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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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großartig.« Ich lächle Zara kurz an. »Komm, Tess. Wir dürfen die anderen nicht warten lassen. Ihr werdet bald alle Zeit der Welt haben.«
    Tess wirft Zara die Arme um den Hals und drückt sie fest. »Ich bin so froh, dich kennengelernt zu haben.«
    »Auf Wiedersehen, Tess. Danke. Für alles«, sagt Zara und tätschelt ihr den Rücken. Auch sie hat Tränen in den braunen Augen. »Bis bald, Cate.«
    Ich zittere in meinem Umhang. Erst die Aufdeckung von Mutters Geheimnis, dann Brennas unheimliches Gerede und mein Eindringen in die Vorratskammer. Es war bereits ein langer, anstrengender Tag für mich. Dabei steht mir der gefährlichste Teil noch bevor.
    »Cate? Bist du wach?«, flüstert Rilla durch unser vom Mondlicht erhelltes Zimmer.
    Ich brauche gar nicht erst zu versuchen, sie anzulügen; seit einer Stunde werfe ich mich im Bett hin und her und warte ungeduldig auf mein Treffen mit Finn. »Ja. Tut mir leid, dass ich dich wach halte.«
    Rilla stützt sich auf die Ellbogen. »Kein Problem. Willst du dich wieder rausschleichen?« Sie zögert. »Mir ist neulich nachts aufgefallen, dass du weg warst, aber ich habe nichts gesagt, weil ich nicht wollte, dass du Ärger bekommst. Doch ich mache mir Sorgen um dich. Es ist gefährlich, nachts alleine herumzulaufen.«
    »Ich war nicht allein.« Höchste Zeit, ihr die Wahrheit zu sagen. Ich beuge mich vor und zünde die Kerze auf dem Frisiertisch an. »Tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. Ich treffe mich mit jemandem. Mit meinem Liebsten – dem, den Alice neulich erwähnte. Er heißt Finn.«
    Rilla lehnt sich gegen das Kopfteil aus Messing und zieht gähnend die wohlgeformte Nase kraus. Sie sieht aus wie ein schläfriges Kätzchen. »Aber … ich dachte, Alice hätte gesagt, er wäre ein Bruder? Und dass er dich sitzen gelassen hat?«
    Ich schlage die Beine übereinander und lege mir meine hellblaue Steppdecke um die Schultern. »Wir waren verlobt, bevor die Schwesternschaft mich zwang hierherzukommen. Eigentlich habe ich in Wirklichkeit ihn sitzen gelassen, auch wenn ich das niemals vorhatte. Er ist großartig, Rilla. Er weiß, dass ich eine Hexe bin; er weiß alles, und er ist der Bruderschaft beigetreten, um mich zu beschützen.« Ich muss lächeln. »Ich wünschte, du könntest ihn kennenlernen.«
    »Das wünschte ich auch.« Rilla erwidert mein Lächeln und kratzt sich die Nase mit ihrer behandschuhten Hand. Alice hat sie so lange gehänselt, wie ordinär Sommersprossen seien, dass Rilla nun versucht, sie mit Zitronensaft aufzuhellen. Deswegen trägt sie jetzt nachts immer Handschuhe mit Handcreme darunter. »Du hast also geheime Stelldicheins um Mitternacht? Wie skandalös!«
    »Nun, es geht dabei um mehr als ein paar Küsse«, erkläre ich und spüre, wie ich rot werde. »Heute Nacht werden wir ins Nationalarchiv eindringen und uns die Aufzeichnungen über die Mädchen in Harwood ansehen.«
    Ich erkläre ihr den Harwood-Plan, und Rilla hört ganz genau zu. Dafür, dass sie normalerweise so schwatzhaft und aufgekratzt ist, kann sie doch sehr aufmerksam sein. »Das hört sich großartig an, Cate«, sagt sie, als ich fertig bin. »Nur … du hast doch selbst gesagt, dass Schwester Sophia normalerweise nachmittags zur Heilmission in Harwood ist, und nicht abends. Was ist, wenn die Vorsteherin Verdacht schöpft oder die Wächter euch gar nicht erst reinlassen?«
    Ich runzle die Stirn. »Elena und ich werden sie beschwören.«
    »Das scheint mir ein unnötiges Risiko zu sein.« Rilla zittert und zieht sich die gelbe Steppdecke bis zum Kinn. »Warum gebt ihr euch nicht den Anschein von Brüdern? Dann erregt ihr erst Aufmerksamkeit, wenn ihr die Alarmglocke läutet. Das wäre eine todsichere Sache. Und viel einfacher als Gedankenmagie.«
    »Für mich nicht«, seufze ich. Draußen weht pfeifend der Wind durch die nackten Bäume. »Ich kriege den Dreh einfach nicht raus.«
    Rilla blinzelt mich an. »Ich könnte es für uns beide machen. Es muss ja auch nur so lange halten, bis wir die Krankenschwestern eingesperrt haben, stimmt’s?«
    »Stimmt. Aber wenn etwas schiefgeht, wird es wahnsinnig gefährlich werden«, gebe ich zu bedenken. Ich will nicht, dass sie das hier für eine Geschichte wie aus einem ihrer Romane hält. »Wir könnten eine Hexe wie dich allerdings wirklich gut gebrauchen. Bist du sicher?«
    »Cate. Also, was mich angeht, sind wir nicht bloß Zimmergenossinnen. Du bist meine Schwester.« Sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln, aber ihre

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