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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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machen. »Es tut mir leid, Sir«, sagte ich höflich, »wir wissen nicht Bescheid über die Filme in der Stadt. Aber das finden Sie bestimmt in jeder Zeitung.«
    Das schreckte ihn nicht im geringsten ab. Er dröhnte: »Nun, sagen Sie mal! Gehören Sie etwa zu dem Ausbildungskursus für Stewardessen, der hier im Hotel untergebracht ist?«
    »Ja, Sir.«
    Das Sonderbare an dieser Unterhaltung war, daß ich seine Fragen beantwortete, er mich aber kaum anschaute. Sein Blick hing an Jurgy.
    »Wissen Sie, ich bin enorm viel geflogen, so in den Jahren, und das muß ich zugeben — ich hab’ alle Achtung bekommen für euch Mädchen. Ja, Sir. Hut ab. Aber Sie werden erst ausgebildet, wie? Bei der Ausbildung?«
    »Ja, Sir.«
    Er redete einfach weiter. Mein Gott, wir konnten ihn nicht loswerden. »Hab’ alles gehört darüber, neulich abend. Traf da einen Burschen in der Bar, die sie hier haben, die Souvenir Bar — kennen Sie die schon?«
    »Nein, Sir.«
    »Nette kleine Bar. Die haben da ‘nen guten Daiquiri. Sollten Sie mal versuchen. Was wollt’ ich doch sagen? Ach ja, stimmt — traf da diesen Burschen in der Souvenir Bar, hat mir alles erzählt von der Ausbildung für euch Mädchen. Bursche namens Harrison. Kennen Sie den? Harrison?«
    »Meinen Sie Garrison?«
    Er starrte noch immer Jurgy an. »Harrison, hm. Hat mir alles erzählt, wie sie euch hier durch die Mühle drehen — einen Monat lang, wie?«
    Ich sagte gelangweilt: »Ja, wir sind für einen Monat hier.«
    »Die schleifen euch ganz schön, wie?«
    Manche älteren Herren sind so aufmerksam und so reizend und so offensichtlich darüber entzückt, einem Gesellschaft leisten zu dürfen, daß es eine Freude ist, sich mit ihnen zu unterhalten. Aber dieser hier war nur ein großer, knochiger, lärmender, langweiliger Kerl. Also sagte ich, um die Unterhaltung zu beenden: »Entschuldigen Sie uns bitte, Sir. Wir sind auf dem Weg zu ein paar Besorgungen —«
    »Dafür ist noch den ganzen Tag lang Zeit. Warum kommen Sie nicht mit ‘runter in die Souvenir Bar und trinken ‘nen Daiquiri mit mir? Wie? Zu früh vielleicht für Sie? Okay. Dann gehen wir in die Kaffeebar und trinken ‘ne Tasse Kaffee.«
    »Ich bedaure, Sir, ein andermal vielleicht.«
    »Nun gut«, sagte er und wandte sich langsam zu mir um, endlich. »Ein andermal. Wird mir’n großes Vergnügen sein, Ihnen etwas zu trinken zu spendieren. Mein Name ist Lukas.«
    »Herzlichen Dank, Mister Lukas.«
    »Warten Sie noch ‘nen Augenblick. Darf ich Sie vielleicht um Ihren Namen bitten? Ich möcht’ diesem Burschen Harrison, wenn ich ihn das nächstemal sehe, erzählen, daß ich zwei von seinen Schützlingen getroffen habe. Dann weiß er gleich, welche beiden ich meine.«
    Ich mußte es ihm sagen. Kundendienst und so weiter. Ich durfte es nicht darauf ankommen lassen, daß er zu Mister Garrison ging und sich beschwerte. Also sagte ich: »Ich heiße Thompson, und das ist meine Freundin Miß Jurgens, und es war ganz reizend, diese kleine Unterhaltung mit Ihnen, Mister Lukas, auf Wiedersehen.«
    »Miß Jurgens, sagten Sie?«
    »Ja, Sir«, sagte ich. »Auf Wiedersehen.«
    »Aha. Hoffe, ich seh’ Sie bald wieder.«
    Er sah uns nach. Ich sagte kein Wort, bis wir aus dem Hotel waren, dann erst sagte ich: »Mein Gott, was für ein lästiger Kerl war das.«
    »Er war gar nicht so übel.«
    Mir blieb der Mund offenstehen. »Wie kannst du so etwas sagen? Er ist mindestens hundert Jahre alt und der größte Trottel, dem ich begegnet bin.«
    Wir waren draußen im Sonnenschein und gingen den Weg unter den herrlichen Königspalmen entlang. Sie sagte tonlos: »Du erwartest zuviel.«
    »Du meinst, er gefiel dir?«
    »Ich sage nicht, daß er mir gefiel. Ich sage nur, du erwartest zuviel. Das ist ein alter Knabe, der mit seinen Händen gearbeitet hat. Nicht jedermann kann Gary Grant sein.«
    Ich sagte ein wenig gereizt: »Nun, jedenfalls, du hast eine Eroberung gemacht. Er war ganz weg von dir.«
    »Oh? Hab’ ich nicht bemerkt.«
    »Das kannst du deiner Großmama erzählen.«
    »Komm, gehen wir einkaufen«, sagte sie.
    Pünktlich um drei Uhr nachmittags kamen wir zurück, und ich zog meinen Schlafanzug an und legte mich aufs Bett und hoffte, schlafen zu können. Nun, das eine steht fest, so handelt kein normales amerikanisches Mädchen, es verdöst nicht die Stunden eines herrlichen Nachmittags in Miami Beach, aber ich war zu der Überzeugung gekommen, daß ich in keiner Weise normal war; ich war so anomal, daß man mir, sollten

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