Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
hier lesen?«
»Ja.« Ihr Grinsen erlischt, als sie sich auf den Text konzentriert. »Es heißt: Höchste Alarmbereitschaft nach unserem jüngsten Bericht aus Harwood. Haben in den letzten 2 Tagen 8 Mädchen verhaftet – so muss es stimmen, sonst wären es 6 Mädchen in 0 Tagen, und das wäre unsinnig – ohne Anhörung. Sie werden unter strenger Bewachung im Keller des Nationalratsgebäudes festgehalten, wo sie « – Tess’ Stimme stockt, und ich lege ihr eine Hand auf die Schulter – » gefoltert werden und Hunger leiden. Es würde mich nicht wundern, wenn sie einfach verschwänden. Sogar unter Zwang schwören 6 sie können nicht hellsehen. 2 behaupten es zu können, aber eine ist verrückt und die andere dumm. Die Familien sind in heller Aufregung. Vielleicht können wir einen Vorteil daraus ziehen .«
Für einen Moment sind wir beide sprachlos. »Die Armen«, sage ich schließlich.
Dabei bin ich diejenige, die die Brüder wollen. Acht unschuldige Mädchen müssen leiden, während ich sicher in meinem Bett liege.
Tess wirft den Brief auf den Tisch und starrt mich an. »Wie«, fragt sie mich, »sollte daraus bitte irgendjemand einen Vorteil ziehen können?«
»Schwester Cora hofft, dass die Menschen der Brüder überdrüssig werden, dass sie schon bald bereit für eine neue Führung sind. Eine geteilte Führung, zwischen den Brüdern und den Hexen«, erkläre ich und schreite den Flur auf und ab. »Je schlimmer die Brüder sind, desto besser könnten die Leute von uns denken.«
Tess stemmt finster dreinblickend die Hände in die Hüften. »Das heißt, sie lässt diese armen Mädchen verrotten, in der Hoffnung, dass daraus ein Aufstand entsteht? Das ist nicht richtig. Wir müssen etwas unternehmen.«
Ich sehe aus dem Fenster neben der Eingangstür, als gerade ein schwarzer Brougham vorbeifährt. Die Hufe der Pferde klappern laut durch die Stille. Die Rotahorne wiegen ihre kahlen Äste im Wind. »Ich weiß nicht, was.«
»Ich hole Maura«, sagt Tess schließlich.
Während sie davonhastet, nehme ich den Brief vom Tisch und gehe zurück in den Salon, wo ich die Gaslampen wieder anzünde. Dann setze ich mich auf den Seidensessel neben dem Kamin, sehe zu den Weinrebenverzierungen empor und hoffe auf eine Eingebung.
Kurz darauf erscheint Tess mit Maura. Maura ist rasend vor Wut, ihre blauen Augen blitzen zornig. »Was denkt sich Cora dabei, diese armen Mädchen umbringen zu lassen? Wer weiß, wie viele die Brüder noch schnappen werden!«
»Was soll sie denn sonst tun? Sie beschützt damit uns«, erkläre ich.
Maura lässt sich aufs Sofa sinken. Sie trägt wieder ein neues Kleid, saphirblau mit schwarzen Nadelstreifen. »Alice sagt, der Kriegsrat tagt gerade und diskutiert mögliche Schritte.«
»Der Kriegsrat?«, frage ich, als Tess sich neben Maura setzt.
»Der Kriegsrat der Schwestern. Alice hat mir alles darüber erzählt. Cate, du bist seit einem Monat hier. Weißt du eigentlich überhaupt nichts?«, seufzt Maura. »Der Kriegsrat besteht aus Schwester Cora, Gretchen, Sophia, Johanna, Evelyn und Inez. Den sechs ältesten Mitgliedern der Schwesternschaft. Sie stimmen über alle wichtigen Entscheidungen ab, aber Alice sagt, in letzter Zeit finden sie sich ständig in festgefahrenen Situationen wieder, weil Inez und Cora sich nicht einigen können.«
Alice sagt, Alice sagt . »Und woher weiß Alice das alles?«, frage ich gereizt.
»Sie ist eine furchtbare Schnüfflerin, daher weiß sie es«, gibt Maura zu, und ich muss lachen. »Aber das ist sehr hilfreich. Sie hat auch Johanna und Inez belauscht, als sie über Brennas letzte Prophezeiung gesprochen haben. Brenna hat den Brüdern gesagt, dass die neue Seherin jetzt in New London sei.« Etwas eingebildet steckt sie sich eine rote Locke hinters Ohr.
»Das muss dann der jüngste Bericht aus Harwood sein«, sage ich und wedle mit dem Brief. »Der hat die Brüder anscheinend in helle Aufregung versetzt, sodass sie jetzt überall nach Seherinnen suchen.«
Tess beugt sich vor und nimmt mir den Brief aus der Hand. Sie liest ihn noch einmal ganz genau durch, als hoffe sie, dass sie ihn falsch übersetzt hat. »Das ist alles unsere Schuld.«
»Es ist nicht unsere Schuld. Es ist Brennas Schuld, weil sie nicht den Mund halten kann«, entgegnet Maura. »Was ist, wenn ihre nächste Prophezeiung die Brüder direkt an unsere Türschwelle führt? Ihnen unseren genauen Aufenthaltsort verrät?«
Ich blicke auf den braunen Teppich. »Vielleicht können wir Rory
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