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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Das ist nur das Lampenfieber, sonst nichts.«
    »Ich habe kein Lampenfieber.« Doch mit einem Mal warf Maggie auch den letzten Stolz über Bord und klammerte sich
wie eine Ertrinkende an Christine. »Aber ich komme nicht mit.«
    »Natürlich tun Sie das.« Christine umfaßte Maggies Kinn und zwang sie, ihr ins Gesicht zu sehen. Sie wußte genau, welche Methode die erfolgversprechendste war, und gnadenlos sagte sie: »Sie wollen doch sicher nicht, daß die Leute denken, Sie hätten Angst.«
    »Ich habe keine Angst.« Maggie reckte trotzig das Kinn, doch sofort wallte neue Übelkeit in ihr auf. »Ich habe einfach kein Interesse daran, zwischen all diesen Snobs herumzustehen.«
    Christine lächelte und schwieg.
    »Ich kann einfach nicht, Mrs. Sweeney«, platzte es schließlich aus Maggie heraus. »Ich bringe es einfach nicht über mich. Ich werde mich bis auf die Knochen blamieren, und das ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann. Lieber würde ich sterben.«
    »Ich verstehe Ihre Gefühle, aber Sie werden sich nicht blamieren.« Christine tätschelte Maggies eisige Hand. »Es stimmt, daß Sie heute abend ebenso auf dem Präsentierteller stehen wie Ihr Werk. Das ist das Verrückte an der Welt der Kunst. Man überlegt, wer Sie sind, man spricht über Sie, man stellt Spekulationen an. Na und?«
    »Das ist es gar nicht so sehr – obwohl es natürlich damit zu tun hat. Ich bin es nicht gewohnt, daß man sich über mich Gedanken macht, und ich glaube auch nicht, daß es mir gefallen wird, aber vor allem geht es um meine Arbeit…« Sie preßte die Lippen zusammen. »Meine Arbeit ist das Beste, was ich zu geben habe, Mrs. Sweeney. Und wenn sie den Leuten nicht gefällt. Wenn sie nicht gut genug ist…«
    »Rogan findet sie gut genug.«
    »Na, er muß es ja wissen«, murmelte Maggie in trotzigem Ton.
    »Stimmt. Er muß es wissen.« Christine kam zu dem Schluß,
daß das Kind ein wenig bemuttert werden mußte. Und wenn man jemand bemutterte, durfte man nicht immer freundlich sein. »Wollen Sie, daß ich runtergehe und ihm erkläre, daß Sie sich nicht trauen, mitzugehen?«
    »Nein!« Maggie warf sich entsetzt die Hände vors Gesicht. »Er hat mich in die Falle gelockt. Diese Schlange von einem Mann. Dieser verdammte – oh, Verzeihung.« Maggie erstarrte, und langsam sanken ihre Hände in ihren Schoß zurück.
    Am liebsten hätte Christine laut losgelacht, doch statt dessen sagte sie in ernstem Ton: »Schon gut. Und jetzt warten Sie hier, und ich gehe runter und sage Rogan, daß er schon mal vorfahren soll. Vor lauter Ungeduld hat er bestimmt schon einen Pfad in das Parkett in der Eingangshalle getrampelt.«
    »Einen schlimmeren Pünktlichkeitsfanatiker als ihn habe ich noch nie gesehen.«
    »Das hat er von seinem Großvater geerbt. Mein Michael, Gott habe ihn selig, hat mich mit seinem Sinn für Pünktlichkeit fast wahnsinnig gemacht.« Abermals tätschelte sie Maggies Hand. »Ich bin gleich wieder da, um Ihnen beim Anziehen behilflich zu sein.«
    »Mrs. Sweeney.« Verzweifelt klammerte sich Maggie an Christines Ärmel fest. »Könnten Sie ihm nicht einfach sagen, ich wäre tot? Dann könnten Sie aus der Vernissage eine wunderbare Totenwache machen. Außerdem macht man mit einem toten Künstler normalerweise immer mehr Geld als mit einem lebendigen.«
    »Sehen Sie?« Vorsichtig löste sich Christine aus der Umklammerung. »Sie sind schon wieder ganz die alte. Und jetzt laufen Sie los und waschen Sie sich das Gesicht.«
    »Aber …«
    »Für heute abend übernehme ich die Rolle Ihrer Großmutter«, sagte Christine in bestimmtem Ton. »Ich bin sicher, Sharon hätte es so gewollt. Und wie ich schon sagte, jetzt laufen Sie los und waschen sich das Gesicht.«
    »Sehr wohl, Ma’am. Mrs. Sweeney?« Mit zittrigen Knien stand Maggie auf. »Sie erzählen ihm doch nicht… ich meine, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Rogan gegenüber nicht erwähnen würden, daß ich …«
    »An einem der wichtigsten Abende in ihrem Leben hat eine Frau wohl das Recht, sich ein wenig länger als gewöhnlich mit der Auswahl ihrer Garderobe zu beschäftigen.«
    »Ich nehme an«, der Schatten eines Lächelns umspielte Maggies Mund, »daß er mich nach dieser Erklärung für eine frivole Idiotin hält, aber ich denke, das ist immer noch besser, als wenn er die Wahrheit erfährt.«
    »Überlassen Sie Rogan einfach mir.«
    »Nur noch eins.« Maggie hatte sich bisher um diese Bitte herumgedrückt, aber da ihr nun schon elender als je zuvor zumute

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