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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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verschiedenen Teilen ihrer Anatomie (über die ich zum Beispiel, so weit mir bekannt ist, keine Kontrolle habe), und sie trieselten. Am tollsten fand ich diese eine Übung, wo sie an jede Brust eine Troddel heftete, schnapp über die Brustwarze, und sie trieseln ließ wie zwei Schaumschläger; und wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, ich hätte es nicht geglaubt. Wie jeder weiß oder wissen sollte, ist die weibliche Brust ein halbkugelförmiges Gebilde, ursprünglich dazu ausersehen, ein Baby zu nähren und zu wiegen. Als Backfisch geniert einen der Busen zu Tode, weil er entweder zu verdammt klein und nicht vorhanden ist oder zu verdammt riesig und gewölbt; und wenn man älter wird, baumelt er tiefer und tiefer; kurz, alles in allem gesehen ist ein Busen, wie die meisten Mädchen zugeben werden, nur ein lästiges Anhängsel, weil man (a) nichts weiter damit tun kann, als ihn aus dem Weg zu hängen, und (b) sich ständig in Ringkämpfe mit irgendwelchen Burschen einlassen muß, die besessen sind von dem Wunsche, mit ihren fetten feuchten Händen danach zu grapschen, Gott mag wissen zu welchem Behufe.
    Das ist ein Thema, über das ich ziemlich in Fahrt geraten kann, aber ich muß zugeben, diese Troddel-Trieslerin gab mir allen Grund, meine Ansichten darüber zu revidieren. Sie konnte diese beiden Troddeln schnell trieseln, sie konnte sie langsam trieseln. Sie konnte sie in verschiedene Richtungen trieseln, sie konnte sie beide in dieselbe Richtung trieseln; und sie konnte sie in vollem Schwung anhalten und sofort in die entgegengesetzte Richtung trieseln. Ich vermochte zwar nicht einzusehen, daß dies irgendeine Beziehung zu der Aufgabe hatte, ein Neugeborenes zu nähren — wahrscheinlich kriegte das Baby nur Blähungen oder Krämpfe von all diesem Getriesel —, aber als Kunst beeindruckte es mich tief. Ich saß da und starrte sie an, den Mund weit offen.
    Und ich fand es sehr schade, als sie aufhörte. Ich versuchte dahinterzukommen, wie in Gottes Namen sie es fertigbrachte, mit ihren Brustwarzen zu trieseln, denn wenn sie so gebaut war wie ich, dann war das unmöglich. Und dennoch, es war nicht unmöglich; denn da war sie, geradewegs vor meiner Nase, und trieselte ganz gelassen. Ravel wäre bestimmt stolz auf sie gewesen. Als sie also schließlich aufhörte, blickte ich mich hastig um, ob auch keiner von den Bonzen der Magna International Airlines in Sicht war, und dann ging ich zu ihr und sprach sie an. Sie war so reizend und bescheiden, sie hätte nicht netter sein können; und nachdem wir uns ein Weilchen unterhalten hatten und sie merkte, wie interessiert ich war, sagte sie: »Wollen Sie sie mal ausprobieren, Herzchen?« Das überstieg natürlich meine kühnsten Träume; aber sie ging an ihre gestreifte Strandtasche, holte eine rote Plastikschachtel heraus und brachte ein paar Troddeln zum Vorschein, die sie mir aufdrückte — sie hatten eine Art magischer Haftfläche wie Tesafilm. Ich schaute auf sie hinab, ich stöhnte, ich ächzte, ich wollte sie zum Trieseln zwingen, aber es geschah natürlich nichts. Sie hingen einfach da wie zwei Bleigewichte an einem windstillen Tag. Ich brachte sie nicht einmal dazu, hin und her zu schwingen wie ein Pendel.
    Ich fragte: »Wie lange haben Sie gebraucht, um das Trieseln zu lernen?«
    Sie lachte: »Ungefähr zwölf Jahre.«
    Ich sagte: »Ich nehme an, eine Viertelstunde jeden Abend reicht nicht aus?«
    »Nein, Herzchen.«
    Sie nahm mir die Troddeln ab, und ich war traurig, als sie sie wieder einsteckte. Aber ich will mir nichts vormachen. Zwölf Jahre sind eine entsetzlich lange Zeit. Und bis dahin würde wohl Ray Duer jedes Interesse verloren haben.
    Immerhin, all das half mir, den Vormittag zu verbringen, und bewahrte mich vor Dummheiten.

    Am Nachmittag sagte ich mir schließlich, ich müsse irgendwelche drastischen Maßnahmen ergreifen, um den Grad meiner Beliebtheit zu steigern. Ich war in jeder Hinsicht einsam und allein im Hotel Charleroi sitzengeblieben — ein harter Schlag für eine, die in der Vergangenheit übers Wochenende mehr Rendezvous gehabt hatte, als sie einhalten konnte. Alma war spurlos verschwunden; Donna war in Palm Beach; Jurgy besichtigte Brahman-Rinder; Annette machte eine Stadtrundfahrt. Und ich saß hier unter einer Schar Mädchen aus Kalifornien, die einen gemeinsamen Groll gegen die Magna International Airlines hegte, weil diese sie in dieses finstere Loch, Florida, verfrachtet hatte. Schließlich verließ ich sie,

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