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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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eifersüchtige Jungfrauen wären. Dieser Pfeil saß, wenn er auch nicht ins Schwarze traf, und zu guter Letzt setzte sie noch einen Trumpf darauf: »Wenn du nicht so blind vor Eifersucht wärst, müßtest du einsehen, daß ich selber ganz gut auf mich achtgeben kann. Ich brauche deine Warnungen nicht. Außerdem ist er ein harmloser amerikanischer Junge, ohne große Technik.«
    »Mach dir nichts vor, Teuerste, es gibt eine Menge Bambinos in Italien, die durch harmlose amerikanische Jungen entstanden sind. Sie hatten genug Technik für das, was sie wollten.«
    »Pah. Dies ist ein Junge aus bester Gesellschaft. Er besitzt einen italienischen Wagen. Einen Lancia. Selbst in Rom können sich nur Leute der allerbesten Gesellschaft einen Lancia leisten, einen Zweisitzer, einen Sportwagen.«
    »Hör auf mich, Alma. In Miami Beach ist ein solcher Wagen fast gleichbedeutend mit einem Schuldbekenntnis.«
    Aber sie war dickköpfig wie gewöhnlich, und ich mußte mich damit abfinden, daß sie meine Worte in den Wind schlug. Ich hatte jedenfalls mein möglichstes getan, und als sie kurz vor zwölf davonrauschte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihr einen Seufzer nachzusenden.
    Und noch eins kam hinzu. Sie sah so hinreißend aus, und ihre Augen glitzerten so voll Erwartung, daß wir beide, Donna und ich, Krämpfe bekamen vor Neid, weil wir keine Verabredung hatten; und sie war noch nicht aus der Tür, da zeigten sich bei uns beiden alle Symptome von Gefängniswahn. Das war das große Vabanquespiel im vierzehnten Stock; eben noch hat man seine liebe Not damit, in der Kombüse das Gulasch aufzuwärmen, und im nächsten Augenblick fragt man sich hysterisch, ob man je wieder einen Mann auch nur riechen werde. Diese Geschöpfe hatten einfach ganz und gar durch Abwesenheit zu glänzen.
    Schließlich, etwa eine halbe Stunde nachdem Alma entschwunden war, meinte Donna: »Hör mal, wenn wir nicht bald hier ‘rauskommen, dann zertrümmere ich die Einrichtung.« Und ich antwortete: »Komisch, Donna, mir ist genauso zumute.« Wahrscheinlich war mir noch mieser zumute, denn wenn mich nicht alles täuschte, befand sich Ray Duer genau unter uns, und ich geriet nachgerade in Weißglut, weil er nicht einmal so viel Anstand im Leibe hatte, den Hörer aufzunehmen und mich anzurufen.
    Donna sagte: »Sitz nicht da herum wie ein Gespenst, wirf dich in irgendein Kleid und laß uns ein bißchen ausgehen.«
    Also warf ich mich in ein hübsches kleines geblümtes Stück, und Donna warf sich auch in irgendwelches Grünzeug, und so zogen wir los. Als wir zum Fahrstuhl gingen, meinte Donna: »Wollen wir nicht den Wagen nehmen?« Nun, darauf war ich vorbereitet. »Wenn du den Wagen nimmst«, fauchte ich, »gehst du allein.« Sie sagte: »Mein Gott, manchmal hörst du dich an wie George Washington«, und ich sagte: »Quatsch. Der Wagen ist tabu, jedenfalls für mich, das weißt du ja!«
    Also nahmen wir ein Taxi und ließen uns bei Burdine’s absetzen, einem Sammelpunkt für junge Mädchen, und als wir aus dem Taxi kletterten, schlenderten zwei große, gutaussehende Jungen von der Luftwaffe vorbei und pfiffen lange und klangvoll hinter uns her. Es widerstrebt mir, es zuzugeben, aber dieses Geräusch war Musik in meinen Ohren. Ich lief rot an. Donna lächelte in verstohlener Genugtuung vor sich hin, und ich konnte geradezu spüren, daß sie das gleiche empfand wie ich — mon Dieu, ich bin wieder ein Mädchen. Es gelang mir, aus dem Augenwinkel heraus festzustellen, daß der eine Hauptmann und der andere Oberleutnant war, doch Donna wandte den Kopf nicht um ein Tausendstel eines Zentimeters. Sie packte meinen Arm und führte mich zu meiner Bestürzung in ein Geschäft; sobald sie jedoch in dem Laden war, blieb sie stocksteif stehen, als überlege sie, wo sich die Waschräume befinden. Zwei Sekunden später liefen die beiden Jungen von der Luftwaffe buchstäblich in uns hinein — Donna hatte es bis auf den Millimeter berechnet, sie konnten es gar nicht vermeiden, in uns hineinzulaufen —, und dann säuselte sie auch schon: »Na, na. Ich hab’ ja nichts dagegen, zu Tode geliebt zu werden, aber zu Tode getrampelt zu werden, da sträubt sich doch alles in mir«, und wir standen alle vier da und lachten wie die Narren.
    Der Hauptmann, Elliott Ewing hieß er, und der Leutnant, mit Namen Bob Keeler, waren auch nicht von Pappe. Ehe ich es mich versah, landeten wir in einem eleganten Restaurant, wo wir, wie Elliott meinte, einen Happen zu Mittag essen könnten.

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