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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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dein Gesicht her«, und sie schrubbte mir das Zeug vom Gesicht und hieß mich von vom anfangen. Überall im Klassenzimmer ertönten Schreie, denn gut die Hälfte von uns hatte sich noch nie dieses Zeug ins Gesicht geschmiert, und sie waren mit Entsetzen erfüllt, weil sie sich plötzlich verwandelt sahen in blutdürstige Wilde auf dem Kriegspfad.
    Dann, nachdem wir getrocknet waren, mußten wir Rouge auflegen.
    »Niemals«, sagte Miß Webley, »niemals dürft ihr Lippenstift anstelle von Rouge verwenden. Rouge! Und streicht es bis hinauf zu den Augen.«
    Und ins Gesicht damit.
    »Donna«, schrie ich.
    »Mein Herz, du brauchst nicht ein Pfund von diesem Zeug draufzuschmieren«, sagte sie. »O Gott, gib mir dein Gesicht noch mal her.«
    Ich war jetzt den Tränen nahe, aber Miß Webley war nicht im geringsten beeindruckt. Wir stäubten Puder auf. Wir bemalten uns mit Augenbrauenstiften. Wir umrandeten unsere Augen. Wir tuschten uns die Wimpern an — nur die oberen Wimpern. »Niemals«, ermahnte Miß Webley, »die unteren Wimpern.« Dann beschäftigten wir uns mit unseren Lippen. »Kinder«, erläuterte Miß Webley, »das Geheimnis liegt darin, daß ihr eure Oberlippe voller anmalt als eure Unterlippe. Warum? Nun, eure Unterlippe ist von Natur aus voller, also formen wir die Oberlippe entsprechend. Und nehmt einen Pinsel dazu, das ist bei weitem die beste Methode.«
    Als ich fertig war, saß ich da und betrachtete mich lange im Spiegel. Ich sah nicht länger aus wie ein Zulu-Krieger. Statt dessen sah ich aus, als käme ich geradewegs aus einem Bordell in Shanghai. Es war immerhin ein Unterschied.
    Ein Geschöpf kam auf mich zu und kreischte: »Carol! Du bist wunderschön!«
    Ich sagte: »Ha?«
    »Deine Augen sind so ausdrucksvoll!« —
    Ich sagte: »Wer bist du?«
    »Ich bin Shirley. Ich wohne in dem Hotel in dem Appartement neben euch. Erkennst du mich nicht?«
    Ich sagte: »Kindchen, deine eigene Mutter würde dich nicht erkennen.«
    Sie lachte hysterisch.
    Ich wandte mich zu dem Mädchen neben mir, das Donna zu sein pflegte. »He.«
    »He, was?«
    »Bist du das?«
    »Das bin ich«, sagte sie. Sie sah schlechthin überwältigend aus. Auf der anderen Seite von mir hatte Alma still vor sich hin gearbeitet, ohne ein Wort zu sagen. Ich sah, warum. Sie hatte einfach ihr altes Make-up entfernt und genau das gleiche wieder aufgetragen. Sie hatte sich nicht um einen Deut verändert.
    Miß Webley ging umher, erteilte Ratschläge und machte kurze Bemerkungen. Zu Donna sagte sie: »Nun, wirklich, es wird eine wahre Freude für unsere Passagiere sein, wenn sie Sie sehen!«
    »Danke, Miß Webley.« Donna errötete bis zum Haaransatz, es blieb allerdings verborgen unter all dem Kleister auf ihrem Gesicht.
    Zu mir sagte Miß Webley: »Wirklich, Carol! Ihre Lippen laden wie keine anderen auf der Welt zum Küssen ein.«
    »Meine?« sagte ich und wurde fast ohnmächtig.
    Sie schaute Alma einen Augenblick lang an, verblüfft durch den Mangel an Veränderung. Sie bemerkte nichts dazu, aber sie sagte: »Oh, übrigens Alma, ich hab’ mit dem Ausbildungsleiter über Ihr Haar gesprochen. Es tut mir leid. Er sagt, Sie müssen sich den Bestimmungen fügen wie alle anderen. Es darf den Kragen nicht berühren. Es tut mir sehr leid.«
    »Ich verstehe, Miß Webley.«
    »Sie werden’s also heute abend schneiden lassen?«
    »Miß Webley, wenn ich hier fertig sein, ich fliegen auf internationaler Flügen, nicht wahr?«
    »Nun ja, ich denke doch.«
    »Ah. In dieses Fall, ich tragen meiner Haar zu meiner eigenen Friseur in Rom, er es können schneiden für mich. Okay?«
    »Alma —«
    »Ja, Giuseppe, er verstehen, wie meiner Haar wachsen. Amerikanischer Haarschneider, sie niemals können verstehen italienischer Haar, dies sein ein Besonderes. Okay?«
    »Ich weiß nicht, Alma. Ich werde noch einmal Mister Garrison fragen müssen.«
    »Sie ihm fragen. Sehr verständige Mann. Er wird Einverständnis haben.«
    Miß Webley ging zurück zum Pult.» Kinder, darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten.«
    Wir setzten uns aufrecht, Brust heraus, Knie zusammen und so weiter.
    »Kinder, ihr seht alle einfach großartig aus. Ich hab’ gar nicht gewußt, daß ich eine Klasse voll so atemberaubender Schönheiten habe. Von jetzt an werdet ihr dieses Make-up jeden Tag auftragen.«
    »Jeden Tag! Zum Unterricht! Aber es dauert Stunden! Dann müssen wir ja um vier Uhr morgens auf stehen! Oh, Miß Webley! Nicht jeden Tag!«
    Wir vergeudeten unsere Worte. »Jetzt Kinder«,

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