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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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darauf hinweisen, dass es Elenas Neugierde ist, auf die ich unhöflich reagiere, aber Elena ist ja nicht die Einzige. Sachi und Rory hatten es auch schon als ihr gutes Recht angesehen, mich nach Paul zu fragen; Mrs Winfield und Mrs Ishida haben ihre Andeutungen gemacht; Maura hat mich auf dem Weg nach Hause ausgefragt. Ich werde keine Ruhe haben, bevor ich nicht meine Entscheidung bekannt gebe. Und es sind nur noch zehn Wochen.
    »Esgehtmichsehrwohletwasan.IhrVaterhatmichangestellt,damitichdafürsorge,dassSieundIhreSchwestergeeigneteBündnisseschließen.«Bündnisse,sagtsie – nichtEhen.Esistdemütigend,essodeutlichgesagtzubekommen.Vatertrautmirnichtzu,selbsteinenMannzufinden,alsohatereineGouvernanteeingestellt,ummirdabeizuhelfen.»EineEhesolltenichtleichtfertigeingegangenwerden,Cate.WennSiesichunsichersind – wirkönnendarüberreden.Sie haben durchaus andere Möglichkeiten. Die Schwesternschaft – «
    »Ich will der Schwesternschaft nicht beitreten«, blaffe ich.
    Elena beugt sich vor und trommelt mit den Fingernägeln auf die hölzerne Armlehne ihres Sessels. »Wollen Sie denn Mr McLeod heiraten?«
    »Ich weiß es nicht«, sage ich kläglich. Ich hebe den Blick. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Was bleibt dir denn anderes übrig?«, will Maura wissen. »Du hast nur noch – «
    »Ich weiß!«, brülle ich sie an. »Zehn Wochen! Glaubst du im Ernst, ich könnte das vergessen? «
    »Cate – « Maura ist schockiert. Es ist selten, dass ich ihr gegenüber laut werde.
    »Lass mich in Ruhe, bitte«, flehe ich und stürze aus dem Zimmer. »Lass mich einfach nur in Ruhe.«
    »Cate!«, ruft Maura mir hinterher, aber dann höre ich, wie Elena zu ihr sagt, sie solle mich gehen lassen.
    Ich laufe, ohne an meinen Mantel zu denken, hinaus. Ich renne beinahe – dabei weiß ich gar nicht wohin –, ich kann nirgends hin. Ich stolpere mit meinen blöden Absatzschuhen und wünschte, ich könnte sie einfach ausziehen und barfuß laufen, wie ich es früher getan habe. Ich habe keine Lust mehr auf Mieder und Unterröcke und Absätze, keine Lust mehr auf Haarnadeln, die mich in die Kopfhaut zwicken, auf zu fest geflochtene Zöpfe, von denen ich Kopfschmerzen bekomme. Ich bin es müde, alles auf einmal sein zu müssen – eine unzweifelhafte, höfliche junge Dame, Ersatzmutter, schlaue Tochter, liebenswürdige Möchtegernehefrau und –
    Ich will nichts davon sein! Ich will einfach nur ich sein. Cate. Warum ist das nie genug?
    Ich erreiche die kleine Wiese vor unserer Scheune. Ich wünschte, ich könnte mich einfach irgendwo verstecken, wo mich niemand findet.
    Auf einmal habe ich einen Geistesblitz. Es ist nicht gerade schicklich, aber das ist mir gleichgültig.
    Ich beuge mich hinunter, knöpfe meine Stiefel auf und werfe sie von mir. Sie landen im Schatten des großen, knorrigen, alten Apfelbaumes. Es ist Jahre her, seit ich zum letzten Mal auf einen Baum geklettert bin, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es immer noch kann. Trotzdem werfe ich mich an den Ast, der meinem Kopf am nächsten ist, und klettere auf die dicke, etwas niedrigere Astgabel. Es sieht sicherlich nicht besonders elegant aus. Meine Strümpfe sind schon gerissen, und ich falle beinahe wieder hinunter, weil meine Röcke so schwer sind. Unsicher schwankend umarme ich den Baum, aber nach einer Minute finde ich mein Gleichgewicht und klettere weiter hinauf. Schließlich sitze ich rittlings auf dem dritten Ast auf der rechten Seite, meine Beine und Röcke baumeln ungefähr anderthalb Meter über dem Boden. Das Ich meiner Kindheit würde mich dafür auslachen, dass ich mich mit dieser Höhe zufriedengebe, wo ich früher doppelt so hoch geklettert bin.
    Ich ziehe mir die Nadeln aus dem Haar und werfe sie eine nach der anderen hinunter. Den Kopf in den Nacken gelegt, schaue ich auf, hoch und noch höher durch die geschwungenen, von Äpfeln schweren Zweige in den Himmel. Der Himmel ist heute besonders blau – wahrscheinlich gibt es ein Wort für genau diese Art von Blau. Tess würde es wissen. Statt meine Zeit damit zu vergeuden, einen Mann zum Heiraten zu finden, sollte ich besser den Himmel studieren und die Namen für all die verschiedenen Blautöne lernen. Ich lache albern vor mich hin.
    »Miss Cahill?«
    Mich mit beiden Händen an dem Ast vor mir abstützend, lehne ich mich vor und sehe durch die grünen Blätter hinunter, direkt in Finn Belastras erstauntes Gesicht.
    Eine Dame sollte sich niemals in so einer Position überraschen lassen. Aber ein Herr

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