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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Gebete erhielt, erschien ihr auf einmal einleuchtend. Sie und ihre beiden Begleiter waren auf dem richtigen Weg, warum sollten die Götter eingreifen. 
    Als sie Carlynns Haus fast erreicht hatten, nahm diese Zada nochmals in die Arme und richtete eine Bitte an sie: „Bitte versprecht mir, dass Ihr Eure Sorgen von nun ab nicht mehr in Euch verschließt. Öffnet Euch und vertraut sie Mawen und Darija an. Die beiden werden Euch keinesfalls zurückweisen. Schenkt ihnen Euer Vertrauen.“ Zadas Antwort bestand aus einem bloßen Nicken, doch dies schien Carlynn zu genügen.
     
    Jahr 3619 Mond 8 Tag 11
    Jal
    Der Tag der Abfahrt war gekommen. Noch vor dem Morgengrauen hatte sich die kleine Gruppe, bestehend aus den drei Reisenden und Darijas Eltern, auf den Weg zum Hafen gemacht. Von der aufgeregten Geschäftigkeit der letzten Tage war nichts mehr zu spüren, der Abschied lastete schwer auf ihnen. Selbst Mawen, der keineswegs zu Gefühlsausbrüchen neigte, kämpfte mit den Tränen. Er hatte die Zeit in Jal sehr genossen und Darijas Eltern waren trotz der kurzen Zeit gute Freunde geworden. Obgleich die Gespräche nicht den Grad an Gelehrtheit erreichten, den er von der Insel der Gelehrten gewohnt war, so wurde das durch die Herzlichkeit und Liebe im Umgang miteinander mehr als aufgewogen. Er würde die fröhlichen abendlichen Runden vermissen – und Carlynns Kochkünste. Dennoch überwog die Vorfreude über das bevorstehende Abenteuer und die Erkundung eines neuen Landes. Die möglichen Gefahren, die die lange Seefahrt mit sich bringen würde, versuchte er, so gut wie möglich zu verdrängen. Er vertraute auf das seefahrerische Geschick Darijas und den Beistand der Götter. 
    Er und Zada verabschiedeten sich von Carlynn und Aden und gingen dann gemeinsam an Bord, um Darija die Möglichkeit zu geben, in Ruhe von ihren Eltern Abschied zu nehmen.
     
    So viele Gedanken sie sich vorab auch über den Abschied gemacht hatte, jetzt, da die Zeit gekommen war, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Ihr Kopf war leer. Unschlüssig stand Darija ihren Eltern gegenüber. Dann zog ihre Mutter sie in die Arme und drückte sie fest an sich, während Tränen über ihre Wangen liefen. Nun konnte auch Darija ihre Gefühle nicht mehr verbergen. Ein Schluchzen entwich ihrer Kehle. Ihr Vater legte seine Arme um die beiden Frauen und sprach Darija Mut zu: „Es wird sicher eine Weile dauern, aber wir werden uns wiedersehen. Das Meer kann euch nichts anhaben, dafür bist du eine viel zu gute Seefahrerin. Außerdem werden die Götter euch beschützen.“ 
    Noch einmal nahm Darija ihre Eltern fest in den Arm, bevor sie an Bord ihres Schiffes ging, wo Zada und Mawen sie bereits erwarteten. 
     
     

Teil 2: Auf Reisen
     
    Jahr 3619 Mond 8 Tag 18
    Meer
    Am Abend des zweiten Tages auf See hatten sie die Küsten Jalehas endgültig hinter sich gelassen. Von da an konnten sie ihren Kurs nach Süden nur noch anhand der Himmelskörper kontrollieren. Obgleich sie erst seit sechs Tagen über das offene Meer segelten, begann das ewig gleiche Bild des glatt vor ihnen liegenden Ozeans sie zu langweilen. Ihn allen war mulmig, wenn sie an die endlosen Tage auf See dachten, die nun von ihnen lagen. Selbst für Darija, die mit der Steuerung des Schiffes beschäftigt war, gab es nur wenig zu tun, denn die stetige leichte Brise erforderte kaum ein Eingreifen ihrerseits. Um ihnen allen die Zeit zu vertreiben, hatte sie begonnen, Zada und Mawen die Grundlagen des Segelns beizubringen. Bisher hatte es zwar stets ausgereicht, das Ruder festzustellen und das Tempo durch Verringerung der Segelfläche zu drosseln, wenn Darija sich für einige Stunden schlafen legte, doch es wäre sicher nicht verkehrt, wenn die anderen beiden eingreifen konnten, wenn sich während ihrer Wache etwas Unvorhergesehenes ereignete. Während der Lehrstunden war nicht nur Darija dankbar, dass sie bei der Konstruktion des Schiffes auf leichte Manövrierbarkeit beachtet hatte. Zwar stellte sich Zada durchaus geschickt an, doch Mawen tat sich denkbar schwer damit, die nötigen Handgriffe präzise und zur rechten Zeit anzuwenden. Darija bemerkte, wie sehr es den Gelehrten frustrierte, dass er sich bei praktischen Tätigkeiten so ungeschickt anstellte. Die Kränkung war ihm anzusehen gewesen, als Darija einmal über eine seiner Ungeschicktheiten gelacht hatte. Seitdem hatte sich Darija sicherheitshalber mit solchen Heiterkeitsausbrüchen zurückgehalten. Keinesfalls wollte sie den Gelehrten

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