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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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in sein Zimmer, bevor Jace etwas sagen konnte. Ein paar Sekunden später kam er mit den beiden kleinen Walkie-Talkies zurück, die Jace ihm zu Weihnachten geschenkt hatte.
    »Nimm eins mit«, sagte er. »Die Batterien sind neu. Dann kannst du dich bei mir melden und ich mich bei dir.«
    Jace nahm das Funkgerät. »Ich werde mich vielleicht außerhalb des Empfangsbereichs aufhalten. Aber ich melde mich, wenn ich kann.«
    Er zog seinen Parka an und steckte das Funkgerät in eine der Taschen. Tyler ging mit ihm zur Tür.
    »Mach keinen Unfug«, sagte Jace. »Und tu, was Madame Chen sagt. Verstanden?«
    Tyler nickte.
    Jace wartete darauf, dass Tyler ihn ermahnen würde, vorsichtig zu sein, aber er tat es nicht. Er sagte auch nicht auf Wiedersehen. Er sagte überhaupt nichts.
    Jace strich seinem Bruder ein letztes Mal über die Haare, dann drehte er sich um und ging die Treppe hinunter.
    In Chinatown war es jetzt still, die Straßen glitzerten im Licht der Straßenlaternen wie schwarzes Eis. Jace stieg auf den Silberpfeil und fuhr langsam die Straße entlang. Er trat erst mit dem einen Fuß, dann mit dem anderen, ein ermüdender Aufstieg, der nirgendwohin führte. Der Silberpfeil pendelte bei jedem Tritt hin und her, bis aus der Bewegung eine vorwärts gerichtete Kraft wurde. An der Ecke bog Jace nach rechts ab und schlug den Weg Richtung Downtown ein, wo die Lichter in den Fenstern der dunklen Hochhäuser wie Sterne funkelten.
    Als Jace um die Ecke bog, bog ein paar Blocks weiter ein fünf Jahre alter Chrysler Sebring gerade um eine andere. Auf Knopfdruck setzte sich ein großes, eisernes Gitter in Bewegung, und der Wagen fuhr auf seinen Parkplatz neben einem ehemaligen Lagerhaus für Textilien, das vor dem Abriss gerettet und in schicke Lofts verwandelt worden war.
    Und noch einen Block weiter bog eine tief liegende, schwarze Limousine mit einer funkelnagelneuen Windschutzscheibe um die Ecke und fuhr eine regennasse Straße entlang, vorbei an einer Wäscherei und einem Gemüseladen und an Chens Fischmarkt.
    Parker betrat sein Loft und ließ seine Schlüssel auf den schmalen chinesischen Altartisch aus dunklem Walnussholz fallen, der in der mit Schieferplatten gefliesten Diele stand und als Ablage diente. Er warf keinen Blick in den Spiegel darüber. Er wusste auch so, dass der vergangene Tag wie Blei auf ihm lastete. Er hatte keine Kraft mehr, um Ärger oder Traurigkeit zu verspüren oder irgendetwas außer Erschöpfung.
    Der sanfte Schein der kleinen Halogenlampen, die die Bilder an den Wänden seiner Wohnung beleuchteten, begleitete ihn durch den Flur in sein Schlafzimmer und das angrenzende Badezimmer. Er drehte die Dusche auf, zog seinen Anzug aus und legte ihn über einen Stuhl.
    Er würde ihn morgen in die Reinigung bringen. Die Vorstellung, ihn noch einmal zu tragen, nachdem er hinter dem Büro von Speed gestanden und auf Eta Fitzgeralds Leiche geblickt hatte, war ihm unerträglich. Obwohl es keine dieser wirklich schaurigen Szenerien gewesen war, zum Beispiel wenn man eine Leiche fand, die tagelang in einem überhitzten Zimmer gelegen hatte, haftete an ihm der Geruch des Todes, die Erinnerung an den Tod von Eta.
    Der Dampf und der heiße Wasserstrahl spülten einen Teil davon ab – den Geruch, die Schwere der Erinnerung – und vertrieben die Kälte, die er innen und außen fühlte, so dass sich seine Muskeln etwas entspannten.
    Die Lampen neben dem Bett waren gedimmt – eine Funktion des ausgeklügelten elektronischen Systems, zu dem ihn ein Freund überredet hatte. Licht, Musik, Zimmertemperatur – alles wurde über einen Computer mit Zeitschaltuhr geregelt, so dass er niemals in eine kalte, dunkle Wohnung kam.
    Die Frau, die schlafend in seinem Bett lag, gehörte nicht dazu. Sie war aus freien Stücken gekommen, hatte ihren Schlüssel benutzt und es sich gemütlich gemacht.
    Parker setzte sich auf die Bettkante und betrachtete sie, gleichzeitig froh, überrascht und verwirrt.
    Diane öffnete die Augen und sah ihn an.
    »Überraschung«, sagte sie leise.
    »Die ist dir gelungen«, sagte Parker und strich ihr über die Haare. »Was verschafft mir die Ehre?«
    Sie rieb sich mit den Händen über das Gesicht und lehnte sich gegen die Kissen. »Ich musste den Geschmack von banalen Gesprächen auf meiner Zunge loswerden. Ich dachte, ich suche mir einen heißen metrosexuellen Typen, mit dem ich bisschen herumhängen kann.«
    Parker lächelte. »Nun ja, Baby, ich bin der König der metrosexuellen Eleganz. Ich

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