Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Fall brauche ich deine Zustimmung dazu.«
»Natürlich nicht.« Er merkte, daß er vor Verlegenheit zu stottern begann. »Aber ebenso natürlich mache ich mir nun mal gewisse Sorgen um dich.«
»Deine Sorge wurde registriert.« Mit der Eleganz einer Königin erhob sie sich. »Es tut mir leid, daß dich mein Benehmen schockiert, aber das ist nun mal nicht zu ändern.«
»Ich bin nicht schockiert – verdammt, natürlich bin ich schockiert. Du kannst doch wohl nicht…« Er brachte die Worte einfach nicht über die Lippen. Nicht hier, in ihrem Salon. »Großmutter, ich weiß nichts über diesen Mann.«
»Aber ich. Wir wissen noch nicht genau, wie lange wir in Galway bleiben werden, aber auf jeden Fall schauen wir unterwegs bei Maggie und ihrer Familie vorbei. Soll ich sie von dir grüßen?«
»Offenbar hast du dir das Ganze noch nicht reiflich überlegt?«
»Ich weiß offenbar besser, was ich will, als du denkst. Und jetzt, Rogan, wünsche ich dir einen guten Flug.«
Derart unverblümt entlassen, blieb Rogan keine andere Wahl, als seine Großmutter auf die Wange zu küssen und zu gehen. Sobald er allerdings in seinem Wagen saß, griff er nach dem Hörer seines Telefons. »Eileen, verschieben Sie Limerick auf morgen … Ja, es gibt ein Problem«, murmelte er. »Ich muß unbedingt sofort nach Clare.«
Als die erste kühle Herbstluft durch die Fenster drang und sich das Laub der Bäume golden zu färben begann, schien es
Maggie keine Sünde zu sein, wenn sie den Wechsel der Jahreszeit ausgiebig genoß. Nach zwei Wochen harter Arbeit genehmigte sie sich einen freien Tag. Den Vormittag brachte sie in ihrem Garten zu, und der Elan, mit dem sie Unkraut jätete, hätte selbst Brianna mit Stolz erfüllt. Und als Lohn für die Mühe führe sie mit dem Rad zu einem späten Mittagessen ins Dorf.
Inzwischen wehte ein beißender Wind, und die dichte Wolkendecke im Westen wies auf kommenden Regen hin. Maggie zog sich ihre Mütze in die Stirn, pumpte den halbplatten Hinterreifen auf und schob ihr Rad ums Haus und durch das Tor.
In gemütlichem Tempo machte sie sich auf den Weg und blickte verträumt auf die abgeernteten Felder hinaus. Trotz des drohenden frühen Frosts hingen von den Fuchsien immer noch tränenförmige Blüten herab, doch sobald der Winter anbräche, verlöre die Landschaft, auch wenn sie ihre Schönheit behielt, jede Farbigkeit. Die Abende würden länger, und die Menschen würden an die heimischen Kamine gedrängt. Und zusammen mit dem tosenden Wind, der über den Atlantik peitschte, käme eine dichte Regenwand.
Sie freute sich bereits auf die eisigen Monate und auf die Arbeit, die während dieser Zeit vor ihr lag.
Gleichzeitig überlegte sie, ob sich Rogan wohl auch im Winter zu einem Besuch überreden ließ, und falls ja, ob er das Klappern der Fensterläden und das rauchende Feuer wohl ebenso gemütlich fand wie sie. Sie hoffte es. Und wenn er endlich wieder der alte wäre, hoffte sie, sie könnten so weitermachen, wie es vor jener letzten Nacht in Frankreich gewesen war.
Er würde Vernunft annehmen, sagte sie sich und beugte sich tief über den Lenker ihres Rads. Sie würde dafür sorgen, daß er es tat. Sie würde ihm sogar seine Überheblichkeit verzeihen, sein übergroßes Selbstvertrauen und seine manchmal diktatorische Art. Sobald sie wieder zusammen wären, wäre
sie ruhig und gelassen und zuckersüß. Sie würden diesen lächerlichen Streit bereinigen und…«
Mit einem erschrockenen Schlenker lenkte sie ihr Rad in die Hecke am Wegesrand, als plötzlich ein Wagen um die Kurve geschossen kam. Bremsen quietschten, das Auto schleuderte, und Maggie landete unsanft in einem Schlehdornbusch.
»Jesus, Maria und Josef, welcher blinde, bescheuerte Trottel fährt denn da so einfach unschuldige Leute um?« Sie schob ihre Mütze hoch, die ihr über die Augen gerutscht war, und blickte sich zornig um. »Oh, natürlich. Wer sonst?«
»Bist du verletzt?« Innerhalb einer Sekunde war Rogan aus dem Wagen gesprungen und neben ihr. »Beweg dich nicht.«
»Und ob ich mich bewege, du Idiot.« Sie schlug seine tastenden Hände fort. »Weshalb kommst du überhaupt mit einer so entsetzlichen Geschwindigkeit angerast? Dies ist keine Rennstrecke, falls es dir bisher noch nicht aufgefallen ist.«
Sein Herz, das bei ihrem Anblick vor Schreck beinahe stehengeblieben war, fing laut zu pochen an. »Ich bin nicht gerast. Du bist mitten auf der Straße gefahren. Offenbar hast du vor dich hin geträumt. Wenn ich
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