Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
ich denke, das hängt von dir ab. Ich weiß, dass du böse auf mich warst. Hast du mich überhaupt vermisst? Wenigstens ein bisschen?«
Ich kann nicht anders, als über sein vorgetäuschtes Schmollen zu lachen. »Natürlich habe ich dich vermisst. Aber ich – « Ich schaue betreten auf meine Füße. »Wo möchtest du leben? Hier oder in New London?«
»Ah, verstehe.« Paul wird wieder ernst. »Ich fürchte, für einen Architekten gibt es hier in Chatham nicht viel Arbeit. Jones hat mir eine Position als sein Assistent angeboten. Ich habe ein bisschen gespart und – wenn wir heiraten, könnte ich ein Haus in einem bescheidenen Teil der Stadt mieten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Cate sich in einer beengten, kleinen Wohnung ohne Garten wohlfühlen würde.«
Meine Cate . Es ist zugleich süß von ihm und unerwartet besitzergreifend. Wie lange hat er wohl dafür gespart, ein Haus für uns mieten zu können? Wie lange hat er schon mit dem Gedanken gespielt, mir einen Antrag zu machen? Ich fühle mich auf einmal wie damals, als ich von der Mauer vom Schweinestall gefallen bin, ich bekomme keine Luft mehr. Paul beobachtet mich. »Du würdest die Stadt bestimmt mögen, wenn du dich erst einmal daran gewöhnt hast«, sagt er hoffnungsvoll.
Ich schaue die spitzen gelben Dahlien an, die um den Brunnen herum wachsen. Ich wollte noch nie in der Stadt leben. Aber wenn es nur um mich ginge, könnte ich mich vielleicht daran gewöhnen. »Meine Schwestern. Ich könnte sie nicht verlassen.«
Paul neigt den Kopf zur Seite, er ist ganz offensichtlich verwirrt. »Sie könnten uns besuchen kommen. Sie wären immer willkommen.«
Er versteht es nicht. Wie sollte er auch. »Die Dinge sind jetzt anders. Ohne Mutter.«
Ich stürze davon und laufe so schnell, wie es meine Röcke und Mieder erlauben. Wenn ich Paul nicht heiraten kann, was soll ich dann tun? Angst überkommt mich. Vielleicht hat Mutter immer von mir erwartet, dass ich heiraten und wegziehen würde. Vielleicht war mein Versprechen nur für die Zeit gemeint, so lange Maura und Tess noch jünger waren. Maura betont ja immer wieder, dass sie mich nicht mehr so brauchen, wie sie es früher getan haben.
Ich wünschte, ich könnte das glauben. Da fällt mir Z.R.s Warnung wieder ein. Ihr drei befindet euch in großer Gefahr . Aber warum? Weiß etwa noch jemand, dass wir Hexen sind?
Paul kommt mir hinterher. »Ich weiß, das war jetzt wahrscheinlich sehr plötzlich, nachdem ich so lange weg war. Denke einfach darüber nach. Bitte.«
Ich nicke und versuche, meine Tränen wegzublinzeln. Ist das lächerlich. Jetzt wird er mich wirklich für ein Sensibelchen halten.
Wir schlängeln uns durch den Garten dem Geräusch des Hämmerns entgegen. Lily folgt uns in einigem Abstand und pflückt einen Strauß Blumen für den Küchentisch.
Am Hang kniet Finn Belastra im Skelett des Pavillons und befestigt die Bodenbretter. Er sieht komisch aus, wie er, nur im Hemd, den Hammer schwingt, statt mit einem Jackett bekleidet ein Buch in den Händen zu halten.
»Ist das nicht Finn Belastra?«, fragt Paul. »Der Sohn des Buchhändlers?«
»Ganz genau. Er ist unser neuer Gärtner.« Ich hebe meine Stimme. »Mr Belastra, der Pavillon macht gute Fortschritte!«
»Sie sind froh, dass ich von Ihren Blumen weg bin, nicht wahr?« Er hat eine kleine Lücke zwischen den vorderen Schneidezähnen. Sein Lächeln ist dadurch ein bisschen verwegen und umso bezaubernder. Er greift nach einem Stapel Papier und winkt damit. »Ich muss einfach nur diese Anweisungen befolgen!«
»Belastra!«, ruft Paul, und Finns Lächeln verschwindet. »Wie schön, Sie zu sehen. Sie machen jetzt Gartenbau, höre ich? Sie wollen mir doch nicht etwa Konkurrenz machen?«
»Mr McLeod ist jetzt Architekt«, erkläre ich und zucke zusammen, als ich den Stolz in meiner Stimme bemerke. Ich tue ja geradezu so, als wäre ich bereits verlobt, als ob seine Leistungen irgendwie auf mich abfärben würden.
Finn kommt auf die Füße und schüttelt Paul die Hand. »Willkommen zurück, McLeod. Ich hoffe, das Studium hat Ihnen gefallen?«
Paul zuckt mit den Schultern. »Ja, ganz gut. Ich habe zwar nicht ganz so viel Zeit in den Bibliotheken verbracht, wie meine Mutter und die Professoren es gern gesehen hätten, aber ich bin einigermaßen durchgekommen. Nicht so wie Sie. Cate, habe ich Ihnen schon einmal erzählt, dass Belastra jeden einzelnen Punkt auf dem Globus identifizieren kann? Hat uns andere immer bloßgestellt. Die
Weitere Kostenlose Bücher