Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Abbruch tat, daß sie erschauderte. »Ich habe letzte Nacht von dir geträumt, Brianna. Und heute habe ich den Traum in meinem Roman verwandt.«
Ein Großteil der Samen ergoß sich statt in die Erde auf die Arbeitsbank, und eilig schob sie sie in ihre Hand zurück. »Sie haben den Traum in Ihrem Roman verwandt?«
»Ich habe ein paar Veränderungen vorgenommen. In dem Buch bist du eine junge Witwe, die sich verzweifelt darum bemüht, auf einer zerstörten Vergangenheit etwas Neues für sich aufzubauen.«
Unwillkürlich wandte sie sich ihm zu. »Sie benutzen mich für Ihr Buch?«
»Teile von dir. Deine Augen, deinen wunderbaren, traurigen Blick. Dein Haar.« Er nahm eine Strähne in die Hand. »Dein dichtes, geschmeidiges Haar, dessen Farbe Erinnerungen an kühle Sonnenuntergänge weckt. Deine Stimme, deinen weichen Akzent. Deinen Körper, schlank und biegsam, den du mit der unbewußten Grazie einer Tänzerin bewegst. Deine Hände, deine Haut. Ich sehe dich vor mir, wenn ich schreibe, also schreibe ich über dich. Und neben deinem verführerischen Leib sind da noch deine Integrität und deine unerschütterliche Loyalität gegenüber denen, die dir wichtig sind.« Er lächelte. »Und dein Gebäck. Der Held meines Buches ist ebenso fasziniert von seiner Angebeteten wie ich von dir.«
Gray stützte seine Hände links und rechts von ihr auf die Arbeitsbank, wodurch sie gefangen war. »Und immer wieder rennt er bei ihr gegen den gleichen Schutzschild an wie ich bei dir. Ich frage mich, wie lange er brauchen wird, bis er ihn endlich überwunden hat.«
Nie zuvor hatte jemand derartige Worte zu ihr gesagt, und ein Teil von ihr sehnte sich danach, sich in sie einzuhüllen, als wären sie ein Seidengewand. Ein anderer Teil allerdings hielt ihren alten Argwohn wach.
»Sie versuchen, mich zu verführen.«
Er zog eine Braue hoch. »Und, gelingt es mir?«
»Ich bekomme keine Luft.«
»Was ein recht vielversprechender Anfang ist.« Er beugte sich dichter über sie, so daß sein Mund beinahe auf ihren Lippen zu liegen kam. »Laß mich dich küssen, Brianna.«
Und schon tat er es auf die ihm eigene langsame, eindringliche Art, die ihre Glieder weich werden ließ. Mitten auf den Mund. Es war so simpel, und doch stellte es ihre Welt auf den Kopf. So sehr, daß sie fürchtete, daß sie sich niemals wieder geraderücken ließ.
Er hatte Talent und Geduld, doch durch beides hindurch schimmerte die kaum verhohlene Leidenschaftlichkeit, die bereits zuvor an ihm zu spüren gewesen war, und genau diese Mischung war es, die sie wie eine Droge schwach und schwindlig werden ließ.
Sie begehrte ihn mit der Begierde einer Frau. Und sie fürchtete ihn mit der Furcht, wie sie nur den Unschuldigen zu eigen war.
Sanft nahm er ihre Finger, mit denen sie den Rand der Arbeitsbank umklammert hielt, öffnete sie, und während sein Mund noch über ihre Lippen strich, hob er ihre Arme an seinen Hals.
»Halt mich, Brianna.« Gott, er brauchte sie. »Küß mich wieder.«
Wie das Knallen einer Peitsche trieben seine ruhigen Worte sie an, und plötzlich erwiderte sie die Liebkosung mit wilder Willigkeit. Vor Verblüffung geriet er ins Wanken, doch dann packte er sie. Ihre Lippen waren heiß und hungrig, und ihr Körper vibrierte wie die Saite einer Harfe, an der man zupfte,
damit ein süßer Ton erklang. Der Ausbruch ihrer Leidenschaft war so wild, so unerwartet und so gefährlich, als schöbe sich glühende Lava durch die eisige Decke eines Vulkans.
Gray vernahm den elementaren Duft der Erde, den Klagegesang irischer Pfeifen aus dem Radio, den üppigen Geschmack ihres Mundes, die Schauder erregende Versuchung, nun, da er sie endlich in den Armen hielt.
Dann jedoch war er blind und taub für alles außer ihr. Ihre Hände waren in seinem Haar zu Fäusten geballt, und ihr keuchender Atem füllte seinen Mund. Mehr, er wollte mehr und krachte mit ihr gegen die Wand. Er hörte ihren schockierten, schmerzlichen und erregten Schrei und dämpfte ihn, indem er ihn und sie verschlang.
Seine Hände strichen in heißem Verlangen über ihre Haut, und statt zu keuchen stöhnte sie: »Bitte ...« Sie wollte ihn um all das bitten, was ihr bisher verwehrt gewesen war. Welche Sehnsucht, welch tiefe, mahlende, herrliche Sehnsucht rief er in ihr wach. Doch wie sie es anstellen sollte und welches Ende es nähme, das wußte sie nicht, und immer noch lauerte hinter der Sehnsucht die alte Furcht – die Furcht vor ihm, die Furcht vor sich, die Furcht vor dem, was es
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