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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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nichts von uns hören lassen. Männer möchten Frauen, die demütig und liebenswürdig sind, nicht schlau und eigensinnig. Sie müssen lernen, mehr zu gefallen, Cate. Zu Ihrer eigenen Sicherheit. Ich kann Ihnen dabei helfen.«
    Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. »Ein hübsches kleines Püppchen zu werden, meinen Sie?«
    »Eine Frau zu werden, die weiß, wann sie besser den Mund hält.« Elenas Stimme ist wie eine Peitsche, und ich zucke zusammen, als wenn sie mich getroffen hätte. »Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass vielleicht nicht alle Frauen, die Konversation betreiben, geistlos sind? Vielleicht sind sie ja auch einfach schlau genug, sich unauffällig zu verhalten.«
    Will sie damit etwa sagen, dass unser schlechter Ruf mein Fehler ist? Dass ich die Dinge falsch angegangen bin, weil ich nicht schlau genug bin? Ich habe meine Schwestern von Harwood ferngehalten und von der Bruderschaft und ihren herumspionierenden Informanten. Was die alten Kühe in der Stadt auch über uns sagen mögen, ich finde, das ist eine Leistung.
    »Und das ist auch das, was Sie mit Regina Corbett gemacht haben? Sie haben ihr beigebracht, weniger bedrohlich zu sein?« Ich muss grinsen.
    Doch Elena beißt nicht an. »Reginas Verstand ist zu vernachlässigen. Ihre Mutter hat mich gut bezahlt, um sicherzustellen, dass sie angemessen heiratet. Sie hatte keine anderen Möglichkeiten. Sie und Ihre Schwestern sind allerdings ein ganz anderer Fall. Sie könnten auch sehr gut allein zurechtkommen.«
    »Was soll das heißen? Zurechtkommen?« Jetzt werde ich neugierig. Ihre ehrliche Einschätzung von Regina – dadurch wird sie mir fast sympathisch.
    »Sie könnten natürlich auch heiraten, wenn es das ist, was Sie wollen.« Wie Regina, scheint sie sagen zu wollen. Wie jede andere schwachköpfige Idiotin . »Sie haben offensichtlich einen Verehrer. Und es gibt die Schwesternschaft. Sie und Ihre Schwestern sind gebildet, nicht wahr?«
    »Tess und Maura, ja.« Ich werde rot, als ich mich daran erinnere, wie ungeduldig Vater mir gegenüber meistens war. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten damit, mir all die Götter und Göttinnen und ihre Heldentaten zu merken, ich strauchele regelmäßig darüber, welche Deklination die richtige ist, und ich habe eine verpfuschte Aussprache im Französischen. Dafür kann ich schneller im Kopf addieren, subtrahieren und multiplizieren als Vater, aber was nützt mir das, außer gut darin zu sein, die Haushaltskasse zu führen? Es ist Frauen schließlich nicht erlaubt, eigenes Geld zu besitzen.
    »Nun«, Elena schürzt die Lippen, und es tut mir tatsächlich leid, sie enttäuscht zu haben. »Die Schwestern würden es erlauben, dass Sie Ihre Studien fortsetzen. Die Bibliotheken in New London sind wundervoll. Die Gärten auch. Und die Schwestern legen Wert auf gebildete Frauen.«
    »Wir sind aber keine besonders fromme Familie«, gebe ich zu bedenken.
    Sie zuckt mit den Schultern, was durch ihre Puffärmel noch besonders betont wird. »Das macht nichts. Es gibt auch andere Wege. Ich wurde als Waisenkind aufgenommen. Die Schwestern gaben mir ein Zuhause und eine Ausbildung. Wenn Sie interessiert sind, könnte ich sicherlich ein Gespräch arrangieren. Auch für Maura. Sogar Tess – es gibt Mädchen, die die Klosterschule schon mit zehn besuchen.«
    So wie Elena die Schwesternschaft beschreibt, klingt es gar nicht mal so unmöglich. Wir drei könnten wenigstens zusammenbleiben und aufeinander achtgeben. Aber müssten wir nicht schwören, die Lehren der Bruderschaft zu befolgen? Müssten wir nicht den ganzen Tag lang die Bibel lesen und beten, inmitten von Dutzenden gläubiger Mädchen – Mädchen, die uns mit Sicherheit verachten würden, wenn sie wüssten, was wir sind?
    »Sie sind gerade erst seit ein paar Stunden hier. Ich denke, jetzt schon über den Verlauf unserer Zukunft zu entscheiden, ist ein bisschen voreilig.«
    »Da bin ich aber anderer Meinung. Für Mädchen in Ihrem Alter ist es unerlässlich, sich über ihre Möglichkeiten Gedanken zu machen. Und weiß Gott, es gibt nicht viele.« Elena verdreht die Augen, die Verbitterung ist ihr anzusehen. Ich frage mich, wie sie bei der Schwesternschaft hereinpasst. Sollten die Schwestern nicht Vorbilder an Weiblichkeit sein? Sie ist definitiv nicht von der demütigen und unterwürfigen Sorte. »Sie würden glücklich sein in New London. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Sie kennen mich doch kaum«, entgegne ich gereizt. »Woher wollen Sie wissen, was mir

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