Toechter Der Suende
gelangen, war die Gruppe vor ihm geradeaus weitergegangen.
Falko fragte sich, ob der Priester während der Messe vielleicht gesagt hatte, die Leute sollten die Katakomben auf diesem Weg verlassen. Da hörte er aus dem Gang, den er für den richtigen hielt, Stimmen, die sich rasch entfernten. Entweder waren die Personen, denen er gefolgt war, versehentlich nicht abgebogen, oder es gab einen anderen Grund dafür. Nach kurzem Überlegen sagte er sich, dass es ihn nichts anging, was diese trieben, und wandte sich in Richtung Ausgang. Da erklang hinter ihm der durchdringende Schrei einer Frau in höchster Not.
Nun gab es kein Halten mehr für ihn. Er stürmte auf die Stelle zu, an der er den Lichtschein gesehen hatte, und griff zum Schwert. Zwar war diese Waffe für einen Kampf in diesen engen Gängen unhandlich, dennoch zog er sie der größeren Reichweite wegen dem Dolch vor.
Die Frau schrie erneut, und er glaubte zu hören, wie sie sich verzweifelt gegen jemand wehrte. Als er die Stelle, an der das Licht aus einem Seitengang fiel, fast erreicht hatte, wurde er langsamer und spähte um die Ecke.
Ein junger Mann in der farbenprächtigen Tracht eines römischen Edelmanns rang eben eine Frau in einem ebenfalls reich verzierten blauen Kleid nieder und versuchte, ihr trotz ihrer heftigen Gegenwehr die Röcke hochzuschlagen. Als sie nach ihm trat, schlug er ihr mehrmals ins Gesicht. Die Frau sank halb betäubt zurück, und dem Mann gelang es, ihren Unterleib zu entblößen. Dann nestelte er an seinen Hosen.
Falko begriff, dass er kurz davor stand, tatenlos einer Vergewaltigung zuzusehen, und schlich rasch auf die beiden zu. Gerade glitt der gewalttätige Kerl zwischen die Schenkel der Frau, doch bevor er in sie eindringen konnte, riss Falko ihn mit der Linken hoch. Da die Decke zu niedrig war, um mit der Klinge ausholen zu können, schlug er ihm den Schwertgriff mit aller Kraft gegen den Schädel.
Er hörte Knochen bersten. Dann brach ein roter Schwall aus der Nase des Getroffenen. Blut rann auch aus dessen Kopfwunde und färbte Gesicht und Haar.
Falko stieß den Kerl zur Seite, bevor es die junge Dame besudeln konnte. Dann wartete er einige Atemzüge lang angespannt, ob der Edelmann sich noch einmal rührte. Doch der war bewusstlos oder sogar tot.
Falko empfand kein Bedauern, denn in seinen Augen war ein Mann, der eine Frau gegen ihren Willen zu nehmen versuchte, ein Schuft, dem nichts Besseres gebührte. Ohne sich weiter um den Verletzten zu kümmern, beugte er sich über die Frau, die offensichtlich noch nicht begriffen hatte, dass ihr jemand zu Hilfe gekommen war.
Francesca war nach Cirios harten Schlägen noch immer wie betäubt und erkannte zunächst nicht, dass anstelle ihres Verlobten ein deutscher Ritter vor ihr stand. Erst als der Mann in einem schlechten, toskanisch gefärbten Italienisch fragte, wie sie sich fühle, blickte sie zu ihm auf.
»Ich …«, begann sie und begriff dann erst, dass Cirio d’Specchi sein Vorhaben nicht hatte beenden können. Schon wollte sich Erleichterung in ihr breitmachen, doch dann bekam sie es mit der Angst zu tun, der Deutsche könnte an der Stelle ihres Verlobten weitermachen und sie schänden.
In dem Augenblick zog Falko ihr Kleid nach unten. Er hatte einen Blick auf das rötliche Dreieck über ihrer Scham werfen können und fühlte das Blut schneller durch seine Adern rauschen. Ich brauche noch heute eine Hure, sagte er sich, während er Francesca den Arm reichte, um ihr aufzuhelfen.
Diese begriff zunächst nicht, was er wollte, war dann aber fast ein wenig gekränkt. Ließ ihr Anblick den Deutschen etwa ungerührt? Ein Antonio Caraciolo hatte sein Leben riskiert, um sie zu besitzen – und es verloren. Sie schnaubte verächtlich, stand dann auf und warf einen kurzen Blick auf ihren Verlobten, der bewusstlos am Boden lag und aus der Nase blutete. Hoffentlich hast du morgen solche Kopfschmerzen, dass du nicht mehr aus den Augen sehen kannst, wünschte sie ihm, während sie darauf wartete, dass der Fremde sie aus den Katakomben hinausführte.
Da Falko die Kerze hatte fallen lassen, als er zum Schwert griff, nahm er Cirios Lampe mit und ließ diesen in völliger Dunkelheit zurück. Mit der Linken das Licht haltend, bot er der jungen Frau seine Rechte als Stütze.
Francesca war von dem, was sie durchgemacht hatte, noch so benommen, dass sie sich tatsächlich an ihm festhalten musste. Dabei musterte sie ihren Retter und fand, dass er gar nicht so hässlich und abstoßend
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