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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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ob ich morgen früh mit allen meinen Kräften rechnen kann, oder ob ich wieder im Stich gelassen werde, weil manche Leute nicht zuverlässig sind.«
    Jace erhob sich. »Wenn du mir etwas zu sagen hast, Chi, dann sollten wir das besser draußen erledigen.«
    »Du siehst aus, als hätte das heute schon einmal jemand getan und es wäre dir nicht gut bekommen«, sagte Chi, und sein Mund verzog sich zu einem boshaften Grinsen.
    »Wenn hier jemand rausgeht, dann ist das Chi, und zwar allein«, sagte Madame Chen mit fester Stimme und starrte ihren Neffen an. »Wenn du aus diesem vollkommen unbedeutenden Grund gewartet hast, statt nach Hause zu gehen, Chi, dann scheint dir deine Zeit nicht viel wert zu sein.«
    Chi hatte seinen Blick noch immer nicht von Jace abgewandt. »Nein, Tante. Ich habe meine Zeit sehr wohl genutzt.«
    Jace sagte nichts, als Chi den Raum verließ. Er würde sich vor Madame Chen nicht negativ über den Mann äußern. Aber Chis letzte Bemerkung hinterließ ein Frösteln auf seiner Haut.
    »Es ist schwer, mich hier aufzuspüren«, sagte er ruhig. Es sei denn, Chi verriete ihn, oder jemand hätte sich das Kennzeichen des Mini Cooper gemerkt, als er von Abby Lowells Wohnung weggerast war. »Kein Mensch kennt meine Adresse hier. Aber ich möchte, dass Sie gewappnet sind, falls die Polizei auftaucht.«
    »Was hast du vor?«, fragte Madame Chen. »Wenn sie denken, du hast diesen Anwalt getötet, und du dich wie ein Schuldiger verhältst, warum sollten sie dann nach einem anderen suchen? Sie werden nur nach dir suchen. Und der wahre Mörder wird frei herumlaufen.«
    Jace legte den Kopf in die Hände und starrte auf seine Schuhspitzen. Sein Kopf pochte. Sein Knöchel pochte. Er spürte, wie die Schwellung gegen den Rand seines Schuhs drückte. Eine scheußliche Mischung aus Übelkeit und Hunger stieg in ihm auf.
    »Willst du das?«, fragte sie. »Dass dieser böse Mensch frei herumläuft und weiter so schreckliche Dinge tut?«
    Er wollte sagen, dass ihm das egal war, solange er nichts mehr mit der Geschichte zu tun hatte, solange Tyler nicht in Gefahr war, aber er wusste, dass es nicht das war, was Madame Chen hören wollte. Und er wusste, dass es auch nicht so kommen würde, egal, was er wollte.
    »Nein, das will ich nicht. Ich muss nur nachdenken, bevor ich… Ich muss mir etwas überlegen… Mir wird etwas einfallen. Ich brauche nur Zeit.«
    »Wenn die Polizei kommt«, sagte Madame Chen leise, traurig, »werde ich ihnen nichts sagen.«
    Jace sah zu ihr auf.
    »Ich bin nicht einverstanden mit dem, was du tust, JayCee, aber ich bin dir gegenüber loyal, so wie du mir gegenüber loyal bist. Und ich weiß, dass du dieses Verbrechen nicht begangen hast.«
    Sie war einer der wenigen wirklich guten Menschen, die Jace in seinem Leben jemals kennen gelernt hatte, und er brachte sie in die schreckliche Lage, für ihn lügen zu müssen. Brachte sie möglicherweise in Gefahr. Alles nur, weil er einen letzten Auftrag in der beschissensten Nacht des Jahres übernehmen musste. Ein Gefallen für Eta. Ein bisschen Kohle für sich und seinen Bruder.
    Er meinte fast Lenny Lowell zu hören, wie er sagte: Keine gute Tat bleibt ungestraft, Junge.

23
    Tyler kannte jeden Winkel in diesem Haus, von dem Versteck in der Decke des Badezimmers in ihrer Wohnung, wo Jace irgendwelche Sachen verbarg, über die Laderampe hinter dem Fischmarkt bis zu den Lagerräumen, den Schränken, dem winzigen Kabuff unter dem Küchenschrank im Aufenthaltsraum der Beschäftigten, wo sich Tyler manchmal versteckte und Chi und die anderen belauschte.
    Er war klein für sein Alter, was es ihm leichter machte, nicht aufzufallen. Noch besser wäre es gewesen, wenn er schwarze Haare gehabt und nicht wie eine gelbe Ente unter all den Chinesen aufgefallen wäre. Als er acht war, hatte er sie einmal gefärbt, er hatte sich in einer Drogerie eine Packung Haarfärbemittel gekauft, ein Sonderangebot für 3 Dollar 49 .
    Das Färben war viel schwieriger gewesen, als er gedacht hatte. Als er endlich fertig war, war sein Kopf schwarz, seine Ohren waren schwarz, sein Hals war schwarz, seine Hände waren schwarz – was daran gelegen hatte, dass ihm die Plastikhandschuhe, die der Packung beilagen, viel zu groß gewesen waren und ständig von den Händen rutschten. Das Zeug war ihm über die Stirn gelaufen, er hatte einen Streifen auf der Wange und einen Fleck auf der Nase gehabt.
    Jace hatte gesagt, dass er für ein kluges Kind manchmal ziemlichen Blödsinn anstellte, und

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