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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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unsäglich leid; Alma lag auf ihrem Bett und dachte ihre eigenen erhabenen italienischen Gedanken; und Donna fuhrwerkte umher und packte einen Handkoffer fürs Wochenende.
    Ich war fast eingenickt, als Donna zögernd zu mir kam und sagte: »Das ist komisch.«
    »Was ist komisch.«
    Sie hatte ihre große Handtasche in der Hand, offen, sie schaute hinein und kramte darin, als suche sie etwas. Sie sah mich mit einem eigenartigen Blick an, dann setzte sie sich neben mich und flüsterte: »Carol, ich hatte doch die Rolle Geldscheine in dieser Tasche, nicht wahr?«
    »Du meinst die zwölfhundert Dollar?«
    »Elfhundert. Ich hab’ den Rest im Portemonnaie — ich hab’ einen Hunderter angebrochen für die Lebensmittel, du erinnerst dich?« Sie sah mich hilflos an. »Die elfhundert sind nicht mehr da.«
    »O nein!«
    »Macht nichts«, sagte sie und stand auf. »Ich komm’ aus mit dem, was ich habe.«
    Auch ich stand auf. »Wart’ mal eine Minute. Wo hattest du diese Handtasche?«
    »In meinem Schrank. Sie war die ganze Woche über da.«
    »Hast du deine Brillantringe?«
    »Ja, Carol. Reg dich nicht auf, das Geld wird sich schon finden.«
    Ich bekam Gänsehaut. Ich rief: »Annette, Jurgy. Könnt ihr bitte mal für eine Minute herkommen?«
    Donna sagte: »Was hast du vor, Carol? Laß die beiden in Ruhe.«
    Annette und Jurgy kamen herein. Ich sagte: »Hört mal, Donna hat diese Rolle mit elfhundert Dollar verlegt.«
    Jurgy wurde steif und bleich.
    Annette rief: »Donna, neulich abend, als ihr euch umgezogen habt und nach unten zum Essen gegangen seid, erinnere dich, da hast du alles lose auf deinem Bett liegen lassen, und ich hab’s eingesammelt und alles wieder in deine Handtasche getan — in die, die du da in der Hand hast, und dann hab’ ich die Handtasche in deinen Schrank gestellt, wie versprochen.«
    Donna sagte: »Ich weiß. Sieh mal, ich hab’ die ganze Woche über diese Handtasche nicht angerührt. Oh, zum Teufel, Kinder, vergeßt’s. Es wird schon wiederauftauchen. Ich mach’ mir keine Gedanken deswegen.«
    Ich sagte: »Wir wollen im Schrank nachsehen. Das Geld ist vielleicht ‘rausgefallen.«
    Donna lachte: »Ich hab’ schon den Schrank durchsucht.«
    Wir suchten trotzdem. Wir durchsuchten all ihr Gepäck. Wir durchsuchten ihre Kommode. Wir durchsuchten alles mögliche, bis wir blau im Gesicht waren — wir drei, Donna, Annette und ich. Jurgy stand da mit dem Rücken zur Wand und beobachtete uns, und Alma lag auf ihrem Bett, völlig gleichgültig der ganzen Geschichte gegenüber.
    Donna sagte: »Wirklich, wir vertrödeln nur Zeit. Es war nur hier. Wenn es hier nicht ist, dann ist es auch sonst nirgends.«
    Ich sagte: »Darm müssen wir es melden, daß wir es vermissen.«
    »Was meinst du damit, es melden? Wem denn?«
    »Mister Courtenay.«
    »Aber warum denn in aller Welt?«
    Ich sagte: »Irgendwer aus dem Hotel muß hier oben gewesen sein, während wir in der Schule waren.«
    »Du bist verrückt«, sagte sie. »Ich werde überhaupt nichts melden, bei niemandem. Denk nicht mehr dran, ja?«
    Jurgy hatte kein Wort gesagt. In diesem Augenblick ertappte ich sie dabei, wie sie mich anstarrte, sie senkte sofort den Blick, drehte sich um und ging in ihr Zmmer. Der Ausdruck ihres Gesichtes jedoch blieb mir haften. Es war blaß und bockig und trotzig, und es erschreckte mich zu Tode.
    Ich sagte: »Okay, Donna. Mach, was du willst.«
    Alma gähnte, aalte sich auf dem Bett und fragte mit gelangweilter Stimme: »Bitte! Wozu ist all dieser Erregung?«
    Annette sagte aufgeregt: »Hast du nicht gehört? Himmel, du mußt taub sein. Donna hat aus ihrer Handtasche elfhundert Dollar verloren!«
    Alma gähnte noch einmal.
    Ich sagte: »Alma, weißt du irgend etwas von diesem Geld?«
    Sie antwortete mit einem gleichgültigen Schnaufen.
    Ich sagte: »Alma, wo ist es?«
    Wieder gab sie dieses verdammte Gähnen von sich. Dann sagte sie kühl: »Wo es hingehören.«
    Ich schrie: »Wo?«
    Sie sprang vom Bett wie eine Tigerin und schrie mich an: »Du wollen wissen? Ich dir erzählen! Wo es hingehören!« Sie fuhr herum zu Donna: »Du verfluchter, verdammter, lausiger, reicher, amerikanischer Mädchen. Du lassen deiner verdammter, lausiger Gelder umherliegen, wie es sein gar nichts, wie? Elfhundert Dollar! In Italien einer Familie mit zehn Leute leben von dieses für fünf Jahre! Schande! Schande! Schande auf dir! Du lassen solcher Versuchungen für Mädchen, wo kämpfen muß und schwitzen! Schande auf dir!«
    Donna sagte zu mir:

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