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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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vielen Dank«, murmelt sie. Als ich mit dem Einschenken des Tees fertig bin, gehen wir schweigend in den Salon und schließen die Tür hinter uns.
    »Erzähl, wie war es zu Hause?«, frage ich.
    Tess hockt sich auf das harte Sofa und zieht die bestrumpften Beine an. Dann beißt sie in den Scone, und der Duft von Zimt und Muskat zieht durch die Luft. Tess deutet auf den anderen Scone auf dem Teller. »Du solltest etwas essen. Du bist viel zu dünn.«
    Ich entfache ein Schwefelholz an der Zunderdose und zünde die Gaslampen zu beiden Seiten des Kamins an. So haben wir zumindest die Illusion von Wärme. Es ist eiskalt ohne ein Feuer im Kamin, trotz des Zischens der Heizung. »Weichst du meiner Frage etwa aus?«
    »Nein. Na ja, vielleicht doch.« Tess hält mir den Scone hin, und ich lasse mich neben sie aufs Sofa fallen. »Du machst dir ständig Sorgen um uns. Darf ich mich nicht auch ein bisschen um dich sorgen?«
    »Nein.« Aber um sie zu beschwichtigen, beiße ich einmal in den Scone. »So. Jetzt erzähl.«
    »Es war nicht gerade schön.« Tess seufzt und bindet die rosafarbene Schleife an ihrem Zopf neu, als wollte sie meinem Blick ausweichen. »Nachdem du weg warst, ist Maura fast eine ganze Woche in ihrem Zimmer geblieben. Dann haben Elena und sie sich um die Wette angebrüllt. Maura war … ich habe sie noch nie so wütend erlebt. Vater ist sogar gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Daraufhin hat Maura Gedankenmagie bei ihm angewandt, um ihn vergessen zu lassen, was er gehört hatte, und danach war sie irgendwie anders. Letzte Woche habe ich sie dabei erwischt, wie sie an John und Mrs O’Hare geübt hat.«
    »Was?«, keuche ich. Die O’Hares arbeiten seit unserer frühesten Kindheit als Haushälterin und Kutscher für uns; sie gehören praktisch zur Familie.
    »Ja.« Unglücklich sieht Tess mich mit ihren grauen Augen an. »Und ich glaube, es war nicht das erste Mal. Ich weiß nicht, wie oft sie es vorher schon gemacht hat, ohne dass ich es gemerkt habe. Sie wollte es mir nicht verraten.«
    »Und was hat sie zu ihrer Verteidigung gesagt?« Ich lege den angebissenen Scone auf den Teller zurück.
    Tess zuckt mit den Schultern. »Sie fand nicht, dass sie irgendetwas Falsches getan hätte. Sie sagte, sie müsse an mehreren Objekten üben, die sich nicht zur Wehr setzen können. Ich habe ihr gesagt, wenn sie es jemals wieder macht, würde ich für den Rest meines Lebens nicht mehr mit ihr reden.« Im Gegensatz zu Maura ist so etwas bei Tess keine leere Drohung. »Sie hat geschworen, es nicht wieder zu tun.«
    »Geht es den O’Hares gut?« Ich fahre die in die Armlehne geritzte Ananas nach.
    »Anscheinend schon. Ich mache mir viel mehr Sorgen um Maura. Sie ist inzwischen richtig besessen von Magie. Auf dem Weg hierher hat sie Elena die ganze Zeit über die Schwesternschaft ausgefragt, wenn sie nicht gerade mit Paul geschäkert hat. Als ob sie hofft, sie könne die verkündete Schwester sein, wenn sie sich nur genug Mühe gibt.« Tess beißt sich auf die Lippe. »Ich glaube nur nicht, dass die Prophezeiungen so funktionieren. Ich habe keine Ahnung, was Maura macht, wenn sie es nicht ist.«
    »Noch wütender werden? Ich dachte eigentlich, wir hätten gestern Abend einen Waffenstillstand ausgehandelt, aber sie hat mich seitdem überhaupt nicht beachtet.« Ich lasse die Schuhe fallen und ziehe wie Tess die Beine an, sodass sie unter meinen Röcken verschwinden. »Gefällt es dir hier nicht?«
    »Doch, es ist großartig. Sehr … heimelig.« Tess betrachtet den Salon und verdreht die Augen.
    »Ich meine es ernst!«, protestiere ich. Ich kann regelrecht spüren, wie die Schulleiterinnen von den Porträts auf mich herabblicken und meinen Gefühlsausbruch missbilligen. Es kommt mir sehr unwahrscheinlich vor, dass ich eines Tages ihre Nachfolge antreten werde.
    »Ich bin doch erst einen Tag hier«, sagt Tess. »Ich habe mir noch keine Meinung gebildet.«
    »Ich würde es nicht aushalten, wenn du auch noch böse auf mich wärst.« Ich glätte die Rüschen an meinem blau karierten Kleid. »Ich weiß, dass du lieber zu Hause bei Vater geblieben wärst und …«
    »Ich kann verstehen, warum du uns hast kommen lassen«, unterbricht Tess mich. »Es wird mir schon gefallen. Es ist nur alles ein bisschen überwältigend. Ich bin es nun mal gewöhnt, dass wir unter uns sind. Ich habe das Gefühl, hier starren mich alle an.«
    Tess trägt ein neues blaues Kleid mit rosa- und lilafarbenen Punkten. Mit den rosafarbenen Schleifen in

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