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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eines eigenen Transportmittels enthöbe ihn der, wenn auch geringen, Belastung, sich um Tickets zu bemühen und den Launen der Fluggesellschaften ausgeliefert zu sein.
    Aber etwas zu besitzen – egal, was es war – bedeutete eine gewisse Verantwortung. Deshalb hatte er auch Autos immer nur gemietet, nie aber gekauft. Und obgleich die Ungestörtheit und Bequemlichkeit des Reisens in einem netten, kleinen Privatflugzeug bestimmt ihre Vorteile hatten, würde er das Gedränge und die Gesellschaft und all die zu erwartenden eigenartigen kleinen Pannen vermissen, die es in Linienmaschinen zu erleben gab.
    Dieses Mal allerdings vermißte er nichts, und als das Flugzeug auf die Startbahn rollte, nahm er zufrieden Briannas Hand.
    »Fliegst du gern?«
    »Ich bin noch nicht oft geflogen.« Bei dem Gedanken, daß sie gleich senkrecht in den Himmel schießen würden, machte
ihr Magen einen aufgeregten kleinen Satz. »Aber ja, ich glaube, ich fliege gern. Ich blicke gern von oben auf die Erde hinab.« Sie lächelte, während sie beobachtete, wie sich der Boden unter ihnen entfernte. Es faszinierte sie, sich vorzustellen, daß sie sich über ihrem Haus und über der vertrauten Umgebung in den Himmel erhob, durch die Wolken glitt und irgendwo anders wieder auf die Erde kam. »Ich nehme an, daß es für dich nichts Besonderes ist.«
    »Es macht Spaß, daran zu denken, wohin man fliegt.«
    »Und woher man kommt.«
    »Darüber denke ich nicht so häufig nach. Denn das gehört schließlich zur Vergangenheit.«
    Während das Flugzeug schwindelerregende Höhen erklomm, legte er eine Hand unter ihr Kinn, drehte ihr Gesicht zu sich und sah sie an. »Du hast immer noch ein schlechtes Gewissen, weil du nach Dublin fliegst.«
    »Es erscheint mir nicht richtig, einfach so alles im Stich zu lassen, und außerdem empfinde ich den Luxus, mit einem Privatflugzeug durch die Gegend zu fliegen, als dekadent.«
    »Was bestimmt an deiner katholischen Erziehung liegt.« Das Gold seiner Augen vertiefte sich. »Von diesem Phänomen habe ich schon des öfteren gehört. Wenn man nichts Konstruktives tut und sich dabei obendrein noch amüsiert, kommt man geradewegs in die Hölle, stimmt’s?«
    »Unsinn.« Sie schnaubte verärgert, weil er zumindest teilweise richtig lag. »Aber ich habe jede Menge zu tun.«
    »Und das schiebst du jetzt einfach vor dir her.« Er schnalzte mit der Zunge und betastete das goldene Kreuz, das sie an einer Kette trug. »Was bedeutet, daß du der Versuchung zu sündigen erliegst. Obwohl, was versteht man unter einer Versuchung?«
    »Dich«, sagte sie und schob seine Hand von ihrem Hals.
    »Ehrlich?« Der Gedanke gefiel ihm außerordentlich. »Das finde ich gut.«
    »Das denke ich mir.« Sie schob eine lose Haarnadel an ihren Platz zurück. »Aber das hier hat nichts mit dir zu tun. Wenn ich Schuldgefühle empfinde, dann, weil ich es nicht gewohnt bin, einfach so meine Sachen zu packen und zu verschwinden. Es gefällt mir einfach besser, wenn ich die Dinge planen kann.«
    »Aber das nimmt einem den halben Spaß.«
    »So wie ich die Sache sehe, verlängert es ihn.« Aber dann nagte sie nachdenklich an ihrer Unterlippe herum. »Ich weiß, es ist wichtig, daß ich nach Dublin zu dieser Hochzeit fliege, aber Blackthorn gerade jetzt zu verlassen ...«
    »Murphy kümmert sich nicht nur um den Hund, sondern auch um dein Haus«, erinnerte Gray. Und er war sich sicher, Murphy würde, nachdem er mit ihm unter vier Augen gesprochen hatte, besonders wachsam sein. »Und der alte Smythe-White ist längst wieder weg, so daß du dir auch um keinen Gast Sorgen machen mußt.«
    »Apropos Gäste«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er Blackthorn nach allem, was vorgefallen ist, weiterempfiehlt. Obwohl er, als ich ihm den Einbruch gebeichtet habe, furchtbar nett gewesen ist.«
    »Ihm wurde ja auch nichts geklaut. ›Reisen Sie niemals mit Bargeld in der Tasche‹«, imitierte Gray Smythe-Whites gouvernantenhaften Ton. »Das fordert Ärger geradezu heraus.«
    Wie er gehofft hatte, lächelte sie. »Vielleicht wurde ihm nichts gestohlen, aber ich bezweifle, daß er gut geschlafen hat in dem Bewußtsein, daß bei ihm eingebrochen und sein Besitz durchwühlt worden ist.« Weshalb sie sich geweigert hatte, ihm seinen Aufenthalt in Rechnung zu stellen.
    »Ach, ich weiß nicht. Ich für meinen Teil habe keine Schlafprobleme gehabt.« Er löste seinen Sicherheitsgurt und stand auf, um in die Küche zu gehen. »Dein

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