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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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fuhr Miß Webley fort, »wollen wir über eure Diät sprechen.«
    Diät. Weiter ging’s über Diät.

    Mein Gesicht knarrte buchstäblich, als wir im Bus zurückfuhren. Es ist das komischste Geräusch der Welt, ein Gesicht, das knarrt wie ein Paar neue Schuhe. Ich sagte zu Donna: »Von Stund an verlasse ich das Hotel nie mehr ohne Schleier.«
    »Um Gottes willen, warum?«
    »Meinst du, ich möchte mich von irgend jemandem so sehen lassen?«
    »Carol, ehrlich, du siehst gut aus.«
    »So? Ich erwarte jeden Augenblick, daß man mir mein Kontrollbuch gibt.«
    Jurgy war auch schon zu Hause. Sie sah geradezu strahlend aus.
    »Donnerwetter«, rief ich. »Was ist denn mit dir los, heute?«
    »Nun, auch wir hatten Anleitung zur Gesichtspflege.«
    »Wirklich, es steht dir prachtvoll, Jurgy. Prima, prima.«
    »Prima, prima auch für dich.«
    »Nein«, sagte ich. »Daran gewöhn’ ich mich nie.«
    Sie sagte: »Carol, wenn du frei bist, kann ich dich dann mal sprechen?«
    »Natürlich. Warum nicht gleich?«
    Wir gingen in ihr Zimmer, und sie setzte sich in ihrer üblichen Kauerstellung auf ihr Bett, und wie üblich sagte sie ungefähr eine Stunde lang kein Wort. Sie starrte einfach in die Ferne, während ich wartete. Endlich wandte sie sich mir zu, schenkte mir einen langen fragenden Blick und sagte: »Carol, weißt du irgend etwas über Fischen?«
    »Fischen! Hast du mich hierher gelockt, um darüber mit mir zu sprechen! Ich verabscheue Fischen. Ich finde, es ist das Grausamste, was man tun kann —«
    Sie sagte: »Diese Bootsfahrt, die ich am kommenden Wochenende mit Luke machen soll — er will zum Tiefseefischen gehen.«
    »Tiefseefischen! Aber das ist etwas ganz anderes! O Junge. Es soll fabelhaft sein!«
    »Ich weiß nicht.« Sie lächelte säuerlich. »In Buffalo hab’ ich so etwas nie gemacht. Ich weiß nicht einmal, was man dazu anzieht. Ich dachte, du könntest mir vielleicht sagen, was ich an Kleidung mitnehmen muß.«
    »Ach, Jurgy, das entzieht sich meiner Kenntnis. Wart’ mal, eine Minute. Ich frag schnell mal Donna ~«
    »Nein«, unterbrach Jurgy mich heftig. »Ich will nicht, daß sie etwas davon erfährt.«
    »Keine Angst. Ich mach’s schon taktvoll. Aber sie ist hier der Fachmann für Fischen. Sie ist dauernd mit ihrem Vater fischen gegangen.«
    Ich schlüpfte hinaus. Donna zog sich gerade den Badeanzug an.
    Ich sagte: »He, Donna, sag mal. Was hast du angezogen, wenn du mit deinem alten Herrn fischen warst?«
    Sie starrte mich an. »Das ist eine verteufelt komische Frage. Warum?«
    »Nun sag schon.«
    »Hüftstiefel«, sagte sie.
    »Hüftstiefel? Was ist das?«
    »Sie sind aus Gummi. Sie reichen einem bis zu den Hüften, damit man beim Waten nicht naß wird.«
    »Junge, das klingt großartig. Hast du sie hier?«
    »Bist du verrückt? Sie wiegen eine Tonne. Was in aller Welt willst du mit Hüftstiefeln?«
    »Oh, wir unterhalten uns nur gerade. Zieht man sie auch zum Tiefseefischen an?«
    »Mein Gott, Carol, gebrauch deinen Verstand! Man watet nicht beim Tiefseefischen. Es ist Tiefsee, mein Herz, tiefe See!«
    »Du brauchst mich nicht anzubrüllen. Was zieht man denn sonst an für tiefe See? Flossen?«
    »Mein Herz, man geht überhaupt nicht ins Wasser dabei. Man fischt vom Boot aus. Man zieht irgendwas Sportliches an — Hosen und Pullover, irgend so etwas. Warum?«
    »Ich sag’s dir doch, wir unterhalten uns nur darüber.«
    Ich ging zurück zu Jurgy und erstattete Bericht.
    Sie sagte: »Dann muß ich wohl morgen zu Burdine gehen, wenn wir unser Geld bekommen haben. Kommst du mit?«
    Morgen, das war Freitag, Zahltag. Ich sagte: »Mit dem Geld morgen kommst du nicht sehr weit. Hast du nichts Ähnliches, das du dazu anziehen kannst?«
    »Nichts, das gut genug wäre. Luke bringt Freunde mit aufs Boot.«
    »Mach dir keine Sorgen. Von dem Zeug hab’ ich mehr als genug.«
    »ich kann mir doch nicht dauernd etwas von dir borgen.«
    »Oh, halt den Mund, Jurgy. Hör endlich auf, dich als so verdammt unabhängig aufzuspielen. Wir leben hier alle zusammen, verstehst du.«
    Das brachte sie vorübergehend zum Schweigen, und sobald Donna die Tür zum Appartement hinter sich zugemacht hatte, durchwühlten wir meinen Schrank. Wir fanden eine wirklich hübsche halblange Hose, mit lustigen Längsstreifen, eine enge blaue Hose — sehr seemännisch, mit schrägen Taschen vorn, einige hübsche Hemden und ein lustiges seidenes Halstuch, das wie geschaffen dazu war, in einer Brise auf hoher See zu flattern. Die guten alten

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