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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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ich Finn attraktiv – umwerfend, verwirrend attraktiv. Aber irgendwie hätte ich nicht gedacht, dass er Rorys Typ sein könnte.
    »Oh ja. Ich habe noch nie jemanden mit einem Bart geküsst«, gibt Rory verlegen zu. »Und ich glaube nicht, dass ich jemals die Gelegenheit dazu haben werde. Kitzelt es?«
    Ein Bart? Aber Finn hat doch gar keinen Bart.
    Dann trifft es mich wie der Schlag. Paul hatte einen Bart. Sie denkt, ich rede von Paul. Sie haben gesehen, wie er mit mir geschäkert undmich von der Kirche nach Hause begleitet hat. Sie haben den Klatsch und Tratsch gehört. Er war ja auch nicht besonders diskret.
    Es wäre ganz einfach, sie in dem Glauben zu lassen. Ich schäme mich zwar nicht für Finn, und es ist mir auch ganz gleichgültig, was Sachi von den Belastras hält. Andererseits weiß ich auch nicht, warum ich ihre falsche Annahme korrigieren sollte.
    »Rory! Zieh keine voreiligen Schlüsse«, schilt Sachi sie. »Nicht alle sind so schamlos wie du.«
    Über uns singt Brenna ohne Melodie vor sich hin und lässt die Beine baumeln.
    »Nein, es stimmt schon. Das war die Ursache dafür. Beide Male«, gebe ich zu.
    »Mehr als einmal?«, kräht Rory.
    Ich spüre, wie mir das Blut ins Gesicht schießt, aber ich fahre fort. »Beide Male war ich – nun, ich war – «
    »Erregt«, sagt Rory. »Lüstern. Schamlos!«
    Ich erröte noch mehr. »Meine Gefühle waren – sehr intensiv. Ich denke, deswegen ist die Magie so außer Kontrolle geraten. Aber ich kann es nicht riskieren, dass es noch mal passiert. Wie hältst du deine Magie denn unter Kontrolle?«
    Rory nimmt noch einen großen Schluck Sherry. »Gar nicht«, sagt sie.
    Ich werfe mein letztes bisschen Würde über Bord. »Sag es mir, Rory, bitte.«
    Sie schaut finster drein. »Ich weiß nicht, wie ich sie kontrollieren soll, und ich bin auch nicht daran interessiert, es zu lernen.«
    »Wie meinst du das? Bemerkt Nils denn nichts? Er könnte es seinem Vater erzählen, und dann würdest du verhaftet werden!«
    »Nils konzentriert sich im Allgemeinen mehr auf andere Dinge.« Rory grinst. »Manchmal zaubere ich, ohne es zu wollen, wie du es beschrieben hast. Aber meistens ruht meine Magie, und ich kann für Stunden nicht zaubern, wenn ich bei ihm gelegen habe.«
    Ich hatte nicht gedacht, dass Rorys Verhältnis mit Nils vollkommen züchtig ist – immerhin wollte ich ja deswegen ihren Rat hören – , trotzdem bin ich ein wenig schockiert darüber, dass sie bei ihm liegt. Ich habe schon von Mädchen gehört, die auf einmal in anderen Umständen waren und in ihrer Schande vor die Brüder treten mussten. Ich reiße einen Grashalm aus und zwirbele ihn um meine Finger. Wie das wohl ist, bei einem Mann zu liegen? Ich denke an die Sommersprossen auf Finns Unterarmen, auf seinen Waden, seinem Nacken, und ich frage mich, wie es wäre, mehr von ihm zu sehen. Alles von ihm.
    »Betrunken vor Liebe«, sagt Sachi mit einem verächtlichen Blick auf die Flasche in Rorys Hand. »Nur dass du Nils natürlich nicht wirklich liebst.«
    Rory blitzt sie an und trinkt von ihrem Sherry. Ich sehe, wie ihr Hals bei jedem Schluck arbeitet. Sie setzt die Flasche nicht ab, bis sie leer ist, dann wirft sie sie achtlos zur Seite. Sie prallt von einem der kleinen Grabsteine neben Mutters ab. »Hörst du die Frösche, Brenna? Ich gehe mal nach ihnen sehen.«
    Brenna springt vom Grabstein und folgt ihrer Cousine. Als sie an uns vorbeigeht, sieht sie Sachi mit einem furchterregenden Blick an. »Du wirst diejenige sein, die Rory ruiniert.«
    Sachi springt aufgebracht auf. »Was weißt du denn schon? Du bist doch vollkommen verrückt!«
    »Ich weiß zu viel«, sagt Brenna, und ihre kehlige Stimme klingt traurig. »Sie werden mich deswegen noch umbringen.«
    Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Sachi und ich sehen uns mit großen Augen an. Ich nehme all meinen Mut zusammen. »Warte«, sage ich, und Brenna bleibt auf ihrem Weg zum Friedhofstor stehen. »Hast du meine Patentante gesehen? Zara? War sie mit dir zusammen in Harwood?«
    Brenna nickt und fängt auf einmal an, sich an ihren Haaren zu ziehen.
    »Kannst du wirklich in die Zukunft sehen?«, frage ich. »Weißt du, was ich machen soll?«
    »Ja – und nein. Ich bin zerbrochen.« Brenna seufzt schwermütig. Aber dann kommt sie zurück zu mir, bleibt ganz nah vor mir stehen – so nah, dass ich ihren Sherry-Atem riechen kann. Meine Handflächen prickeln. Frage ich wirklich ein verrücktes, betrunkenes Orakel um Rat? Sie sieht mit ihren seltsamen Augen

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