Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
dumm zu denken, dass es mehr bedeutete. Aber darüber bin ich jetzt hinweg.« Mauras Worte sind knapp und klingen wütend; gar nicht so, als wäre sie darüber hinweg.
»Und jetzt bist du in Paul verliebt.« Ich sehe meine Schwester an, wie sie vollkommen unbefangen in ihrem elfenbeinfarbenen Mieder und Unterrock dasteht, die roten Locken ihr über den Rücken fallen, und auf einmal fühle ich mich seltsam unsicher, als würde ich eine Fremde ansehen. Kenne ich sie überhaupt?
»Du sagtest, ich würde es mir mit dem Heiraten sicher anders überlegen, wenn ich erst einmal den Richtigen gefunden hätte. Vielleicht habe ich das ja jetzt. Und Paul war wirklich tief getroffen, nachdem du gegangen warst. Du hast dich noch nicht einmal verabschiedet, geschweige denn ihm eine Antwort auf seinen Antrag gegeben. Das hat er nicht verdient.«
Das kann ich nicht abstreiten, aber …
»Er hat mit dir darüber geredet?« Paul war immer mein Freund. Maura war die Pest, die uns ständig hinterherlaufende kleine Schwester.
Maura nickt. »Er wollte eine Erklärung. Ich konnte ihm natürlich nicht die Wahrheit über die Schwesternschaft sagen, also habe ich ihn glauben lassen, dass es wegen Finn Belastra war. Es tut mir leid, aber es lässt dich wohl ziemlich bemitleidenswert erscheinen.«
Tess zieht Maura das goldene Kleid über die Schultern. »Cate hatte sicherlich ihre Gründe.«
»Cate hat immer ihre Gründe. Nur teilt sie sie leider nicht mit uns, also können wir nur mutmaßen«, sagt Maura leichthin, während sie das Kleid über ihren Hüften zurechtzieht. »Wie auch immer, Paul sagte, er will sich mit mir treffen, wenn wir uns erst einmal eingelebt haben. Vielleicht kann ich ihn überreden, mit mir einkaufen zu gehen. Tess, du könntest mich begleiten. Ich würde ja dich fragen, Cate, aber das wäre wahrscheinlich ein bisschen unpassend.«
»Nein. Ich würde deinem Vergnügen nicht im Weg stehen wollen«, stimme ich ihr zu.
»Das ist sehr nett von dir. Ich kann es gar nicht erwarten, mir die Stadt anzusehen. Gott sei Dank, dass es Brenna und diese neue Prophezeiung gibt. Ich hatte schon Angst, ich müsste den Rest meines Lebens in Chatham versauern!«, seufzt Maura.
»Zu Hause ist es gar nicht so schlecht«, sagt Tess und legt Maura eine breite braune Samtschärpe um die Taille.
»Ach, du weißt doch, was ich meine. Es ändert alles. Elena sagt, die Schwesternschaft ist sich gar nicht mehr so sicher, dass du die verkündete Hexe bist, Cate. Es könnte jede von uns sein.«
»Hör auf, Maura.« Tess sieht aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. »Musst du dich unbedingt streiten? Wir werden schon noch früh genug herausfinden, welche von uns die Seherin ist, aber jetzt sind wir erst einmal endlich wieder zusammen. Freust du dich denn nicht?«
Maura sieht mich beklommen an, als würde sie sich etwas vergeben, wenn sie zugäbe, mich vermisst zu haben. Und vielleicht wäre es ja auch so.
»Es tut mir leid. Ich muss mich wohl bei euch entschuldigen.« Ich hole tief Luft. »Besonders bei dir, Maura. Die Entscheidung, hierherzukommen und euch beide zu Hause zu lassen – wir hätten diese Entscheidung gemeinsam treffen sollen. Ihr seid beide alt genug, um mitzureden, wenn es um eure Zukunft geht. Das habt ihr mir oft genug gesagt, und ich habe nicht zugehört. Ich … bin manchmal keine besonders gute Zuhörerin.«
»Manchmal?«, spottet Maura und verdreht die Augen.
»Maura!«, ruft Tess.
Ich halte Maura die Hand hin. Sie sieht sie lange an, bevor sie sie nimmt.
»In Ordnung«, sagt sie. »Ich habe dich auch vermisst.«
Kapitel 7
Am nächsten Tag beim Nachmittagstee nimmt Tess einen Teller Kürbisscones. »Setzen wir uns in den Salon?«, fragt sie mich und geht schon los, während ich uns zwei Tassen Tee einschenke.
Maura zieht an einem von Tess’ Zöpfen, als sie an dem rosafarbenen Sofa vorbeikommt. »Wo gehst du hin?«
»Cate und ich wollten uns ein etwas ruhigeres Plätzchen suchen«, erklärt Tess. »Möchtest du mitkommen?«
Maura verdreht die Augen. »Oh, nein, ich will euch nicht stören.«
Ich schütte Milch und Zucker in Tess’ Tee, so wie sie es gerne mag, und gebe vor, nichts zu hören. Tess seufzt. »Du würdest uns nicht stören, Maura. Ich habe sie nur seit Wochen nicht gesehen und will, dass sie mir alles erzählt.«
»Schon in Ordnung. Ich finde die Gesellschaft hier sowieso anregender«, sagt Maura und wendet sich wieder Alice zu. Tess ist anzusehen, wie verletzt sie ist.
»Na
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