Töchter der Sechs (German Edition)
wir auf dem richtigen Weg sind?“
„Es ist wahr, dass ich immer wieder voller Vertrauen gebetet, doch die Götter haben mich einer Antwort nicht für würdig befunden.“
„Warum habt Ihr denn nichts gesagt?“
„Ich wollte Euch nicht mit meinem Versagen belasten. Ihr und Darija habt bei den Karten so gute Arbeit geleistet, ich aber konnte nicht mal mit den Göttern kommunizieren. Ich fühlte mich so nutzlos.“
Mawen legt ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. „Ihr habt keinen Grund, euch Vorwürfe zu machen. Ihr habt schon so viel für diese Mission getan. Ohne euch wären die Schriftzeichen nicht erschienen, geschweige denn, dass wir sie hätten entschlüsseln können. Nur durch Euch konnten wir Helwarisch lernen, nur Ihr kennt das Land. Ihr seid der wichtigste Mensch dieser Mission. Und dass die Götter schweigen, halte ich für ein gutes Zeichen.“
Zada war Mawen unendlich dankbar für diese Worte und noch mehr über die Geste der Freundschaft und Unterstützung. Wahrscheinlich hätte sie viel früher Zuspruch bei ihren Reisegefährten suchen sollen. Sobald sich die Gelegenheit ergab, würde sie auch mit Darija reden.
Jahr 3619 Mond 9 Tag 11
Meer
Noch war das Wetter nicht besorgniserregend, aber sie merkten deutlich, dass es Herbst geworden war. Heute hatte sich der morgendliche Nebel erst am Mittag aufgelöst, der Wind hatte in den letzten drei Tagen teils recht böig geweht. Das Segeln wurde anspruchsvoller, sodass Darija wieder mehr Zeit damit verbrachte. Dennoch blieb noch genug Raum, sich über die Situation Gedanken zu machen. Jeden Tag rechneten sie damit, den Welten-Nebel zu erreichen, aber bis jetzt hatte sich nichts getan. Gestern hatte sie angefangen, sich deswegen Sorgen zu machen, schließlich lag der Kurs in ihrer Verantwortung. Sie beruhigte sich damit, dass es noch neun Tage bis zum Tag zwischen den Sonnenwenden war, vielleicht war es ihnen bestimmt, den Welten-Nebel erst an jenem Tag zu erreichen.
Jahr 3619 Mond 9 Tag 13
Meer
Mawen schätzte, dass es noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang waren. Eigentlich war abgesprochen, dass er Darija erst dann wecken sollte, doch nun zweifelte er. Während der Wind die ganze Nacht über kontinuierlich geweht hatte, war es mit einem Schlag windstill. Ihm fehlte das nautische Wissen, um sich einem Reim darauf zu machen. Also entschied er, die junge Schiffbauerin zu wecken. Sie war sofort hellwach. „Gut, dass ihr mich geweckt habt. Wir müssen die Segel vollständig reffen, damit sie nicht permanent gegen den Mast schlagen und dabei leiden.“
Darija mache sich gleich daran, dies zu tun. Als sie fertig war, fragte Mawen: „Und was tun wir nun?“
„Wir können nicht mehr tun als warten, bis der Wind wieder auffrischt.“ Sie lehnte sich neben ihn an die Reling. Jetzt, wo es für sie nichts mehr zu tun gab, schien die Müdigkeit sie wieder zu übermannen. Daher schwieg Mawen und schaute in die Dunkelheit, die nur von der kleinen Laterne am Bug des Schiffes erhellt wurde. Irgendwie kam ihm deren Licht auf einmal milchig und trübe vor. Auch fühlte sich die Luft seltsam an. Noch bevor er sich einen Reim darauf machen konnte, lieferte Darija die Erklärung auf seine unausgesprochene Frage: „Nebel. Meint ihr, es handelt sich dabei um den Welten-Nebel?“
Er zuckte reflexartig mit den Achseln, bevor er sich bewusst wurde, dass sie ihn genauso wenig sehen konnte wie er sie. „Ich weiß es nicht. Möglich wäre es. Wir sind inzwischen lange genug unterwegs. Haltet ihr die Flaute für ein natürliches Phänomen oder ist sie eher ungewöhnlich?“
„Da kann ich nicht sagen, da es noch keine Erfahrungswerte für dieses Gebiet gibt. Auch kann man eine solche Windstille schlecht vorhersagen. Sollten wir jedoch tatsächlich den Welten-Nebel erreicht haben, dann wäre eine solche Flaute eine wirksame Barriere.“
„Sollte dem so sein, dann hoffe ich, dass wir nicht die nächsten acht Tage warten müssen, bis der Wind wieder weht.“
„Selbst wenn dem so wäre, könnten wir kaum etwas dagegen tun.“
Tag 7 im Welten-Nebel
Mawens Befürchtung bezüglich der Flaute schien sich zu bewahrheiten. Seit nunmehr sieben Tagen regte sich nicht das leiseste Lüftchen. Inzwischen waren sie sich sicher, sich im Welten-Nebel zu befinden. Der Nebel begleitete sie durch die Tage des Wartens. In den ersten Tagen hatte Zada stets damit gerechnet, dass irgendwas geschehen würde. Sie war sich sicher gewesen, dass
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