförmige Zeichnung in unserem Handbuch, die den Rumpf des Flugzeugs darstellte, und zwei Stunden lang erklärte uns Miß Webley alle Einzelheiten; und das war ein weiteres schwindelerregendes Erlebnis, denn dieses klitzekleine Flugzeug hatte einen Haufen Zubehör. Der Klappsitz, auf dem die Stewardeß saß, die Reihe von Sitzen, in denen die Passagiere saßen; und die Kombüse vorn, in der sie die Mahlzeiten und Erfrischungen zubereitete für ihre kleine vierzigköpfige Familie — all das mußte man behalten. Aber dann gab es noch das Heizungssystem, das die Bienenkönigin bediente, und das Ventilationssystem, das sie ebenfalls bediente; und die Schalttafeln über den Sitzen mit Lesebeleuchtung und Klingeln und Frischluft und Sauerstoff; und eine Lautsprecheranlage, und die Beleuchtung für die Kombüse und den Laderaum, Nachtbeleuchtung und Notbeleuchtung — eine ganze Unendlichkeit von Lichtern. Dann gab es Feuerlöscher. Eine Handaxt; Notausgänge mit Seilen; einen Verbandskasten für Erste Hilfe, und Gott mag wissen, was sonst noch. Ich schwöre, dieses Flugzeug war vollgestopft mit mehr Dingen, als Sand am Meer ist.
    »Es ist ganz einfach, glaubt mir«, sagte Miß Webley. »Es wird euch keine Mühe machen, das alles zu lernen. Wir werden morgen nach der Frühstückspause eine kleine Prüfung darüber machen.«
    Eine, die tapferer war als wir anderen, sagte mit weinerlicher Stimme: »Aber, Miß Webley, Sie haben doch gesagt, wir müßten uns heute abend das Haar schneiden lassen.«
    Miß Webley entgegnete heiter: »Nun, das wird gewiß nicht lange dauern.«
    Eine andere fiel ein: »Miß Webley, wir müssen aber heute abend auch einkaufen gehen, Lebensmittel und alles mögliche.«
    »Aber, Kinder, das Einkaufen dauert doch nur ein paar Minuten. Nun, nun, kommt schon. Ihr habt doch keine Angst vor einer Prüfung über die gute alte Martin 404, oder? Ja, ich bin überzeugt, ihr würdet alle hundert Prozent schaffen, wenn wir die Prüfung jetzt gleich machten.«
    Niemand murmelte auch nur. »Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit, wir werden also über die Sicherheit der Passagiere sprechen, über Sicherheitsgurte und so weiter.«
    Weiter ging’s über die Anwendung von Sicherheitsgurten.
    Am Ende des

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