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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Hände eine Menge zu tun. Es wurde von uns erwartet, 1412 blitzblank zu halten, und als ich fertig war, sah es auch nicht allzu schlecht aus.
    Donna aß eine halbe Scheibe Toast zum Mittagessen und wandte ihren Blick ab, als ich heißhungrig eine Boulette verschlang. Dann beschloß sie, sie könne ebensogut in Frieden sterben, und nahm eine Schlaftablette. Ich wartete, bis sie ordentlich ausgebreitet dalag, dann zog ich meinen guten alten schwarzen Badeanzug an und ging mit meinem Handbuch hinunter zum Schwimmbassin. Dort, eingehüllt in wallende Gewänder und mit einem malerischen Hut auf dem Kopf, um die Sonne abzuhalten, saß Alma und befächerte sich mit einer Zeitschrift. Und bei ihr war der Bursche mit der eingedrückten Nase, der offensichtlich Sonny Kee war.
    Ich habe ihn nur dieses einemal zu Gesicht bekommen, und man sah ihm eigentlich nichts Verruchtes an. Er war nicht sehr groß, etwa einen Meter siebzig, aber er bestand nur aus Muskeln. Big Top Charlie bestand auch nur aus Muskeln, doch seine Muskeln waren einzig und allein Zierde — sie waren unbrauchbar für irgend etwas anderes. Sonny Kees Muskeln waren zur Benutzung da. Sie waren nicht schön. Es war überhaupt nichts Schönes an ihm; er war sogar ein wenig o-beinig. Sein Gesicht war ausdruckslos. Die eingedrückte Nase hatte ihm jeden Ausdruck geraubt, und er erinnerte mich tatsächlich an einen Boston-Bullterrier — er hatte auch ähnliche Schwierigkeiten mit der Atmung. Die einzige Beschreibung seines Gesichtes, die ich geben kann, ist: leer und knopfäugig.
    Offensichtlich war er verrückt nach Alma. Er ließ kein Auge von ihr und war ganz versessen darauf, ihr zu Diensten zu sein. Und natürlich, das ging ihr ein wie Honig, sie ermutigte ihn ständig. Sie zierte sich, sie flirtete, sie war neckisch, und wenn das die europäische Art Liebesspiel ist, dann können sie die gern in Europa behalten, ganz und gar.
    Um halb sieben kam sie herauf, um sich umzuziehen, und sie sah selbstzufrieden aus wie eine trächtige Katze. Er hatte sie zum Essen eingeladen. Ich riß die Augen auf, so weit es ging, und stieß hervor: »Alma! Wer war der Mann, mit dem ich dich am Schwimmbassin gesehen habe?«
    »Mann?« sagte sie. »An der Schwimmbassin?«
    »Dieser Taschenherkules.«
    Sie gurrte vor Lachen. »Oh, dies sein mein Freund Sonny. Du ihn haben gesehen?«
    »Nur aus dem Augenwinkel. Alma, bitte, nimm dich in acht mit ihm, hörst du?«
    »Carola! Du sein so komi-i-isch. Er lecken meine Finger.«
    »Paß trotzdem auf.«
    »Oh, Carola, du sein einer großer Clown. Jetzt, bitte, verzeihe mich. Ich muß die Badezimmer benützen.«
    Er muß mindestens eine Stunde auf sie gewartet haben. Als sie endlich ging, sah sie aus wie Carmen. »Denk dran«, sagte ich. »Paß auf.« Sie zuckte nur mit der Schulter.
    Donna schlief ununterbrochen, und um halb zehn rief Jurgy an. Ich dachte, der Anruf komme vielleicht von Ray Duer, und ich stürzte mich auf den Hörer, am ganzen Leibe zitternd. Aber es war nur Jurgy, mit einer so verschleierten Stimme, daß ich im ersten Augenblick nicht wußte, wer am Telefon war.
    »Carol?«
    »Ja.«
    »Hier ist Jurgy. Mary Ruth Jurgens.«
    »Oh, he, Jurgy. Wo steckst du?«
    »Unten im Hotel. Vor dem Duschraum.«
    »Hast du irgendwelche Fische gefangen?«
    »Tja. Einen Schwertfisch. Ungefähr einen Meter achtzig lang. Carol, hör mal. Tust du irgend etwas Bestimmtes?«
    »Nichts Wichtiges.«
    »Kannst du mir einen großen Gefallen tun, ja? Komm für eine Minute ‘runter. Ich bin am Strand vor dem Hotel.«
    »Jetzt?«
    »Ja, Carol. Ich kann jetzt das Appartement nicht ertragen, und ich kann die anderen jetzt nicht ertragen.«
    »Okay.«
    »Danke, Carol.«
    Ich fand sie, wie sie gesagt hatte, am Strand vor dem Hotel.
    »He, Carol.«
    »He, Jurgy.«
    Sie führte mich fort vom Hotel hinunter ans Wasser, wo einige Palmen im spitzen Winkel zueinander aus dem Sand ragten. Ich sagte: »Nun, was ist los, Jurgy?« aber sie antwortete nicht. Sie lief nur auf und ab, auf und ab, den Kopf gesenkt; so eingesponnen in ihre Gedanken, daß sie meine Anwesenheit vergessen zu haben schien. Endlich blieb sie stehen und wandte sich mir zu, wobei sie auf den Absätzen wippte.
    Sie sagte: »Ich hab’ eine Neuigkeit für dich.«
    »Eine gute Neuigkeit?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß überhaupt nicht mehr aus noch ein.«
    »Na, dann schieß mal los.«
    Sie schnüffelte ein paarmal. Sie rieb sich die Nasenspitze mit dem Handrücken. Dann sagte sie: »Er will mich

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