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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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hineinschmuggeln, damit sie Brenna zum Schweigen bringt.«
    Tess klopft sich wiederholt mit dem Brief auf ihr gepunktetes Knie. »Wenn Brenna aufhört, ihnen ihre Vorhersehungen zu verraten, werden sie sie ebenfalls foltern. Sie ist nur so lange davor sicher, wie sie den Brüdern von Nutzen ist.«
    Ich verziehe unwillkürlich das Gesicht, als ich mir vorstelle, wie die Brüder Brenna die Finger abschneiden. Ihr die Beine brechen.
    Maura klopft mit ihrem schwarzen Schuh auf den Boden. Mit gespielter Gleichgültigkeit sagt sie: »Dann wäre es eine Erlösung für sie, ihr Leiden zu beenden.«
    Ungefähr eine Minute ist es absolut still im Raum. Eine Kutsche fährt vorbei; ich kann das Rattern der Räder und das Klappern der Hufe hören. Tess sitzt ganz steif da, ihre Schultern sind angespannt. »Du willst sie umbringen?«, fragt sie leise.
    »Ich will es nicht, aber … was für ein Leben hat sie schon an diesem Ort?« Mauras aufgesetzte Unbekümmertheit ist auf einmal verflogen, als sie mich mit ihren blauen Augen hoffnungsvoll anschaut. In dem Moment sieht sie wieder aus wie meine kleine Schwester, mit ihrem herzförmigen, offenen Gesicht, das um Zustimmung fleht, die ich ihr nicht geben kann.
    »Es ist immer noch ihr Leben«, argumentiere ich, als mir wieder einfällt, was Schwester Sophia gestern in der Kutsche gesagt hat. »Es steht uns nicht zu, Gott zu spielen.«
    »Sie würden sie foltern, und wer weiß, was sie alles aus ihr herausbekommen? Es wäre ein schneller Tod, wenn es eine von uns machen würde. Alice sagt, Schwester Sophia könnte es praktisch mit einem Fingerschnippen erledigen.«
    Hat Schwester Sophia so etwas schon einmal gemacht – auf Befehl der Schwesternschaft getötet? Wollte sie mich davor warnen, dass die Schwesternschaft eines Tages auch von mir so etwas verlangen könnte? Bei dem Gedanken wird mir ganz übel.
    »Brenna geht es nicht gut«, sagt Tess. Sie ist ganz blass geworden. »Wer weiß, was es mit einer Person macht, wenn sie in die Zukunft sehen kann? Wir sollten es so betrachten: Was würden wir tun, wenn eine von uns dort eingesperrt wäre?«
    »Es könnte schon sehr bald eine von uns sein, wenn sie ihre Vorhersehungen nicht für sich behält.« Maura nimmt die Teetasse mit Goldrand, die sie aus dem Wohnzimmer mitgebracht hat, und trinkt einen Schluck Tee. »Brenna war auch schon vorher merkwürdig. Ich wette, ihr Verrücktsein hat viel mehr damit zu tun, dass sie Brenna ist, als damit, dass sie Vorhersehungen hat.«
    Ich verziehe das Gesicht, als mir Thomasina Abbotts Geschichte wieder einfällt. »Es könnte nicht schaden, wenn du etwas mehr Mitgefühl zeigen würdest.«
    »Wir können uns den Luxus, Mitgefühl zu zeigen, aber gerade nicht leisten.« Maura stellt ihre Teetasse scheppernd zurück auf die Untertasse. »Ihretwegen werden gerade acht unschuldige Mädchen ermordet. Wie viele Leben gefährden wir jeden Tag, indem wir Brenna schonen?«
    »Nein, Maura. Es wäre nicht richtig. Wir sind keine Mörderinnen.« Tess’ graue Augen sind ernst.
    »Vielleicht bist du noch zu jung, die Vielschichtigkeit des Ganzen zu verstehen«, bemerkt Maura.
    »Wage es ja nicht.« Tess springt auf, ihre Zöpfe fliegen um ihren Kopf. »Ich bin vielleicht jung, aber das heißt nicht, dass ich dumm wäre oder kein Recht auf eine eigene Meinung hätte.«
    Auch ich erhebe mich. »Tess hat recht.«
    »Natürlich!« Maura wirft die Hände in die Luft.
    »Was mit diesen Mädchen passiert, ist schrecklich, und ich hoffe, dass Schwester Cora und der Kriegsrat sich etwas einfallen lassen, dem ein Ende zu setzen.« Ich sehe auf den Brief in Tess’ Hand, der inzwischen etwas zerknittert ist, weil sie ihn so fest umklammert. »In der Nachricht steht, wir könnten vielleicht einen Vorteil daraus ziehen. Wir könnten die öffentliche Meinung auf unsere Seite bringen. Ich denke nicht gerne so gefühllos darüber, aber vielleicht sollten wir abwarten und …«
    »Abwarten, abwarten«, äfft Maura mich nach, und ihre blauen Augen funkeln zornig. »Du und Cora seid wirklich ein feines Gespann. Himmel, ich hoffe, ich bin die Seherin, sonst wird die Schwesternschaft niemals irgendetwas unternehmen! Du würdest dich einfach zurücklehnen und völlig sorgenfrei dabei zusehen, wie Mädchen sterben!«
    Ich trete einen Schritt vor, das Kinn hoch erhoben. »Ich sorge mich sehr wohl um die Mädchen.«
    »Du hast aber eine merkwürdige Art, es zu zeigen«, fährt Maura mich an, und dann stampft sie aus dem Zimmer und

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