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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Lord und Taylor. Sie dachten an alles, womit man die Rutschbahn zur Romantik ölen kann.
    Jurgy sagte: »Carol —«
    »Schaffen wir lieber das Zeug in dein Zimmer, ehe Alma aus dem Badezimmer kommt und Luchsaugen macht.«
    Wir trugen die Sachen in ihr Zimmer und breiteten sie auf dem Bett aus. Dann fiel mir noch etwas ein, sie brauchte einen Wochenendkoffer; und ich eilte hinüber und zerrte den kleinsten meiner drei Koffer hervor, ein Stück aus weißem Schweinsleder, wirklich sehr elegant. »Hier«, sagte ich. »Und wenn du sonst noch was brauchst, dann kommst du und fragst mich. Verstanden?«
    »Carol —«
    »Oh, hör auf. Es kommt auch mal wieder der Tag, wo du mir einen Gefallen tun kannst.«

    Der Freitag war prächtig, abgesehen davon, daß mir noch immer der Kleister auf meinem Gesicht in der Seele zuwider war. Wir verbrachten den Vormittag mit Restaurationsdienst, wir bereiteten tatsächlich in der Kombüse Mahlzeiten zu und servierten sie uns gegenseitig. Drei Paar Flugsitze waren in der Klasse aufgebaut worden, auf denen sechs von uns die Passagiere darstellten, während zweien die Pflichten der >A<- und >B<-Stewardeß oblagen. In der Praxis serviert die >A<-Stewardeß, sie trägt die Tabletts, schenkt jedermann ein hübsches Lächeln und so weiter, während die >B<-Stewardeß die Kombüse in Ordnung hält, die Vorräte verwaltet und alles auf wärmt, was auf gewärmt werden muß; und wenn es ein Flugzeug mit drei Stewardessen ist, so hilft die >C<-Stewardeß der >A<-Stewardeß bei der Bedienung. Bei unserer Übung wichen wir ein wenig ab von dem Programm des wirklichen Lebens — >A< steckte ihre Nase in das, was >B< in der Kombüse tat, und >B< ließ ihre Kaffeemaschine im Stich, um die
    Passagiere zu fragen, ob sie Champagner wünschten (was die Aufgabe der >C<-Stewardeß ist), und alles klang und sah aus wie eine mexikanische Revolution mit einer Menge Gekicher. Wenn je zwei aus unserer Klasse zusammen fliegen sollten, würde es ein reines Chaos geben.
    Nach dem Mittagessen zogen wir lange Hosen an, und wir alle, einschließlich der anderen aus Miß Pierces Klasse, gingen hinaus zum Flughafen und kletterten an Bord einer >Constellation<, und nachdem wir ungefähr eine Stunde lang an Bord waren, um einen allgemeinen Überblick zu bekommen, starteten wir und dröhnten kreuz und quer über den Himmel zu dem ersten unserer Lehrflüge. Das Faszinierende dabei war, daß wir uns von der Minute an, da wir die Kabine betraten, gewissermaßen zu Hause fühlten. Alles war vorhanden, genauso, wie wir es gelernt hatten, nur daß es hier wirklich war, in drei Dimensionen. Die Kombüse, die Zeitschriftenständer, der Kartentisch, die Feuerlöscher, die Jakobsleiter, sogar die Ausrüstung für Erste Hilfe, genau wie im Buch. Kein Umhersuchen. Ich kam mir vor, als wäre ich in einem dieser Flugzeuge geboren worden. Und es war einfach wunderbar, wieder einmal zu fliegen.
    So begann ein neues Wochenende. Am Samstag früh um halb acht verließ Jurgy das Appartement mit einem kurzen: »Bis dann, allerseits.« Und als Donna — nachdem sich die Tür geschlossen hatte — fragte: »Wo geht sie denn hin?« kam mir die Antwort ganz natürlich über die Lippen. »Oh, sie besucht nur Verwandte in Palm Beach.« Alma benahm sich höchst verdächtig, sie summte vor sich hin und lächelte ihr geheimnisvolles kleines Lächeln, während sie einige Fetzen aus Seide und Spitzen bügelte, die als Unterwäsche zu bezeichnen sie die Unverfrorenheit hatte, und ich sagte zu ihr: »Hast du wieder ein Stelldichein mit deinem Freund, dem Boxkämpfer?«
    Da Donna im Zimmer war, sprach ich Italienisch. Boxkämpfer war ein ziemlich schwieriges Wort, ich übersetzte es als pugiliste, und sie schien es zu verstehen.
    »Wozu stellst du diese Frage?« sagte sie obenhin. »Ist es etwa deine Angelegenheit, mit wem ich ein Stelldichein habe?«
    Ich sagte: »Bitte, höre mich an, Alma, meine Liebe. Es liegt mir fern, mich in deine Stelldicheins zu mischen, aber soviel ich gehört habe, ist dein Boxkämpfer ein Mann, vor dem man sich lieber hüten sollte. Ich hab’s von Leuten, die ihn kennen, sein Charakter ist nicht gerade stubenrein.«
    Sie bügelte weiter ihre sogenannten Schlüpfer und ihren sogenannten Unterrock, während sie darauf antwortete. Es war eine weitschweifige Rede über das Thema, daß sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten kümmern solle, mit Anspielungen auf die Geheimpolizei, und daß man von Spionen umgeben sei, die nichts als

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