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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ihn dazu gezwungen, vermute ich. Als besonders raffinierte Folter. Damit er sich verantwortlich fühlt und sich noch mehr ängstigt.«
    »Möglich«, meinte Bannon. »Angst hat er, das steht fest.«
    Reacher nickte. »Ich glaube, diese Typen verstehen sich besonders gut auf psychologische Nuancen. Deshalb dürften einige der Drohbriefe direkt hier gelandet sein. Nichts schlimmer für Armstrong, als von den Leuten, die ihn schützen sollen, erfahren zu müssen, dass er in ernster Gefahr schwebt.«
    »Nur erfährt er’s von ihnen nicht«, sagte Neagley.
    Bannon schwieg.
    »Sonst noch was?«, fragte Stuyvesant.
    »Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass keine weiteren Drohbriefe mehr eintreffen werden«, antwortete Bannon. »Diese Männer werden zuschlagen, wann und wo sie es für richtig halten, und wollen Ihnen natürlich keinen Hinweis auf Ort und Zeitpunkt des Attentats liefern, um hinterher nicht als Versager dazustehen.«
    »Irgendwelche Vermutungen in Bezug auf Ort und Zeit?«
    »Darüber reden wir morgen Früh. Wir sind gerade dabei, eine Theorie auszuarbeiten. Liege ich richtig mit der Annahme, dass Sie morgen alle hier sind?«
    »Warum nicht?«
    »Wegen Thanksgiving.«
    »Armstrong arbeitet, also arbeiten wir auch.«
    »Was macht er?«
    »Er besucht ein Obdachlosenasyl.«
    »Ist das klug?«
    Stuyvesant zuckte mit den Schultern.
    »Keine Chance«, sagte Froelich. »Die Verfassung schreibt vor, dass Politiker am Thanksgiving Day im heruntergekommensten Teil der Stadt, den sie finden können, Truthahndinner servieren müssen.«
    »Nun, warten Sie unser Gespräch morgen früh ab«, sagte Bannon. »Vielleicht versuchen Sie dann doch, ihm das auszureden – oder die Verfassung ändern zu lassen.«
    Dann stand er auf, sammelte die Fotos wieder ein und verließ den Raum.
    Froelich setzte Neagley vor ihrem Hotel ab und fuhr danach mit Reacher zu sich nach Hause. Unterwegs war sie auffällig schweigsam. Als sie die Brücke über den Potomac erreichten, hielt er es nicht mehr aus.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Nichts«, erwiderte sie.
    »Muss irgendwas sein«, sagte er.
    Sie gab keine Antwort. Fuhr weiter und parkte zwei Straßen weit entfernt von ihrem Haus. Dann stellte sie den Motor ab, stieg aber nicht aus. Saß einfach da, starrte durch die Windschutzscheibe und schwieg.
    »Was ist?«, fragte er noch mal.
    »Ich glaube nicht, dass ich das ertragen kann«, antwortete sie.
    »Was ertragen?«
    »Du bringst dich irgendwann selbst um«, sagte sie. »Genau wie du Joe umgebracht hast.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast richtig gehört.«
    »Ich habe Joe nicht umgebracht.«
    »Er war nicht für solche Sachen geeignet. Aber er ist losgezogen und hat’s trotzdem versucht. Weil er sich ständig mit dir verglichen hat. Er ist dazu getrieben worden.«
    »Von mir?«
    »Von wem sonst? Er war dein Bruder. Er hat deine Karriere verfolgt.«
    Reacher sagte nichts.
    »Warum müsst ihr so sein ?«, fragte sie.
    »Wir?«, fragte er zurück. »Wer wir?«
    »Ihr Männer«, erwiderte sie. »Ihr Soldaten. Ihr müsst euch immer kopflos ins Verderben stürzen.«
    »Tu ich das?«
    »Du weißt, dass es so ist.«
    »Ich bin nicht derjenige, der geschworen hat, eine für irgendeinen wertlosen Politiker bestimmte Kugel abzufangen.«
    »Ich auch nicht. Das ist nur so eine Redewendung. Und nicht alle Politiker sind wertlos.«
    »Würdest du also eine für ihn bestimmte Kugel abfangen oder nicht?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht.«
    »Und ich stürze mich nicht kopflos in irgendwas.«
    »Doch, das tust du. Du bist herausgefordert worden. Und natürlich wirst du dich der Herausforderung stellen.«
    » Willst du, dass ich weggehe? Oder willst du diese Sache aus der Welt schaffen?«
    »Das kannst du nicht wie ein brunftiger Hirsch ausmachen.«
    »Warum nicht? Früher oder später geht’s darum, wer den Sieg davonträgt – wir oder sie. Das ist eine Tatsache. So ist’s immer. Wozu sich was vormachen?«
    »Wozu Ärger suchen?«
    »Ich suche keinen Ärger. Ich sehe das nicht als Ärger .«
    »Nun, was ist es sonst?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Du weißt es nicht?«
    Er überlegte.
    »Kennst du irgendwelche Anwälte?«, fragte er.
    »Irgendwelche was?«
    »Du hast gehört, was ich gefragt habe.«
    »Anwälte? Soll das ein Witz sein? In dieser Stadt. Hier wimmelt es von Anwälten.«
    »Okay, stell dir also einen Anwalt vor. Zwanzig Jahre nach dem Studium, reichlich Berufserfahrung. Jemand fragt ihn: Können Sie dieses etwas komplizierte Testament

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