Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
hervor. »Bis morgen dann.«
Er warf den Hörer mit einer solchen Wucht auf die Gabel, daß er wieder herunterfiel und auf die Arbeitsplatte schlug.
»Ich habe dich bei deinem Gespräch unterbrochen«, setzte sie an, doch als er sie an sich zog, lachte sie.
Wieder war es um ihn geschehen. Er hatte beinahe das Gefühl, neben sich zu stehen und zu beobachten, wie das Tier in ihm die Oberhand gewann, und mit einem verzweifelten Ruck zog er ihren Kopf zurück, ehe er abermals ihren Hals und ihren Mund zu erkunden begann. Das Bedürfnis, sie zu nehmen, war wie eine tödliche Droge, die sein Blut in Wallung geraten, sein Herz schneller schlagen und sein Hirn den Dienst versagen ließ.
Wieder täte er ihr weh. Doch selbst dieses Wissen bezähmte ihn nicht, und mit einem halb zornigen, halb triumphierenden Schrei warf er sie rücklings auf den Küchentisch.
Der Anblick ihrer weit aufgerissenen Augen erfüllte ihn mit einer dunklen, beinahe krankhaften Befriedigung. »Rogan, deine Papiere.«
Er riß ihre Hüften vom Tisch, hob sie mit seinen Händen an und drängte mit kämpferisch blitzenden Augen in sie hinein.
Ihre Hand warf die Tasse von der Untertasse, schob beides vom Tisch, und während das Porzellan in tausend Scherben zersprang, krachte auch sein geöffneter Aktenkoffer auf den Küchenboden hinab.
Maggie ergab sich ganz dem Delirium ihrer Lust, wobei sie vor ihren Augen Millionen von Sternen explodieren sah. Sie spürte das rauhe Holz in ihrem Rücken, den schweißigen Film, von dem ihre Haut überzogen war, doch als er ihre Beine höher zog und tiefer in sie stieß, hätte sie schwören können, daß er bis zu ihrem Herzen kam.
Dann allerdings spürte sie nur noch den wilden Wind, der sie höher und höher bis über den zerklüfteten Gipfel trug. Sie rang wie eine Ertrinkende nach Luft, stieß ein langes, sehnsüchtiges Seufzen aus, und irgendwann später schmiegte sie sich sanft in seinen Arm.
»Und, hast du alle Anrufe erledigt?« fragte sie, und lachend trug er sie aus der Küche und ins Schlafzimmer hinauf.
Früh am nächsten Morgen verließ er sie. Die Sonne und der Regen warf einen ersten zittrigen Regenbogen an den Himmel, und da Maggie noch wie eine Tote schlief, ging er allein in die Küche hinab.
Im Regal fand sich ein elender Rest steinharten löslichen Kaffees, im Kühlschrank lag ein einzelnes verwaistes Ei, und mit resigniertem Gesicht bereitete Rogan sich ein kärgliches Mahl.
Als er mit dem Sortieren seiner verstreuten Papiere begann, schleppte sie sich mit verqollenen Augen und wirrem Haar herein und stellte grußlos den Wasserkessel auf den Herd.
Soviel also zu einem liebevollen Abschied, dachte er.
»Offenbar habe ich dein letztes sauberes Handtuch benutzt«, sagte er, doch immer noch schweigend nahm sie den Tee aus dem Regal. Auf die Beschwerde »und gerade als ich eingeseift unter der Dusche stand, gab es kein heißes Wasser mehr« gähnte sie, und auf sein »deine Eier sind alle« hin murmelte sie etwas, das wie »Murphys Hennen« klang.
Er schob seine verstreuten Papiere zusammen und steckte sie in den Aktenkoffer zurück. »Die Zeitungsartikel, die du haben wolltest, habe ich auf die Arbeitsplatte gelegt. Heute nachmittag kommt ein LKW vorbei, um die Lieferung abzuholen. Sieh also zu, daß bis ein Uhr alles in Kisten ist.«
Als sie abermals schwieg, warf er zornig seine Aktentasche zu. »Ich muß gehen.« Er trat vor sie, nahm ihr Kinn in die Hand, hob ihren Kopf und gab ihr einen Kuß. »Ich werde dich auch vermissen. Also dann, auf Wiedersehen.«
Noch ehe sie wußte, wie ihr geschah, war er aus der Tür. »Rogan! Um Himmels willen, warte einen Augenblick. Ich habe gerade erst die Augen aufgemacht.«
Er hatte kaum kehrtgemacht, da warf sie sich ihm so stürmisch an den Hals, daß er beinahe rückwärts in die Blumen fiel. Dann allerdings hatte er sie sicher umfaßt, und sie standen im sanften Regen und gaben einander einen atemlosen Abschiedskuß.
»Verdammt, ich werde dich vermissen.« Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und sog ein letztes Mal den Geruch seiner Kleider ein.
»Komm mit. Pack ein paar Sachen zusammen und komm einfach mit.«
»Ich kann nicht.« Überrascht, wie leid es ihr tat, ihn nicht begleiten zu können, löste sie sich von ihm. »Ich habe hier noch zu tun. Und außerdem – kann ich in Dublin nicht richtig arbeiten.«
»Nein«, sagte er nach einer Ewigkeit. »Das kannst du wohl nicht.«
»Könntest du nicht zurückkommen? Nimm dir
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