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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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ihm herausquollen. Er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    Eta. Sie konnte nicht tot sein. Ein solcher Mensch konnte gar nicht sterben. Dafür hatte sie ein zu großes Herz, eine zu große Klappe, von allem einfach zu viel. Er fühlte sich schuldig, weil er geglaubt hatte, dass sie ihn an die Polizei verraten haben könnte. Lieber Gott, sie war tot. Man hatte ihr die Kehle durchgeschnitten.
    Er konnte sehen, wie die schwarze Limousine die Straße entlanggefahren war. Er konnte den Jäger hinter dem Lenkrad sehen. Der Quadratschädel, die kleinen Augen, das große Muttermal in seinem Nacken. Er spürte wieder das blanke Entsetzen, erkannt worden zu sein. Aber der Wagen war an ihm vorbeigeglitten wie der Schatten des Todes; der Jäger hatte keinen Blick für ihn übrig gehabt.
    »Üble Gegend«, sagte Mojo, »in der üble Dinge passieren. Oder du weißt etwas, was wir nicht wissen.«
    Jace hörte kaum, was er sagte. Eta war nicht tot, weil sie in einer üblen Gegend arbeiteten. Eta war seinetwegen tot. Er wusste nicht, warum das Gewicht seiner Schuld ihn nicht auf der Stelle zermalmte.
    Er hatte die meiste Zeit seines Lebens damit verbracht, andere Menschen auf Distanz zu halten, um sich zu schützen, doch genau diese Menschen waren jetzt seinetwegen in Gefahr – oder tot. Welche Ironie des Schicksals. Die Erkenntnis hinterließ einen gallebitteren Geschmack in seinem Mund.
    »Weißt du etwas, was der Rest von uns nicht weiß, Lone Ranger?«
    Jace schüttelte den Kopf. »Nein, ich wollte, es wäre so, aber ich weiß nichts.«
    »Wie kommt's dann, dass du auf der Flucht bist? Du hast den Kerl nicht umgebracht. Du hast Eta nicht umgebracht…«
    »Du lieber Himmel, nein!«
    »Wovor läufst du dann weg?«
    »Sieh mal, Mojo, ich bin da in etwas hineingeraten, das ich selbst nicht verstehe. Die Cops würden mich liebend gern in eine Zelle stecken, und das war's dann, aber ich geh da nicht rein. Ich hab nichts Falsches getan.«
    »Aber du brauchst Hilfe?« Mojo zog die Augenbrauen hoch. »Bist du deshalb hier und redest mit mir? Du wolltest, dass Eta dir hilft, und jetzt ist sie tot. Dir zu helfen scheint einem nicht gut zu bekommen.«
    »Du weißt doch gar nicht, ob sie meinetwegen tot ist«, sagte Jace. Ich weiß es, aber du nicht. »Irgendein Junkie könnte sie umgebracht haben, um ihr den Geldbeutel zu klauen.«
    »Glaubst du das, J.C.?«
    Nein, das tat er nicht. Aber er sagte es nicht. Es hatte keinen Sinn. Mojo hatte bereits eine Entscheidung getroffen. Komisch, dass er immer noch enttäuscht sein konnte, obwohl er doch wusste, dass er von niemandem etwas erwarten konnte.
    »Ich will nichts von dir«, sagte Jace. »Und ich wollte ganz bestimmt nicht, dass so etwas passiert.«
    Er setzte sich in Richtung Silberpfeil in Bewegung.
    Mojo stellte sich ihm in den Weg. »Wo willst du hin?«
    Jace gab keine Antwort, versuchte stattdessen, um ihn herumzugehen. Mojo ließ ihn nicht vorbei und schubste ihn an der Schulter einen Schritt zurück.
    Jace stieß seine Hand weg. »Ich will dich nicht zu einem Mitwisser machen, Mojo. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    »Ich mach mir keine Sorgen um dich. Mir geht es um Eta. Mir geht es darum, was mit ihr passiert ist. Die Polizei hat nach dir gefragt, und jetzt ist Eta tot. Ich finde, du solltest mit der Polizei reden.«
    »Vergiss es.« Jace setzte seinen Helm auf, stellte den linken Fuß auf das Pedal und stieß sich ab. Als das Fahrrad langsam losrollte, schwang er sein rechtes Bein über den Sattel.
    »Dir ist es also egal, dass ihr jemand die Kehle durchgeschnitten hat?«, fragte Mojo, seine Stimme wurde lauter, wütender. Er sprang auf sein Fahrrad und fuhr neben Jace her. Sie rollten über die Gehsteigkante und überquerten die Flower Street. »Jemand muss dafür bezahlen.«
    »Aber nicht ich«, sagte Jace und begann schneller zu treten. »Ich weiß nicht, wer sie umgebracht hat, und ich kann nicht zur Polizei gehen.«
    Er hielt den Blick auf die Straße gerichtet, als er das sagte, damit Mojo nicht sehen konnte, dass er log. Er wusste verdammt gut, wer Eta umgebracht hatte. Wenn er zu den Cops ginge, könnte er sich mit einem Zeichner hinsetzen und ihm den Jäger bis hin zu dem Muttermal im Nacken beschreiben. Der Kerl hatte wahrscheinlich ein ellenlanges Vorstrafenregister. Sein Gesicht fand sich zweifellos in der Verbrecherkartei der Polizei. Jace könnte ihn im Handumdrehen identifizieren. Er könnte ihn bei einer

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