Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
mit einem mitleidigen Blick. »Chrissy, ich möchte mich für das schlechte Benehmen meiner Nichte entschuldigen.«
»Ich denke, den Nachtisch serviere ich im Salon.« Blaß, doch ansonsten äußerlich ruhig, erhob sich Brianna von ihrem Platz. »Wenn ihr vielleicht schon vor geht, dann komme ich gleich nach.«
»Dort drüben ist es viel gemütlicher«, pflichtete Lottie ihr bei. »Warten Sie, Brianna, ich helfe Ihnen.«
»Falls du und Mrs. Sweeney mich bitte entschuldigen wollt, Onkel Niall, dann wechsle ich noch schnell ein paar Worte mit meiner Mutter, ehe ich mich zu euch geselle.« Maggie blieb sitzen und wartete, bis außer ihr und Maeve niemand mehr im Eßzimmer war. »Warum tust du das?« fragte sie. »Warum verdirbst du ihr den Abend? Wäre es so schwer für dich gewesen, ihr nur ein paar Stunden lang die Illusion zu lassen, daß wir eine Familie sind?«
Vor Verlegenheit wurde Maeves Zunge noch spitzer als zuvor. »Ich habe keine derartigen Illusionen, und ich habe nicht das Bedürfnis, Mrs. Sweeney aus Dublin zu beeindrucken.«
»Du hast sie beeindruckt – auf eine denkbar negative Art. Und das fällt auf uns alle zurück.«
»Meinst du, du wärst etwas Besseres als wir anderen, Margaret Mary? Nur weil du deine Zeit in Venedig und Paris verbringst?« Maeves Knöchel traten weiß hervor, so fest umklammerte sie den Tisch. »Meinst du, ich wüßte nicht, was du und der Enkel dieser Frau so treibt? Meinst du, ich wüßte nicht, daß du dich ihm ohne die geringste Scham wie eine Hure hingegeben hast? Er sorgt dafür, daß du das Geld und den Ruhm bekommst, auf den du immer so versessen gewesen bist, und dafür hast du ihm deinen Körper und deine Seele verkauft.«
Maggie faltete die Hände unter der Tischplatte, damit ihre Mutter ihr Zittern nicht sah. »Ich verkaufe ihm meine Arbeit, und vielleicht verkaufe ich ihm dadurch auch einen Teil meiner Seele. Aber mein Körper gehört immer noch alleine mir. Ihn bekommt Rogan umsonst.«
Nun, da sich ihr Verdacht bestätigte, wurde Maeve kreidebleich. »Und du wirst dafür genauso bezahlen, wie ich es getan habe. Ein Mann mit seinem Hintergrund will von einer Frau
wie dir doch nichts außer dem, was sie ihm im Dunkeln zu bieten hat.«
»Du hast keine Ahnung. Du kennst ihn nicht.«
»Aber ich kenne dich. Und was wird aus deiner wunderbaren Karriere, wenn du feststellst, daß du schwanger bist?«
»Wenn ich ein Kind bekäme, dann würde ich zu Gott beten, daß ich es besser behandle, als du mich je behandelt hast. Ich würde nicht alles aufgeben und mich und das Kind für den Rest meines Lebens in Sack und Asche hüllen, als hätten wir beide etwas Furchtbares getan.«
»Du weißt einfach nicht, wie es ist«, stellte Maeve mit scharfer Stimme fest. »Aber mach nur so weiter, dann wirst du es ja sehen. Dann wirst du sehen, wie es ist, zuzusehen, wie dein Herz bricht und dein Leben zu Ende geht.«
»Es hätte nicht zu Ende sein müssen. Andere Musikerinnen haben auch eine Familie.«
»Meine Stimme war ein Geschenk.« Zu Maeves Leidwesen stiegen Tränen in ihr auf. »Und weil ich so arrogant war, wie du es bist, wurde es mir genommen. Seit dem Augenblick, in dem ich dich empfangen habe, hatte ich keine Musik mehr in mir.«
»Aber es wäre weiterhin möglich gewesen«, sagte Maggie im Flüsterton. »Du hast es nur nicht genug gewollt.«
Nicht genug gewollt? Noch jetzt spürte Maeve die alte Narbe, von der ihr Herz verunziert war. »Was hat man schon davon, daß man etwas will?« fragte sie. »Dein Leben lang hast du eine Karriere gewollt, und nun setzt du sie aufs Spiel, nur weil du einen Mann zwischen deinen Beinen spüren willst.«
»Er liebt mich«, hörte Maggie sich sagen.
»Im Dunkeln ist so etwas leicht gesagt. Aber du wirst niemals glücklich sein. Du bist in Sünde geboren, du lebst als Sünderin, und du stirbst als Sünderin. Allein. Genauso allein wie ich.«
»Du hast es dir zur Lebensaufgabe gemacht, mich zu hassen,
und diese Aufgabe erfüllst du ziemlich gut.« Langsam und unsicher erhob sich Maggie von ihrem Platz. »Weißt du, was mir angst macht? Furchtbare Angst? Du haßt mich, weil du dich selbst in mir siehst. Aber Gott stehe mir bei, wenn ich wirklich so bin wie du.«
Mit diesen Worten floh sie aus dem Raum in die Dunkelheit der Nacht hinaus.
Die bitterste Pille, die es gab, war, sich zu entschuldigen, und Maggie vermied es, sie zu schlucken, indem sie zunächst mit der Führung durch ihr Atelier begann. Im kühlen
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