Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
er sich ihr zu. »So sieht’s aus.«
Sein forschender Blick ruhte gerade lange genug auf ihr, als daß sie sich unwohl zu fühlen begann. »Was ist? Habe ich vielleicht einen Fleck auf der Nase?«
»Nein.« Eilig hob er sein Glas und verfluchte Maggie, weil sie durch ihre Bemerkung dafür gesorgt hatte, daß er mit einem Mal einer seiner ältesten Freundinnen voller Argwohn gegenübertrat.
Patricia, in ihn verliebt? Allein die Vorstellung war einfach lächerlich.
»Tut mir leid. Ich nehme an, daß ich in Gedanken gerade
woanders war. Ich verstehe einfach nicht, wo Maggie bleibt.«
»Ich bin sicher, daß sie jeden Augenblick kommen wird.« Patricia legte ihm die Hand auf den Arm. »Aber ich habe den Eindruck, daß sich das Publikum auch so durchaus amüsiert.«
»Zum Glück. Sie schafft es einfach nie, pünktlich zu sein«, knurrte er. »Sie hat ein Zeitgefühl wie ein kleines Kind.«
»Rogan, mein Lieber, da bist du ja. Wie ich sehe, hat meine Patricia dich bereits entdeckt.«
»Guten Abend, Mrs. Connelly.« Rogan gab Patricias Mutter die Hand. »Es freut mich, Sie zu sehen. Ohne Sie ist eine Ausstellung einfach kein Erfolg.«
»Schmeichler.« Mit einem zufriedenen Lächeln rückte sie ihre Nerzstola zurecht. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters hielt Anne Connelly nicht nur an ihrer alten Eitelkeit, sondern ebenso an ihrer einstigen Schönheit fest. Ihrer Ansicht nach war es ebenso die Pflicht einer Frau, ihr Aussehen zu bewahren, wie ihrem Gatten ein Heim zu schaffen und die Kinder großzuziehen. Sie hatte bisher noch jede ihr auferlegte Pflicht erfüllt, und so hatte sie auch jetzt noch die geschmeidige Haut und die jugendliche Figur, mit der sie als junges Mädchen gesegnet gewesen war. Sie kämpfte beständig gegen die Jahre an, doch seit einem halben Jahrhundert ging sie aus diesem Kampf als Siegerin hervor.
»Und Ihr Gatte?« fragte Rogan sie. »Ist Dennis ebenfalls gekommen?«
»Aber natürlich, obgleich er sich bereits in irgendein stilles Eckchen verzogen hat, um eine seiner Zigarren zu rauchen und über Geldgeschäfte zu diskutieren.« Sie lächelte, als Rogan einem der Kellner winkte, damit sie ein Glas Champagner bekam. »Noch nicht einmal seine Sympathie für dich bringt ihn soweit, daß er sich endlich einmal für Kunst interessiert. Eine faszinierende Arbeit.« Sie wies auf die Skulptur neben sich, eine regelrechte Farbexplosion, die pilzförmig von einem
gewundenen Sockel in den Himmel schoß. »Großartig und beunruhigend zugleich. Patricia hat mir erzählt, sie hätte die Künstlerin gestern kurz getroffen. Ich sterbe vor Neugierde, sie endlich mit eigenen Augen zu sehen.«
»Sie ist noch nicht da«, Rogan ließ sich nicht anmerken, welche Ungeduld er empfand. »Aber ich denke, Sie werden feststellen, daß Miss Concannon ebenso widersprüchlich und interessant wie ihre Arbeit ist.«
»Und gewiß ebenso faszinierend. Rogan, wir haben dich in letzter Zeit viel zu selten gesehen, und dabei habe ich Patricia gnadenlos gedrängt, dafür zu sorgen, daß du endlich mal wieder kommst.« Sie bedachte ihre Tochter mit einem vielsagenden Blick.
Nun mach schon, Mädchen , sagte er. Laß ihn dir nicht durch die Lappen gehen.
»Ich fürchte, ich war so mit den Vorbereitungen für die Ausstellung beschäftigt, daß ich meine Freunde darüber vernachlässigt habe.«
»Wir verzeihen dir, allerdings nur, wenn du nächste Woche endlich einmal wieder mit uns zu Abend ißt.«
»Sehr gern.« Rogan bemerkte Joseph, der ein wenig abseits stand. »Entschuldigen Sie mich bitte für einen Augenblick.«
»Mußt du so direkt sein, Mutter?« murmelte Patricia über ihrem Weinglas, während sich Rogan durch die Menge schob.
»Irgendwer muß es ja wohl sein. Gütiger Himmel, Mädchen, er behandelt dich wie eine Schwester.« Mit einem strahlenden Lächeln in Richtung einer Bekannten am anderen Ende des Raums fuhr Anne leise fort. »Kein Mann heiratet eine Frau, für die er brüderliche Gefühle hegt, und es ist an der Zeit, daß du wieder unter die Haube kommst. Eine bessere Partie machst du bestimmt nicht mehr, und wenn du noch lange zögerst, schnappt ihn dir bestimmt irgendeine andere Frau vor der Nase weg. Und jetzt setz bitte ein Lächeln auf. Mußt du denn immer so gucken, als ob du in Trauer wärst?«
Pflichtbewußt zwang sich Patricia, den Mund zu einem Lächeln zu verziehen.
»Haben Sie sie erreicht?« fragte Rogan, sobald er Joseph gegenüberstand.
»Per Autotelefon.« Josephs Blick wanderte durch
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