Töchter des Windes: Roman (German Edition)
provisorisches Gewächshaus war.
Das Gebäude war nichts besonderes, und sie war die erste, die sich diese traurige Tatsache eingestand. Der kaum einen Quadratmeter große Raum mit dem harten Lehmboden kam statt einem Gewächshaus eher einer Rumpelkammer gleich, aber zumindest hatte Murphy auf Briannas Geheiß hin große Glasfenster eingebaut und eine Heizung installiert. Die Arbeitsbänke hatte sie mit wenig handwerklichem Talent, doch großem Stolz selbst fabriziert.
Der S chuppen bot weder den Platz noch die Ausstattung, die für die Versuche erforderlich waren, von denen sie träumte, aber zumindest konnte sie ihre Samen noch vor Anbruch des Frühlings in die von einem Versand für Gartenbedarf bestellten Torftöpfe tun.
Endlich einmal hatte sie einen ganzen Nachmittag für sich allein. Gray war in seine Arbeit vertieft, und Mr. Smythe-White war mit dem Auto unterwegs und sah sich den Ring of Kerry an. Da die gesamte Hausarbeit erledigt war, ging sie nun ihrem Vergnügen nach.
Nur wenige Dinge machten sie glücklicher, als wenn sie ihre Hände in weicher Erde vergrub, und so hievte sie mit einem Ächzen einen Sack Eintopfmischung auf die Arbeitsbank.
Nächstes Jahr, versprach sie sich, richtete sie sich endlich ein professionelles Gewächshaus ein. Nicht groß, aber fein. Sie würde versuchen, aus Ablegern Pflanzen zu ziehen und Blumenzwiebeln zu treiben, so daß sie zu jeder Zeit des Jahres den Frühling im Haus hätte. Vielleicht würde sie sogar ausprobieren, ob ihr die Veredelung einiger Gewächse gelang. Im Augenblick jedoch war ihr das Bemuttern der Samen genug.
In ein paar Tagen, dachte sie und summte vergnügt zu einer Melodie aus dem Radio, wären die ersten zarten Sprosse zu sehen. Es war furchtbar teuer, den Schuppen zu beheizen, damit er die für die Keimlinge angenehme Wärme bekam, und sicher hätte sie vernünftigerweise das Geld besser für eine Überholung ihres Wagens verwendet, aber dabei hätte sie nicht annähernd soviel Spaß.
Sie säte die Samen aus, klopfte sanft die Erde fest und ließ ihren Gedanken freien Lauf.
Wie süß Gray am Vorabend gewesen war, dachte sie. Die Art, in der er sie in der Küche liebkost hatte, hatte sie weder so erschreckt noch so erregt wie sein Kuß. Es war sanft und beruhigend gewesen und so natürlich, daß sie einen kurzen Augenblick gemeint hatte, daß es zwischen ihnen eine Art von Zusammengehörigkeit gab.
Einmal, vor langer Zeit, hatte sie von derart süßen geteilten Momenten geträumt. Mit Rory, dachte sie und verspürte den altbekannten dumpfen Schmerz. Damals hatte sie geglaubt, sie würde heiraten, Kinder bekommen, die es zu lieben, und ein Heim, das es gemütlich zu gestalten galt. Sie hatte Pläne geschmiedet für ein rosiges, warmes Leben voller Glückseligkeit.
Sie war jung gewesen, und verliebt. Jung, verliebt und grenzenlos naiv.
Ihre Naivität hatte sie verloren, als ihr Herz von Rory in zwei schmerzende Hälften zerbrochen worden war. Sie wußte, daß er inzwischen in der Nähe von Boston verheiratet
und Vater mehrerer Kinder war und daß er bestimmt keinen Gedanken mehr an den süßen Frühling verschwendete, in dem sie von ihm hofiert und mit Versprechungen überschüttet worden war. In dem er ihr versprochen hatte, sie zu heiraten.
Aber das war lange her. Inzwischen wußte sie, daß Liebe nicht immer von Dauer war und daß der Mensch nicht jedes Versprechen hielt. Wenn sie immer noch einen Keim der Hoffnung in sich trug, der sich danach sehnte, zu erblühen, dann tat das niemandem weh außer ihr selbst.
»Da bist du ja!« Mit blitzenden Augen kam Maggie in den Schuppen gestürzt. »Ich habe die Musik gehört. Was in aller Welt tust du da?«
»Ich säe Blumen.« Gedankenverloren fuhr sich Brianna mit dem Handrücken über die Wange, was eine erdige Spur auf ihr hinterließ. »Mach die Tür zu, Maggie, du läßt die ganze Wärme raus. Was ist los? Du siehst aus, als ob du gleich platzen würdest.«
»Das rätst du in tausend Jahren nicht.« Lachend wirbelte Maggie in dem engen Schuppen herum, wobei sie Brianna an den Armen nahm und mit sich zog. »Los. Versuch’s.«
»Du bekommst Drillinge.«
»Nein. Gott sei Dank nicht.«
Maggies Stimmung war ansteckend genug, daß Brianna kichernd in den Rhythmus des Gehüpfes einzufallen begann. »Du hast eins deiner Glasstücke für eine Million Pfund an den Präsidenten der Vereinigten Staaten verkauft.«
»Was für ein Gedanke! Vielleicht sollten wir ihm eine Broschüre schicken.
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