Toechter Der Suende
und sie musste die Zähne zusammenbeißen, um ihre Lust nicht hinauszuschreien. Kurz darauf sank der Deutsche auf sie nieder und presste sie mit seinem Gewicht gegen den unebenen Boden des Katakombengangs.
Mit einer heftigen Bewegung schob sie ihn von sich. »Wenn Ihr so schwer auf mir liegt, drückt es mich am Rücken«, sagte sie und fand, dass es nicht gerade die richtigen Dankesworte für das Vergnügen waren, das er ihr eben bereitet hatte.
Sie erhob sich halb, fasste sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn. »Signore, ich danke Euch!«, sagte sie und fand, dass ihre Rache an Cirio d’Specchi nun vollkommen war.
5.
F alko half der schönen Fremden, ihr Kleid zu ordnen, und zog seine Bruche und die lederne Reithose darüber zurecht. Dabei versuchte er, seiner widerstrebenden Gefühle Herr zu werden. Er liebte Elisabeth, und doch hatte er sie in den Armen der schönen Unbekannten völlig vergessen. Nun kam die Erinnerung zurück, und er empfand Scham, weil er sich so hatte hinreißen lassen. Andererseits aber wollte er die Augenblicke höchster Leidenschaft, die er eben erlebt hatte, nicht mehr missen.
Innerlich zerrissen, hob er die Lampe auf und reichte Francesca den Arm. »Ich glaube, wir sollten jetzt den Ausgang aus diesem Gewirr suchen!«
»Ich überlasse mich ganz Eurem Schutz und Eurer Führung«, antwortete Francesca lächelnd. Der Deutsche hatte sich zwar als guter Liebhaber entpuppt, schien aber eher unsicher zu sein, was den Umgang mit Frauen betraf. In ihren Augen war dies kein Wunder, denn sie hielt die Weiber des Nordens für plumpe Trampel mit viel zu lauten Stimmen und einem Benehmen, das jeder feinen Art hohnsprach. Auch deren Männer kannte sie so, und daher freute sie sich, an ein etwas edleres Exemplar geraten zu sein.
Überraschenderweise stand der Eingang der Katakomben offen. Wie es aussah, hatte der Mönch die Kirche aufgesucht, um dort aufzuräumen.
Francesca war erleichtert, denn sie wäre ungern mit dem Deutschen zusammen beim Verlassen der Katakomben gesehen worden. Doch als sie zu dem Platz kam, an dem sie die Knechte mit der Pferdesänfte zurückgelassen hatte, war sie froh um Falkos Begleitung, denn die Männer waren samt Sänfte und Pferden verschwunden. Von Annunzia war ebenfalls weit und breit nichts zu sehen. Das allerdings war klug von der Zofe, denn Francesca hätte sonst den Deutschen um seinen Dolch gebeten, um das Weib für den zweiten Verrat zu bestrafen.
Die Wut, die zuerst durch den Schrecken und dann durch die Lust gehemmt worden war, kehrte nun mit doppelter Wucht zurück, und sie verfluchte in Gedanken die ganze d’Specchi-Sippe, Annunzia, ihre Eltern und alle Übrigen, die ihre Ehe mit diesem elenden Cirio forderten. All diese Menschen hatten sie nicht nur mitleidlos einem Vergewaltiger ausgeliefert, sondern ihr auch noch jede Möglichkeit genommen, auf eine ihr angemessene Weise ihr Heim zu erreichen.
Mit einer entschlossenen Geste wandte sie sich an den Deutschen. »Wie Ihr seht, wurde ich im Stich gelassen. Hättet Ihr daher die Güte, mich nach Hause zu bringen?« Für sich dachte sie, dass es ihrem Vater gerade recht geschah, wenn einer der verhassten Deutschen sie heimbrachte. Sie wartete Falkos Zustimmung gar nicht erst ab, sondern hielt auf seinen Hengst und das kleinere Pferd des Knappen zu.
Frieder, der die Reittiere bewacht hatte, fiel der Kiefer herab, als er die energische junge Dame auf sich zukommen sah. Sein Herr folgte dieser mit einer Miene, als wisse er nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
Francesca wartete, bis der Deutsche zu ihr aufgeschlossen hatte, und wies auf sein Reittier. »Hebt mich aufs Pferd!«
Falko widersprach. »Ich steige besser vorher in den Sattel, sonst habe ich Mühe, auf den Gaul zu kommen. Frieder wird Euch zu mir hinaufheben!«
Während Francesca mit einem unmutigen Schnauben beiseitetrat, stellte Falko den linken Fuß in den Steigbügel und schwang sich hoch. Zu seiner Erleichterung blieb der Hengst diesmal stehen und wartete, bis er im Sattel saß und auch den anderen Steigbügel gewonnen hatte. Dann aber musste Falko den Zügel fest anziehen, um ihn aufzuhalten. Zur Strafe ließ er den Hengst einige Schritte rückwärtsgehen, bis dieser direkt neben Francesca stand.
»Frieder, hebe die Dame herauf«, wies er seinen Knappen an und klemmte die Zügel unter dem rechten Oberschenkel fest, um beide Arme freizubekommen. Er nahm Francesca von Frieder entgegen und half ihr, hinter dem Sattel Platz zu
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