Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Zimmer um. Himmel, sie hätte schwören können, daß er direkt vor ihr stand.
Verärgert, weil ihr Schläfchen unterbrochen worden war und weil die Unterbrechung sie daran erinnerte, daß sie hungrig war, daß der Kühlschrank jedoch höchstens noch eine Kinderportion an Eßbarem enthielt, schlug sie mit der Faust auf den Tisch.
Am besten ginge sie zu Brie und machte sich über deren Vorräte her, dachte sie. Außerdem wäre für sie beide ein wenig Gesellschaft nicht schlecht.
Gerade als sie nach ihrer Mütze griff, fiel ihr das ungeduldige Blinken des Anrufbeantworters auf. »Verdammtes Ding«, murmelte sie, doch dann spulte sie die Kassette zurück und hörte sich die Nachrichten an.
»Maggie.« Wieder wurde der Raum von Rogans Stimme erfüllt, und lächelnd dachte sie, daß sie sich doch nicht eingebildet hatte, von ihm geweckt worden zu sein. »Warum zum Teufel gehst du nie ans Telefon? Es ist Mittag. Ich will,
daß du mich anrufst, sobald du mit deiner Arbeit fertig bist. Ich meine es ernst. Es gibt etwas, über das ich mit dir reden muß. Tja – ich vermisse dich. Verdammt, Maggie, ich vermisse dich.«
Die Nachricht endete, doch ehe Maggie Zeit hatte, allzu selbstgefällig zu sein, fing eine weitere Nachricht an.
»Bildest du dir ein, ich hätte nichts Besseres zu tun, als mit dieser verdammten Maschine zu reden?«
»Nein«, antwortete sie. »Aber schließlich hast du selbst sie hier aufgestellt.«
»Es ist halb vier, und ich muß in die Galerie. Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich muß mit dir reden, und zwar heute noch. Ich bin bis sechs in der Galerie, und anschließend triffst du mich zu Hause an. Es ist mir total egal, wie sehr du mit deiner Arbeit beschäftigt bist. Zur Hölle mit dir dafür, daß du am anderen Ende des Landes bist.«
»Dieser Mann bringt den Großteil seiner Zeit damit zu, daß er mich verflucht«, murmelte sie. »Also bitte, Sweeney, du bist genausoweit von mir entfernt wie ich von dir.«
Wie zur Antwort wurde nochmals seine Stimme laut. »Du verantwortungsloses, idiotisches, gefühlloses Wesen. Hoffst du vielleicht, ich würde mir jetzt Sorgen machen, weil ich denke, du hast dich mit deinen Chemikalien in die Luft gesprengt oder dir die Haare versengt? Dank deiner Schwester, die wenigstens ab und zu ans Telefon geht, weiß ich ganz genau, daß du zu Hause bist. Es ist jetzt kurz vor acht, und ich habe eine Verabredung zum Abendessen. Jetzt hör mir zu, Margaret Mary. Sieh zu, daß du so bald wie möglich nach Dublin kommst, und bring deinen Paß mit. Ich vergeude jetzt nicht noch mehr Zeit damit, daß ich dir erkläre, worum es geht, also tu einfach, was ich sage. Wenn du keinen Flug bekommst, schicke ich dir die Maschine. Ich erwarte, daß du morgen früh bei mir auf der Matte stehst, denn ich habe weder die Zeit noch die Geduld, um vorbeizukommen und dich persönlich abzuholen.«
»Mich abzuholen ? Als könntest du das so einfach tun.« Einen Moment lang starrte sie stirnrunzelnd den Anrufbeantworter an. Sie sollte nach Dublin kommen, ja? Nur weil es ihm so einfiel. Kein Bitte oder Könntest-du-Wohl, sondern die schlichte Erwartung, daß sie tat, was er von ihr forderte.
Eher würde die Hölle gefrieren, als daß sie ihm einen derartigen Gefallen täte, dachte sie und stürmte, ohne noch an ihren Hunger zu denken, die Treppe hinauf. Sie sollte nach Dublin kommen, tobte sie. Der Kerl hatte Nerven, wenn er sich einbildete, daß sie sich derart herumkommandieren ließ.
Sie zerrte ihren Koffer aus dem Schrank und hievte ihn aufs Bett.
Dachte er etwa, sie wäre so versessen darauf, ihn zu sehen, daß sie alles stehen- und liegenließ, nur, um für ihn zur Stelle zu sein? Er würde noch merken, daß es so nicht ging. O ja, dachte sie, als sie ein paar Kleider in den Koffer warf. Sie würde ihm sagen, daß es sich anders verhielt, und zwar persönlich, mitten ins Gesicht.
Auch wenn sie bezweifelte, daß sie dafür jemals irgendeinen Dank erfuhr.
»Eileen, ich brauche noch vor heute abend die korrigierten Zahlen aus Limerick.« Rogan saß hinter seinem Schreibtisch, strich eine Reihe auf seiner Liste durch und rieb sich seinen steifen Nacken. »Und dann möchte ich den Bericht über die Bauarbeiten sehen, sobald er durch die Leitung kommt.«
»Er wurde bis Mittag zugesagt!« Eileen, eine gepflegte Brünette, die bei der Leitung des Büros ein ebensolches Talent wie beim Management ihres Mannes und ihrer drei Kinder bewies, machte sich eine
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