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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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mich zu ihm um.
    Ich trage das neue Winterkleid, das Elena für mich hat machen lassen – das, in dem Tess mich mit Finn gesehen hat. Er hakt einen Finger unter die rosafarbene Satinschärpe, die um meine Taille liegt, und zieht mich zu sich heran.
    »Du, im Mondlicht, in dieser Bibliothek, in diesem Kleid …« Sein Blick schweift von meinen hellrosafarbenen Röcken mit den darauf gestickten dunkleren Rosen über die leichte Wölbung meines Busens hinauf zur blassen Haut meiner Kehle. Mein Atem geht schneller, als sein Blick auf meinen Lippen verweilt. Er berührt mich kaum, und doch fühlt es sich so an, als hätte er mich mit seinen Blicken bereits ausgezogen.
    »Das ist das Schönste, was ich jemals gesehen habe. Wie in einem Traum.« Seine Stimme ist heiser und von Staunen erfüllt.
    »Dann ist es auch mein Traum«, bekenne ich und erobere seine Lippen.
    Es ist ein langer, langsamer, köstlicher Kuss. Wir verschmelzen miteinander, hellrosa Chiffon und graue Baumwolle und Hände und Lippen und … oh, ich könnte so weitermachen, bis die Sonne aufgeht. Ich könnte ewig so weitermachen.
    Als sich unsere Münder schließlich voneinander lösen, lege ich den Kopf auf seine Schulter, meine Arme sind immer noch um seine Taille geschlungen. Meine Lippen sind ein wenig geschwollen, mein Kinn ist durch das sandpapierne Kratzen seiner Bartstoppeln empfindlich geworden, und meine Haare sind aus dem Nackenknoten gefallen und liegen jetzt offen auf meinen Schultern.
    Finn räuspert sich. »Ich habe dich eigentlich aus einem anderen Grund hier raufgebracht«, sagt er, aber er macht nicht den Eindruck, als hätte ihm die Verzögerung missfallen. Finn nimmt mich an der Hand und führt mich über die Galerie, bis er vor einem bestimmten Regal stehen bleibt und ein Buch hervorzieht.
    » Arabella, die Mutige und Wahrhaftige !« Ich strahle ihn an und nehme das Buch vorsichtig in die Hände. Der rote Einband ist gerissen, die Seiten sind vergilbt und lösen sich teilweise. »Das sieht ganz schön alt aus.«
    »Eine Erstausgabe, gedruckt im Jahre 1821.« Behutsam schlägt er es auf und zeigt auf die krakelige Handschrift auf der Titelseite. »Sie hat ihren Namen hineingeschrieben.«
    »Wer? Arabella?«, lache ich und sehe mir die Seite genauer an. Unter dem gedruckten Namen CARTER A. JENNING steht eindeutig: Catherine Amelia Jenning .
    Ich schnappe nach Luft und fahre mit dem Finger die geschwungenen Linien ihres Füllfederhalters nach.
    »Eine Frau, und nichts weniger als eine Catherine.« Finn grinst breit.
    »Das ist unglaublich.« Ich schlinge den Arm um Finn und drücke ihn fest an mich. »Danke, dass du es mir gezeigt hast.«
    »Ich bin froh, dass es dir gefällt. Denk doch nur, eines Tages, wenn die Schwesternschaft diesen Krieg gewonnen hat, könnten wir diesen Ort zu einer richtigen Bibliothek machen«, flüstert Finn. »Wir könnten die verbotenen Bücher nachdrucken lassen, um die zu ersetzen, die von den Brüdern verbrannt wurden. Dann können die Leute sie ausleihen, mit nach Hause nehmen und lesen, so wie es eigentlich gedacht ist, ohne Angst haben zu müssen.«
    Widerwillig stelle ich das Buch wieder an seinen Platz. »Ich wünschte, ich könnte Tess hierherbringen.«
    »Vielleicht kannst du das eines Tages.« Finn blickt auf seine Taschenuhr und nimmt die Kerze vom Handwägelchen. »Wir sollten uns beeilen. Sie drehen bestimmt bald wieder ihre Runde.«
    »Und du weißt, wo sich die Akten befinden?« Das Nationalarchiv ist sehr viel größer, als ich es mir vorgestellt habe.
    »In einem Schrank in Bruder Szymborskas Büro. Ich habe sie schon einmal gesehen und gestern den Schlüssel stibitzt, als ich ihm einen kurzen Besuch abgestattet habe. Ich habe einen Becher Tee verschüttet, und in der Eile, den Tee aufzuwischen … Nun, ich würde sagen, er hat ein Dutzend Schlüssel, mindestens. Den einen wird er so schnell nicht vermissen«, sagt Finn. Er ist so stolz auf seine tollkühne Tat, dass ich ihm nicht sagen werde, dass ich das Schloss auch ohne einen Schlüssel aufbekommen hätte.
    Am Ende der Galerie führt eine kleine Tür auf einen Gang mit Büros. Finn betritt das letzte auf der rechten Seite, in dem ein großer Schreibtisch und eine Reihe dazu passender Schränke stehen. Nur einer der Schränke hat ein Messingschloss. Finn steckt den kleinen angelaufenen Schlüssel hinein.
    »Da wären wir«, verkündet er und kramt die hohen Papierstapel durch. »Ganz oben ist eine Akte über Brenna Elliott.« Er legt sie

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