Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
läuft nicht so, wie ich es geplant habe. Du hast nur gesagt, dass wir wie Bruder und Schwester sind, und ich konnte den Gedanken nicht ertragen – «
»Du hattest einen Plan?« Ich lächele ihn schelmisch an, während ich mit der Hand über die Spitzen der purpurnen Fetthennen fahre. Sie haben rotbraune Köpfe, die aussehen wie Brokkoli und sich schön von den Goldruten im Hintergrund abheben.
»So ein Dummkopf, wie ich bin, ja. Ich habe mir im Zug überlegt, was ich sagen wollte.«
»Im Zug?« Ich starre ihn mit offenem Mund an. »Noch ehe du mich überhaupt wiedergesehen hast? Was, wenn ich absolut hässlich gewesen wäre? Wenn ich Pickel und ein Doppelkinn gehabt hätte?«
»Dann wärst du immer noch meine Cate. Und außerdem bist du wunderschön. Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich, weißt du das?«
Das ist wirklich das schönste Kompliment, das man mir machen kann. Ich nehme an, er weiß das. Meine Ähnlichkeit mit Mutter ist längst nicht so augenscheinlich wie bei Maura; meine Haare haben nur einen ganz leichten Rotstich, und die Augen habe ich von Vater. Aber manchmal entdecke ich ihre spitze Nase oder die Entschlossenheit ihrer Schultern, wenn ich in den Spiegel sehe.
»Danke. Das bedeutet mir viel. Aber was, wenn – was, wenn ich mich in ein unaufrichtiges Fräulein verwandelt hätte, das nichts weiter von sich gibt als ›Ja, mein Herr‹ und ›Wie gescheit Sie sind, mein Herr‹, so eine, die über all deine Witze lacht?« Darüber muss Paul herzlich lachen. Er lacht so lange und so laut, dass Lily schließlich beunruhigt zu uns herüberschaut. Ich stoße ihn mit dem Ellbogen an. »Pst!«
»Nun, meine Witze sind zwar gut, aber nicht so gut wie deine. Du hättest niemals so ein Mädchen werden können.« Paul nimmt meinen Arm und hakt mich bei ihm unter. Wir schlendern weiter durch die Gärten. Ausnahmsweise kann ich den betörenden Duft der Rosen und das Beet mit Blauem Eisenhut, das voll von Unkraut ist, einmal ignorieren.
Alles, was ich denken kann, ist: Dies ist der Moment, der meine Zukunft bestimmt. Es passiert viel schneller, als ich dachte. Ich bin noch nicht so weit. Ich weiß nicht, was Mutter für mich vorgesehen hat.
»Jetzt guck nicht so entsetzt. Ich erwarte noch gar keine Antwort von dir. Ich habe dich ja noch nicht einmal gefragt.« Paul lächelt.
»Du bist sauer.« Aber ich bin erleichtert.
»Und du bist sogar noch lustiger, als ich dich in Erinnerung hatte.« Bin ich das? Ich fühle mich nicht unbedingt so. Vielleicht hat er meine Veränderung dem Älterwerden zugeschrieben, der Tatsache, dass ich jetzt fast schon eine junge Dame bin. Vielleicht fühlen sich alle Mädchen in meinem Alter so, erstickt und sprachlos. »Ein Leben mit dir könnte niemals langweilig sein, und mehr will ich nicht. Denke darüber nach, Cate. Das ist alles, worum ich dich bitten kann. Würdest du das für mich tun?«
»Ich denke schon. Nur – du hast nicht gesagt, wie lange du vorhast, in Chatham zu bleiben. Wirst du schon bald nach New London zurückgehen?«
Paul bleibt genau vor unserem kleinen Springbrunnen stehen – eine kleine Statue von Amor, der Wasser aus seinem Bogen schießt. »Ich bin gerade erst zurückgekommen. Willst du mich schon wieder loswerden? Gibt es jemand anders – einen anderen Verehrer?«
»Nein«, platzte ich heraus, ohne nachzudenken. Sollten Mädchen nicht schüchtern und geheimnisvoll sein? Vielleicht wäre es besser, er würde denken, dass ich ein halbes Dutzend Männer zu meiner Verfügung stehen habe. Aber er würde früh genug herausbekommen, dass es nicht stimmt.
»Ah!« Paul beugt sich zu mir herab, und ich spüre seinen warmen Atem in meinem Nacken, seine Stimme ist nur noch ein Flüstern. »Würdest du mich vermissen, wenn ich wieder wegginge? Ist es das?«
Ich trete einen Schritt zurück, denn ich bin mir durchaus bewusst, dass Lily uns aufmerksam beobachtet. »Ich habe dich gefragt, ob du vorhast, hierzubleiben, und du hast gesagt, mal sehen. Was sollte das heißen?« Die Worte hören sich schroffer an, als ich es beabsichtigt habe.
»Das heißt, dass ich zurückgekommen bin, um dich zu sehen. Es gibt eine Menge Mädchen in New London, Cate, und ich bin am Anfang etwas außer Rand und Band geraten. Ich habe einigen Mädchen Besuche abgestattet und mir sogar eingebildet, verliebt zu sein. Aber keine von ihnen war wie du. Also habe ich mich entschlossen, wieder nach Hause zu kommen, nachdem meine Ausbildung zu Ende war. Was als Nächstes passiert –
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