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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Lowell den Tatort verlassen haben könnten. Parker hielt vor dem Haus und ging zuerst zum Haupteingang, wo er feststellte, dass der Fischmarkt noch nicht geöffnet hatte. In der Ladezone schaufelten jedoch zwei Männer Eis in die Kühlboxen zum Frischhalten der heutigen Lieferung.
    Parker hielt seine Marke hoch. »Entschuldigen Sie, meine Herren. Ich suche Lu Chen.«
    Die Männer richteten sich sofort auf, der eine mit angstvoll geweiteten Augen, der andere mit argwöhnisch zusammengekniffenen Augen. Der erste hatte die runden, weichen Gesichtszüge eines Menschen mit Down-Syndrom. Parker wandte sich an den zweiten. »Ich bin Detective Parker, LAPD. Gibt es hier jemanden namens Lu Chen?«
    »Warum?«
    Parker lächelte. »Das war eine Frage, auf die man nur mit Ja oder Nein antworten kann. Es sei denn, Ihr Name ist Lu Chen.«
    »Lu Chen ist meine Tante.«
    »Und Sie sind?«
    »Chi.«
    »Nur Chi?«, fragte Parker. »Wie Cher? Wie Prince?«
    Ein stahlharter Blick. Kein Sinn für Humor.
    »Ist Ihre Tante da?«
    Chi stieß seine Schaufel in den Eishaufen. Wirkte nicht besonders entspannt, der Mann. »Ich sehe nach, ob sie in ihrem Büro ist.«
    »Ich komme mit«, sagte Parker. Der junge Mann schien diesen Vorschlag als Beleidigung zu empfinden. Trug seine Nase ziemlich hoch für jemanden, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Eis zu schaufeln.
    Chi kletterte auf die Laderampe, blieb dort mit in die Hüften gestemmten Händen stehen und sah Parker finster an. Nicht die richtige Gelegenheit, um den Anzug von Hugo Boss zu tragen, dachte Parker, aber so war es nun mal. Der Fehdehandschuh war geworfen.
    Parker stemmte sich hoch auf die Rampe und klopfte den Staub von seinem Anzug. Er bemühte sich, nicht das Gesicht zu verziehen, als er den schwarzen Schmutzstreifen auf seinem Jackett sah. Sein missmutig dreinblickender Führer drehte sich um und ging ihm durch einen kleinen Lagerraum und einen engen Flur zu einer Tür voran, auf der »Büro« stand.
    Chi klopfte. »Tante? Ein Detective von der Polizei will dich sprechen.«
    Die Tür öffnete sich, und eine kleine, gepflegt wirkende Frau in einer roten Wolljacke und schwarzen Hosen sah durch den Spalt. Ihr Gesichtsausdruck war genauso finster wie der ihres Neffen, aber bei ihr hatte das eher mit Stärke zu tun als mit Trotz.
    »Detective Parker, Ma'am.« Parker zeigte ihr seine Marke. »Hätten Sie einen Augenblick Zeit für mich? Ich habe ein paar Fragen an Sie.«
    »Würden Sie mir sagen, worum es geht?«
    »Ihr Auto, Ma'am. Sie besitzen einen Mini Cooper, Baujahr 2002 ?«
    »Ja.«
    Der Neffe gab ein verächtliches Schnauben von sich. Lu Chen sah ihn an. »Du kannst ruhig gehen, Chi. Ich weiß, dass du viel zu tun hast.«
    »Mehr als gewöhnlich«, sagte er. »Da uns ein Mann fehlt.«
    »Dann entschuldige uns jetzt«, sagte sie in scharfem Ton, und der Neffe drehte sich um und ging. Sie wandte sich wieder Parker zu. »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten, Detective?«
    »Nein danke. Ich habe nur ein paar Fragen. Ist der Wagen hier?«
    »Ja, natürlich. Ich parke hinter dem Haus.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich einen Blick darauf werfe?«
    »Keineswegs. Aber worum geht es denn eigentlich?«, fragte sie, während sie ihn aus dem voll gestellten Büro durch den Hinterausgang in den Hof führte.
    Parker ging langsam um den Wagen herum. »Wann sind Sie das letzte Mal damit gefahren?«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Vor drei Tagen. Ich war auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung bei Barneys in Beverly Hills. Es hat natürlich geregnet.«
    »Gestern haben Sie ihn nicht benutzt?«
    »Nein.«
    »Hat ihn jemand anderer benutzt? Ihr Neffe vielleicht?«
    »Nicht dass ich wüsste. Ich war den ganzen Tag hier. Chi war ebenfalls den ganzen Tag hier, außerdem hat er ein eigenes Auto.«
    »Könnte sich jemand ohne Ihr Wissen den Schlüssel genommen haben?«
    Jetzt fing sie an, besorgt auszusehen. »Sie hängen in meinem Büro. Was soll das alles, Detective? Habe ich gegen irgendeine Verkehrsregel verstoßen? Ich verstehe das nicht.«
    »Ein Wagen, der so aussieht wie dieser hier, wurde gestern am Tatort eines Verbrechens gesehen. Einbruch und tätlicher Angriff.«
    »Wie furchtbar. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es nicht mein Wagen war. Mein Wagen war hier.«
    Parker schob die Unterlippe vor und runzelte die Stirn. »Ein Zeuge hat sich einen Teil des Kennzeichens gemerkt. Es kommt Ihrem ziemlich nahe.«
    »Ich bin sicher, das trifft auf viele andere auch zu.«
    Sie

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