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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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meisten von uns sehen sich gern auch die Nebenstraßen an. Zu wissen, wohin man will, bedeutet nicht, daß man den Weg dorthin nicht genießen kann. Hier, Johnny, mein Lieber, ich habe dir deinen Tee bereits eingeschenkt.«
    »Du bist einfach ein Schatz.«
    »Mit einem Tropfen Sahne, wie du ihn am liebsten hast.«
    »Ohne sie wäre ich vollkommen verloren«, sagte Carstairs zu Gray. »Oh, es scheint, als bekämen wir Besuch.«
    Gefolgt von Murphy, schoß Con durch die Küchentür, setzte sich vor Gray und legte ihm den Kopf in den Schoß. Noch während Gray die Hand hob, um ihm die Ohren zu kraulen, bemerkte er, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
    »Was ist los?« Er sprang so heftig auf, daß das Geschirr auf dem Tisch zu klappern begann. Murphys Augen waren zu dunkel, seine Miene war zu ernst. »Was ist passiert?«
    »Es gab einen Unfall. Brianna ist verletzt.«
    »Was meinst du damit, sie ist verletzt?« fragte er über Iris’ bedauerndes Murmeln hinweg.
    »Maggie hat mich angerufen. Brie hatte einen Unfall, als sie vom Parkplatz zu dem Laden fahren wollte, in dem Maggie mit dem Baby wartete.« Murphy nahm gewohnheitsmäßig seine Mütze ab und knetete hilflos an den Rändern herum. »Ich fahre dich nach Galway. Sie liegt dort im Krankenhaus.«
    »Im Krankenhaus.« Gray stand da und spürte körperlich, wie er alle Farben verlor. »Wie schlimm? Wie schlimm ist es?«
    »Maggie war sich nicht sicher. Sie meinte, es wäre wohl nicht allzu schlimm, aber sie hatte noch nichts Genaues gehört. Ich bringe dich nach Galway, Grayson. Ich dachte, wir nehmen deinen Wagen. Dann sind wir schneller dort.«
    »Die Schlüssel.« Sein Hirn war wie betäubt. »Ich muß die Schlüssel holen.«
    »Lassen Sie ihn nicht fahren«, sagte Iris, als Gray die Treppe hinauf in sein Zimmer schoß.
    »Nein, Ma’am, ich lasse ihn nicht fahren.«
     
    Murphy brauchte nichts zu sagen. Er nahm Gray einfach die Schlüssel aus der Hand und schob sich hinter das Steuerrad. Da Gray in tiefes Schweigen versunken war, konnte er sich ganz darauf konzentrieren, dem Mercedes die Geschwindigkeit zu entlocken, für die er gebaut worden war. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er die Kraft des Motors vielleicht genossen, jetzt wollte er nur schnell ans Ziel kommen.
    Gray hatte das Gefühl, als kämen sie nie in Galway an. Die prächtige Landschaft rauschte links und rechts an ihnen vorbei, und dennoch schien es ihm, als kämen sie einfach nicht voran. Es war wie im Kino, dachte er verschwommen, wo vor seinen Augen etwas geschah, und er nichts tun konnte, als tatenlos dazusitzen, zuzusehen und hilflos abzuwarten.
    Sie wäre nicht gefahren, wenn er sie nicht geradezu genötigt hätte, es zu tun. Aber er hatte sie so lange bedrängt, bis sie schließlich den Tag frei gemacht hatte und nach Galway gefahren war. Und jetzt war sie . . . Himmel, er wußte nicht, was ihr zugestoßen war, wie es ihr ging, und er ertrug es nicht, es sich auszumalen.
    »Ich hätte mitfahren sollen.«
    Da der Wagen mit beinahe hundertvierzig Stundenkilometern über die Landstraße raste, wandte Murphy den Blick nicht von der Fahrbahn ab, um ihn anzusehen. »Wenn du so denkst, machst du dich damit nur krank. Wir sind fast da, also werden wir gleich wissen, wie es ihr geht.«
    »Ich habe ihr das verdammte Auto gekauft.«
    »Das stimmt.« Der Mann brauchte kein Mitgefühl, dachte Murphy, sondern jemanden, der die Sache von der praktischen Seite sah. »Aber du hast nicht den Wagen gefahren, der mit ihr zusammengestoßen ist. So wie ich die Sache sehe, hätte sie mit der Rostlaube, die sie vorher hatte, noch weniger Glück gehabt.«
    »Wir wissen bis jetzt nicht, ob man überhaupt von Glück reden kann.«
    »Aber bald werden wir es wissen. Also reiß dich zusammen, bis du es weißt.«
    Sie hatten die Stadt erreicht, und so verlangsamte Murphy seine Fahrt und schob sich vorsichtig durch den dichten Verkehr. »Höchstwahrscheinlich geht es ihr blendend, und sie macht uns die Hölle heiß, weil wir extra gekommen sind.«
    Er bog in den Parkplatz des Krankenhauses ein, und als sie
aus dem Wagen stiegen, erblickten sie Rogan, der das Baby spazierenfuhr.
    »Brianna.« Mehr brachte Gray nicht heraus.
    »Es geht ihr gut. Sie wollen sie über Nacht hierbehalten, aber es geht ihr gut.«
    Grays Knie wurden so weich, daß er hilflos Rogans Arm ergriff, sonst wäre er in sich zusammengesackt. »Wo? Wo ist sie?«
    »Sie haben sie in ein Zimmer in der sechsten Etage gelegt. Maggie ist bei ihr. Ich habe
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