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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Gegenüberstellung identifizieren.
    Das Problem war nur, wenn er zu den Cops ging, würden sie ihn in eine Zelle stecken und nichts von dem hören wollen, was er zu sagen hatte. Sie würden ihn wegen Lenny festnageln, und er hatte für die Tatzeit kein Alibi, das von irgendjemandem bestätigt werden konnte, außer eben dem Mann, der versucht hatte ihn umzubringen. Sie würden ihn wegen des Einbruchs bei Abby Lowell festnageln. Sie würde ihn mit Freuden identifizieren. Jetzt Eta. Er wusste nicht, wann sie umgebracht worden war, wusste nicht, ob er ein Alibi hatte oder nicht. Aber eins wusste er, das, was diese drei Leute miteinander verband, war – abgesehen von dem Killer – er.
    »Du haust jetzt nicht ab«, sagte Mojo wütend, während er auf gleicher Höhe neben ihm herfuhr. »Eta ist tot. Sie hat eine Familie, Kinder…«
    »Und ich nicht, also was macht es schon, wenn ich im Gefängnis lande«, sagte Jace und warf ihm von der Seite einen Blick zu. Er richtete sich auf, ließ den Lenker los und setzte die Schwimmbrille auf, die er um den Hals hängen hatte.
    »Du interessierst dich für niemanden außer dir selbst.«
    »Du weißt nicht das Geringste von mir, Mojo. Du hast nicht die geringste Ahnung, was hier eigentlich vor sich geht. Also halt dich da raus.«
    Er stieg in die Pedale und legte einen Spurt ein, wollte Abstand zwischen sich und Mojo bringen und die Schuld, die dieser ihm zuzuschieben versuchte. Er wollte das Bild in seinem Kopf loswerden, das Bild von Eta Fitzgerald mit durchgeschnittener Kehle, wie das Leben aus ihr herauslief, auf den öligen, schmutzigen Asphalt hinter dem Büro von Speed. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie ihre letzten Minuten gewesen sein mussten, woran sie als Letztes gedacht haben mochte.
    Das Fahrrad schwankte von einer Seite zu anderen, während er immer schneller in die Pedale trat. Der neue Hinterreifen griff gut und ließ ihn dahinfliegen. An der Ecke Figueroa bog er nach rechts ab, und sofort wurde der Verkehr dichter. Lieferwagen und Müllautos und Pendler, die sich früh auf den Weg in die Stadt gemacht hatten, um das schlimmste Gedränge auf den Freeways zu umgehen.
    Der Geruch nach Abgasen, die Geräusche von quietschenden Bremsen und Dieselmotoren waren vertraut, normal. Wie die Geschwindigkeit. Wenn nichts sonst in seinem Leben normal war, so vermittelte ihm wenigstens das Gefühl, in seinem Element zu sein, Trost: Dinge fühlen, sehen, hören, riechen, die er verstand.
    Er warf einen Blick hinter sich, ob Mojo den Wink verstanden hatte und verschwunden war, aber der andere Kurier begann gerade von links aufzuholen. Jace bremste und bog um die Ecke, zurück auf die Fourth, wo sein Tag begonnen hatte. Unter der Brücke hatten sich bereits einige Kuriere eingefunden. Er nahm sie im Vorbeiflitzen nur als verschwommene bunte Flecken wahr.
    Mojo fuhr mit grimmigem Gesicht stur ganz knapp hinter ihm. Wütend machte er Jace Zeichen, stehen zu bleiben. Jace zeigte ihm den Mittelfinger und trat noch fester in die Pedale. Er war zehn Jahre jünger als Mojo, aber er war verletzt und erschöpft. Mojo war gesund und entschlossen und hatte jetzt aufgeholt, in der rechten Hand sein Bügelschloss. Er bedeutete Jace mit dem Schloss, dass er anhalten sollte, versuchte, ihn an den Straßenrand zu drängen, beugte sich nach unten und machte Anstalten, das Schloss zwischen die Speichen von Jaces Fahrrad zu rammen.
    Jace machte einen Schwenk nach rechts und sprang mit dem Silberpfeil auf den Gehweg, als sie die Olive kreuzten, was einen Autofahrer, der nach rechts in die Fourth einbiegen wollte, zu wildem Hupen veranlasste. Die Fußgänger auf dem Gehweg sprangen zur Seite und schimpften hinter ihm her. Er streifte einen Mann mit einem Starbucks-Becher in der Hand am Arm, und der Kaffee spritzte in einer Fontäne hoch.
    Mojo fuhr mit einem kleinen Vorsprung vor ihm auf der Straße weiter, den Blick auf die nächste Kreuzung gerichtet.
    Jaces Hirn stellte wie ein Computer blitzschnell eine Million winziger Berechnungen gleichzeitig an, Geschwindigkeit, Strecke, Winkel, Hindernisse.
    Das Geheul einer Sirene unterbrach seine Gedankengänge. Ein Streifenwagen mit Blaulicht näherte sich Mojo von hinten. Aus dem Lautsprecher krächzte eine Stimme: »LAPD! Ihr beiden auf den Fahrrädern. Stehen bleiben!«
    An der Kreuzung zwischen Fourth und Hill schwenkte Mojo scharf nach rechts, auf Jaces Fahrspur. Jace riss den Lenker nach links herum. Die Ampel an der Fourth war auf Gelb

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