Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Talent im Blut.« Sie reckte trotzig das Kinn. »Grandad hatte ein Hotel, und Gran hat es nach seinem Tod weitergeführt. Ich bin mir sicher, ich könnte es ebensogut wie sie.«
»Ich habe nie behauptet, daß du es nicht könntest, ich verstehe nur beim besten Willen nicht, weshalb du dir so etwas antun willst. Jeden Tag Fremde im Haus.« Allein der Gedanke daran führte dazu, daß Maggie ein kalter Schauder über den Rücken rann.
»Ich kann nur hoffen, daß das Haus dann tatsächlich täglich von Fremden bevölkert ist. Natürlich ist vorher eine gründliche Renovierung der oberen Schlafzimmer erforderlich.« Briannas Blick wurde verträumt, als sie die Einzelheiten ihres Vorhabens vor sich sah. »Ein neuer Anstrich, neue Tapeten. Ein, zwei neue Teppiche. Und die sanitären Einrichtungen haben weiß Gott eine Erneuerung verdient. Wir bräuchten ein weiteres Bad, aber ich denke, daß die Kammer am Ende des oberen Flurs durchaus geeignet ist. Vielleicht wäre ein kleiner Anbau direkt neben der Küche für Mutter gut – auf diese Weise würde sie von den Gästen nicht gestört. Und dann würde ich den Garten ein bißchen verschönern und ein kleines Schild aufstellen. Es soll gar nichts Großartiges werden, weißt du, nur klein und geschmackvoll und gemütlich soll es sein.«
»Es ist dir ernst«, murmelte Maggie, als sie das Leuchten in den Augen ihrer Schwester sah. »Es ist dir wirklich ernst.«
»O ja, allerdings. Es ist mir wirklich ernst.«
»Dann tu es auch.« Maggie ergriff ihre Hände. »Tu es, Brie. Renovier die Räume, und richte ein neues Badezimmer ein. Stell ein hübsches Schild im Garten auf. Er hat es so gewollt.«
»Das glaube ich auch. Als ich ihm davon erzählt habe, hat er auf die ihm eigene fröhliche Art darüber gelacht.«
»Ja, sein Lachen war wunderbar.«
»Und er hat mich geküßt und gescherzt, daß ich eben die Enkelin einer Gastwirtin bin und mein Wunsch somit der Familientradition entspricht. Wenn ich ganz klein anfangen würde, könnte ich schon in diesem Sommer aufmachen. Die Touristen kommen ja vor allem im Sommer hierher in die westlichen Counties, und dann brauchen sie nette, gemütliche Privatunterkünfte für die Nacht. Ich könnte…« Brianna machte die Augen zu. »Oh, hör dir nur mein Gerede an, und das, wo morgen die Beerdigung unseres Vaters ist.«
»Solche Dinge hat er immer gern gehört.« Endlich kehrte ein Lächeln in Maggies Gesicht zurück. »Ein so phantastisches Vorhaben hätte ihn über alle Maßen entzückt!«
»Wir Concannons.« Brianna schüttelte den Kopf. »Für verrückte Pläne haben wir offenbar ein ausgeprägtes Talent.«
»Brianna, draußen auf der Klippe hat er von dir gesprochen. Er hat dich seine Rose genannt. Er wollte, daß du erblühst.«
Und sie war sein Stern gewesen, dachte Maggie bei sich. Und sie würde alles tun, um so zu strahlen, wie es sein Wunsch gewesen war.
3. Kapitel
Sie war allein – was ihr immer am besten gefiel. Durch die Tür ihres Cottages blickte sie in den über Murphy Muldoons Felder peitschenden und an Gras und Steinen zerrenden Regen hinaus, während sich in ihrem Rücken in hoffnungsvollem Starrsinn die Sonne durch die Wolken zu schieben begann. Niemand wußte, welches Wetter sich in den verschiedenen Himmelsschichten verbarg, doch egal ob Regen oder Sonne, Hagel oder Sturm, der launenhafte Wettergott sorgte dafür, daß keine Erscheinung von Dauer war.
Dies war eben Irland.
Aber Margaret Mary Concannon war der Ansicht, daß Regen etwas Herrliches war. Meistens zog sie ihn sogar wärmenden Sonnenstrahlen und einem klaren, leuchtendblauen Himmel vor. Der Regen kam ihr wie ein weicher Vorhang vor, hinter dem sie sich nur allzugern vor der Welt verbarg. Oder, was noch wichtiger war, hinter dem sich die jenseits der Hügel und der Felder und der glänzenden, gefleckten Kühe liegende Welt vor ihr verbarg.
Denn auch wenn der Hof, die steinernen Mauern und grünen Gräser hinter dem Fuchsiengewirr schon lange nicht mehr im Besitz der Familie waren, so gehörte zumindest dieser Flecken Erde mit dem kleinen wilden Garten und der feuchten Frühlingsluft ihr.
Es stimmte, daß sie die Tochter eines Farmers war. Doch hatte sie deswegen noch keine bäuerlichen Interessen an sich entdeckt. In den fünf Jahren, seit ihr Vater gestorben war, hatte sie sich an die Schaffung ihres eigenen Zuhauses gemacht
– hatte der Welt, wie es sein Wunsch gewesen war, ihren Stempel aufgedrückt. Vielleicht hatte sie die Welt noch
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